Hansa-Sportchef Shapourzadeh: "Brauchen Jungs, die für den Verein brennen"
Zweitliga-Absteiger FC Hansa Rostock hat am Dienstag Amir Shapourzadeh als neuen Direktor Profifußball vorgestellt. Der Deutsch-Iraner soll beim künftigen Drittligisten den Neuaufbau gestalten. Seine dringlichsten Aufgaben: die Trainersuche und der Umbau des Kaders.
Nach dem von Krawallen begleiteteten Gang in die 3. Liga am Pfingswochenende haben die Mecklenburger es sich selbst zur Aufgabe gesetzt, sich neu zu erfinden. Ein neuer Trainer soll kommen, ebenso ein neuer Vorstandschef, zudem sollen die Strukturen rund um die Profi-Fußballabteilung anders organisiert werden.
Vieles soll also neu werden beim FC Hansa. Alles klappt bei einem so groß angelegten Umbruch aber natürlich nicht auf Anhieb. Und so brauchte Jürgen Wehlend ein paar Sekunden zur Bedienung der Mikrofone im Presseraum.
"Wir haben nicht den nächstbesten Kandidaten ausgewählt, sondern denjenigen, der am besten zu Hansa passt." Hansa-Interimsvorstand Jürgen Wehlend
Dann aber hatte der Interimsvorstandschef die Technik im Griff und kam schnell zum Anlass der Veranstaltung im Ostsestadion: der Vorstellung von Shapourzadeh, der als Direktor Profifußball einer der wichtigsten Bausteine des Rostocker Neuaufbaus werden soll.
"Wir haben nicht den nächstbesten Kandidaten ausgewählt, sondern denjenigen, der am besten zu Hansa passt", sagte Wehlend. Die Wahl auf den Deutsch-Iraner sei nach einem längeren Prozess und einer Auswahl aus rund 50 Kandidaten erfolgt - abgewogen nach "Kompetenz und Konzepten, aber auch nach Verfügbarkeit und Machbarkeit".
Shapourzadeh: "Musste nicht zweimal überlegen"
Nun also ist der 41-Jährige, dessen Verpflichtung Mitte Mai bekanntgegeben worden war, auch offiziell das Gesicht des von Wehlend geforderten "Aufbruchs in der 3. Liga". Shapourzadeh - bis Anfang Februar Sportdirektor beim Nordrivalen VfL Osnabrück und zuletzt noch als Berater des Managements bei den Niedersachsen tätig, - sagte, er habe "nicht zweimal überlegen" müssen, als die Anfrage aus Rostock kam.
Er kennt Verein, Umfeld und Stadt aus seiner Zeit als Hansa-Spieler, es sei "eine absolute Herzensangelegenheit, wieder hier zu sein". Als Profi hatte er zwischen 2004 und 2008 in Rostock unter Vertrag gestanden und 2007 mit der "Kogge" den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga gefeiert. Er bestritt 16 Erst- und 38 Zweitliga-Spiele für die Mecklenburger.
Shapourzadeh sucht Trainer mit "viel Energie"
Nun beginnt seine zweite Phase beim FCH in neuer Funktion - und das gleich mit einer Herkulesaufgabe: der Suche nach einem Coach, nachdem der bisherige Trainer Mersad Selimbegovic nach dem Abstieg nach nur einer Halbserie freigestellt worden war. Dafür wolle er sich die nötige Zeit lassen, sagte Shapourzadeh: "Es gilt, eine gut überlegte und keine schnelle Entscheidung zu treffen."
Dabei hat der der 41-Jährige ein klares Anforderungsprofil im Kopf: "Er sollte jemand sein, der die 2. und 3. Liga kennt, Erfahrung mitbringt, viel Energie hat und einen Umbruch mitgestalten kann." Gleiches gilt aber auch für die Spieler: "Wir brauchen wieder Jungs, die leidenschaftlich für unseren Verein brennen." Eine kaum verhohlene Kritik an der bisherigen Kaderzusammenstellung seiner Vorgänger Kristian Walter und Martin Pieckenhagen.
Engere Verzahnung von Nachwuchsleistungszentrum und Profis
Klar ist für ihn, dass "wir leidenschaftlichen, intensiven Fußball spielen wollen" und einen "guten Zusammenhalt haben". Aktuell hätten sieben bis acht Spieler einen Vertrag für die 3. Liga. Die Mannschaft werde also ein "neues Gesicht" haben.
Man habe Positionsprofile erstellt, um Spieler zu scouten. Ziel sei es, den "Kader kleiner und kompakter" zu halten und enger mit dem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) zu verzahnen: Fünf Spieler aus dem NLZ sollen stets mit den Profis trainieren. Es ist der Weg, über den Shapourzadeh einst selbst bei Hansa zum Profi wurde.
Ähnliche Erfahrungen aus Osnabrück
Vor der aktuellen, "herausfordernden Situation" des Clubs schreckt der ehemalige Profi nicht zurück: "Ich denke, einfach kann jeder." Und auch wenn die ersten Tage mit vielen Gesprächen und Analysen bereits "sehr intensiv" waren, ist er sich sicher: "Wir werden eine Mannschaft zusammenstellen, die sich mit diesem Verein identifiziert."
Ein wenig kenne er die Situation aus Osnabrück, wo er ebenfalls einen großen Umbruch inklusive Trainerwechsel und vielen neuen Spielern mitgestaltet hat. Auch da sei es gelungen, "eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine zu stellen, Entscheidungen zu treffen und den Verein zu stabilisieren".
Eine Aufgabe, die der in Rostock nun sehr ähnlich ist. Und einer der Gründe, weshalb die Wahl auf ihn fiel, wie Wehlend bereits Mitte Mai gesagt hatte: "Er kennt die Zweite und Dritte Liga in Deutschland sehr genau und verfügt über die erforderliche Führungserfahrung."