HSV lernt nicht aus Fehlern - Walter für ein Spiel gesperrt
Der HSV lieferte bei der Niederlage am Sonntag beim Karlsruher SC kein gutes Bild ab - weder auf dem Platz noch an der Seitenlinie. Die Abwehr des Fußball-Zweitligisten machte einen desolaten Eindruck und Trainer Tim Walter, der die Rote Karte sah, wurde am Tag darauf vom DFB-Sportgericht für ein Spiel gesperrt.
"Das war mit das Schlechteste, was der HSV jemals auf den Platz gebracht hat in meiner Zeit. Das müssen wir uns ankreiden", fand Walter nach der 2:4-Niederlage deutliche Worte in Richtung seiner Mannschaft. "Wir haben in der ersten Halbzeit nicht stattgefunden. Das war schlecht, da brauchen wir uns gar nicht rausreden", fügte der 47-Jährige hinzu.
Walter fliegt und tippt Schiri-Assistenten an
Verbesserungswürdig ist allerdings auch das Auftreten des Übungsleiters selbst. In der hektischen Schlussphase sah Walter die Rote Karte wegen Meckerns und muss mindestens ein Spiel aussetzen. Bei seinem Abgang beschwerte er sich beim Schiedsrichter-Assistenten Christof Günsch weiter lautstark und tippte ihn mehrfach mit dem rechten Zeigefinger an dessen Schulter. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sprach am Montag ein Innenraumverbot für den Coach "wegen eines unsportlichen Verhaltens" für die Partie am Sonnabend (13 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) gegen Holstein Kiel aus.
Walter erhielt außerdem eine Geldstrafe in Höhe von 8.000 Euro. Der Trainer hat dem Urteil zugestimmt, es ist damit rechtskräftig.
"Uns werfen Niederlagen nicht um, wir stehen immer wieder auf. Wir spielen nächstes Jahr in der Bundesliga." HSV-Trainer Tim Walter
"Scharmützel zwischen beiden Bänken kommen tausendmal im Fußball vor", hatte Walter lapidar zur Szene gesagt, die zur Roten Karte führte. Er schob allerdings hinterher: "Ich habe mich bei meiner Mannschaft entschuldigt, da ich ihr in dem Moment keinen Gefallen getan habe. Da muss ich mich besser kontrollieren."
HSV-Defensive wiederholt wacklig und anfällig
Doch nicht nur Walters Verhalten, sondern auch die Art und Weise des Fußballs, die er spielen lässt, stehen nach der Partie im Karlsruher Wildpark in der Kritik - vor allem die Defensive. Gegen den KSC entlud sich in der ersten Halbzeit das, was sich beim 1:1 gegen Darmstadt und dem 3:3 in Heidenheim bereits abgezeichnet hatte: Die Abwehr des HSV ist anfällig und wacklig und bei Ballverlusten im Offensivspiel bekommen die Hamburger Probleme. Die treffsichere Offensive kaschiert die Abstimmungsprobleme im Team.
Schonlau fehlt an allen Ecken und Enden
"Bodenlos" und eine "Vollkatastrophe" nannte Doppeltorschütze Robert Glatzel die (Abwehr-) Leistung der "Rothosen" beim KSC. "Jeder hat in jedem Zweikampf den Kürzeren gezogen. Nach vorne haben wir nichts hingekriegt und hinten viel zu viel zugelassen", schimpfte der Torjäger. Der verletzte Abwehrchef und Kapitän Sebastian Schonlau fehlte den Hamburgern an allen Ecken und Enden, zudem schwächte sich die ohnehin dünn besetzte Defensive durch die Gelb-Rote Karte für Javi Montero zusätzlich. Der am Kopf verletzte und ausgewechselte Noah Katterbach könnte die Ausfallliste weiter verlängern.
Jetzt kommt "Angstgegner" Holstein Kiel
"Uns werfen Niederlagen nicht um, wir stehen immer wieder auf", gab sich Walter mit Blick auf die Zukunft kämpferisch. Und schob nach: "Wir spielen nächstes Jahr in der Bundesliga." Das soll selbstbewusst klingen, beinhaltet aber die Fallhöhe der Arroganz. Denn dass der HSV angreifbar und auch schlagbar ist, wurde am Sonntagnachmittag mehr als deutlich. Und auch, dass die Mannschaft die bekannten Probleme nicht in den Griff bekommt.
Gegen "Angstgegner" Kiel (nur ein Sieg aus den vergangenen neun Spielen) sehen sich die Norddeutschen erneut mit einem spielstarken Team konfrontiert, das allerdings in seinen Leistungen sehr schwankt und offensiv viel liegen lässt. Dennoch wird die Abwehr der "Rothosen" wieder gefordert sein - und aus Hamburger Sicht hoffentlich nicht überfordert. Walter wird seine Spieler vorher nur einstellen können, wo er die Partie verfolgt, ist noch nicht klar.