Jackson Irvine: Ein St. Paulianer macht Australien stolz
Während Deutschland nach Hause fährt, steht Außenseiter Australien zum zweiten Mal nach 2006 in einem WM-Achtelfinale und trifft nun auf Argentinien. Ein Eckpfeiler der Socceroos ist Jackson Irvine vom Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli, der schon beim "Sommermärchen" vor 16 Jahren in Deutschland mitfieberte.
"Ich war 2006 in Deutschland als Kind, als Fan dabei. Diese Mannschaft hat eine ganze Generation inspiriert", sagte Irvine nach dem 1:0-Erfolg seiner Australier im letzten Gruppenspiel gegen Dänemark und dem Einzug in die Runde der letzten 16 ergriffen. Auch ihn, der damals 13 Jahre alt war. Nun hat der 29-Jährige selbst australische Fußball-Geschichte geschrieben. "Dass wir für viele Kinder vielleicht dasselbe getan haben, ist überwältigend. Das macht uns so stolz."
"Ich bin stolz, den FC St. Pauli im Achtelfinale zu repräsentieren." Jackson Irvine
In Katar können die Australier nun Historisches leisten und ins Viertelfinale einziehen. Die Hürde ist allerdings hoch, geht es am Sonnabend (20 Uhr, im NDR Livecenter) doch gegen Messis Argentinien. Irvine und Co. sind bereit: "Jetzt gilt es, sich zu erholen und bereit zu machen für den Kampf unseres Lebens in der Runde der letzten 16."
Die Mittelfeldmaschine der Socceroos dachte nach dem Triumph gegen Geheimfavorit Dänemark nicht nur an den Ausnahmezustand in Australien, sondern auch an seine zweite Heimat Hamburg. "Ich bin jeden Tag stolz darauf, ein Spieler des FC St. Pauli zu sein und ich hoffe, ich habe auch alle stolz gemacht", sagte der Kapitän der Kiezkicker.
Kiez-Bewohner ohne Berührungsängste
Beim St. Pauli hat sich der 1,89-Meter-Schlacks, der 2021 aus Edinburgh ans Millerntor gewechselt war, in rasender Geschwindigkeit in die Herzen der Fans gespielt. Auf dem Platz ein Kämpfer, abseits des Rasens ein ganz normaler Kiez-Bewohner ohne Berührungsängste, der mit Bus und Bahn zum Training fährt: Mit Irvine und dem FC St. Pauli scheinen sich zwei gefunden zu haben, bei denen es passt.
Nicht von ungefähr trägt der Australier zusammen mit Leat Paqarada die Binde und hat kurz vor der WM seinen ohnehin noch bis 2024 datierten Vertrag vorzeitig verlängert. Über die neue Laufzeit machte der Fußball-Zweitligist keine Angaben.
Dass Irvine zusammen mit seinen australischen Teamkollegen und dem Verband vor der WM in Katar auch politisch Stellung bezogen und die Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberland verurteilt hat, dürften die St.-Pauli-Fans ebenfalls goutiert haben. "Für uns war es wichtig, das zu tun, bevor wir dort hinfahren", hatte Irvine dem NDR gesagt. "Denn wenn wir in Katar ankommen, hat Fußball Priorität."
"Wir haben keine Superstars oder Weltklasse-Spieler"
Und das mit Erfolg. Dabei tritt die Mannschaft aus Down Under mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln an. Ebenso wie Irvine spielen mehrere Australier mit ihren Clubs nur zweitklassig. "Die haben Spieler vom FC Barcelona und ich spiele in Deutschland in der Zweiten Liga", scherzte der Mittelfeldmann nach dem Sieg über die Dänen. Die Socceroos hätten zwar "keine Superstars oder Weltklasse-Spieler, aber wir haben großes Vertrauen ineinander und in die Unterstützung eines jeden".
Ob das auch gegen Argentinien ausreicht? Australiens Premierminister Anthony Albanese hat Irvine und Co. jedenfalls eine Portion Extra-Motivation nach Katar gesandt. Für den Fall des Titelgewinns stellte der Staatschef einen zusätzlichen Feiertag in Aussicht. Ob ernst gemeint oder nicht, fest steht: Die Nation fiebert mit und St. Paulis Kapitän hat ein Ziel. "Wenn ich heimkomme, will ich in lauter glückliche Gesichter schauen. Wir wollen unseren Traum wahr machen."