HSV in Elversberg: Klappt's diesmal auch gegen die "Kleinen"?
Der HSV gastiert in der 2. Liga heute bei der SV Elversberg. Die Unterschiede zum Aufsteiger könnten größer kaum sein. Wollen die Hamburger den guten Saisonstart veredeln, dürfen sie nicht wie in vergangenen Jahren wieder gegen einen Underdog patzen.
Die leichten Spiele für die Mannschaft von Trainer Tim Walter sind vorbei. Schalke 04, Karlsruhe, Hertha BSC, Hannover 96 und die bisher so starken Rostocker waren die Gegner an den ersten fünf Spieltagen. Das Auftaktprogramm des HSV hatte sowohl von den Namen als auch vom sportlichen Wettbewerb her permanenten Spitzenspiel-Charakter. Mit 13 Zählern hat sich die Mannschaft sehr gut geschlagen - und kontinuierlich gesteigert. Gab es zu Beginn der Spielzeit noch wilde Partien mit Tonnen an Toren und Gegentreffern, blieb das Team zuletzt dreimal in Serie ohne Gegentreffer.
Gegen Gegner wie Elversberg strauchelte der HSV häufig
Insbesondere die Neuzugänge Dennis Hadzikadunic und Ignace van der Brempt haben neue defensive Stabilität und Souveränität gebracht. Fast noch wichtiger aber sind die Seriosität und Intensität, mit der die gesamte Mannschaft zuletzt verteidigt hat. Und genau darauf wird es heute (13 Uhr, im NDR Livecenter) im Saarland nochmal verstärkt ankommen.
Für die SVE ist die Partie zu einem frühen Zeitpunkt eines der absoluten Saison-Highlights. Etwas, das die Hamburger zwar kennen, wenn sie in die entlegeneren Regionen Fußball-Deutschlands reisen. Etwas, mit dem sie in den vergangenen Jahren aber in aller Regelmäßigkeit auch überhaupt nicht umzugehen wussten - und so wiederholt wichtige Punkte für ihre Aufstiegsträume liegen ließen. Aue, Sandhausen, Regensburg, Würzburg: Die Liste ist lang. Und aus HSV-Sicht schmerzhaft.
Duelle mit drei Aufsteigern in vier Wochen
Nun kann der einstige Bundesliga-Dino zeigen, dass er aus den Patzern der Vorjahre gelernt hat. Heute in Elversberg, eine Woche später in Osnabrück - noch einmal zwei Wochen später in Wiesbaden: Der HSV reist binnen vier Wochen zu den drei Aufsteigern. Auf dem Papier ist das Walter-Team dreimal klarer Favorit, der Gegner als Underdog besonders motiviert. "Wenn wir kommen, herrscht überall Euphorie", sagt der 47-Jährige, dem ohnehin "Energie wichtiger als Euphorie" ist.
Und diese Energie verspürt Walter aktuell auf dem Trainingsplatz: "Es ist eine Freude und Bereitschaft da, die mir Spaß macht. Sie wollen kicken und werfen im Training alles rein", sagte der Coach über seine Spieler. Er ist zuversichtlich, dass seine Spieler die Duelle mit den "Kleinen" der Liga genauso intensiv und seriös angehen werden wie gegen die Spitzenteams.
Das Stadion an der Kaiserlinde in Elversberg bietet 10.000 Zuschauern Platz. In etwa so viele also wie das Volksparkstadion Stehplätze hat. Etwas höher als die Stadionkapazität ist die Einwohnerzahl der Doppelgemeinde Spiesen-Elversberg: knapp 13.000.
"Wir wissen, was auf uns zukommt." HSV-Trainer Tim Walter
Eine Art "Pokalatmosphäre" im Ligabetrieb also? Für Walter kein Thema. Er sieht seine Mannschaft gut vorbereitet, "weil wir wissen, was auf uns zukommt" und lenkt den Blick auf das Sportliche: Die Stärken des Teams seines Pendants Horst Steffen sieht er im Umschaltspiel, erkennt aber auch, dass "sie den Ball gerne haben wollen" - Elversberg ist Sechster in der Ballbesitzstatistik - und "guten Fußball spielen".
Hamburger könnten Startrekord egalisieren
Bei allem Lob für den kommenden Gegner ("Sie spielen in der gleichen Liga wie wir und sind zurecht da."), richtet der Coach auch vor diesem Spiel schnell wieder den Fokus auf die eigene Entwicklung. "Wir haben zuletzt sehr gut verteidigt, sind in 1:1-Duellen besser geworden, haben geduldig gespielt, entspannter, und nicht zu schnell Ergebnisse erzwingen wollen", sagte er. Daran gilt es heute anzuknüpfen, wenn die Hamburger ihren Zweitliga-Startrekord aus der Spielzeit 2020/2021 mit einem weiteren Dreier egalisieren könnten (16 Punkte nach sechs Partien).
Personell ist die Situation für Walter im Vergleich zum Rostock-Spiel unverändert. Verteidiger Guilherme Ramos ist nach der Roten Karte aus der Hannover-Begegnung noch gesperrt, Kapitän Sebastian Schonlau aber hatte gegen Hansa zuletzt nach wochenlanger Verletzung neben Hadzikadunic ohnehin ein solides Comeback gefeiert. Im Mittelfeld steht weiter einer der Länderspiel-Rückkehrer im Blickpunkt: Laszlo Benes, der in vier Spielen mit fünf Toren und zwei Vorlagen beste Scorer seines Teams, hatte unter der Woche auch mit einer Vorlage für die Slowakei gegen Liechtenstein geglänzt.
Walter freute sich, dass alle Nationalspieler der Hamburger von ihren Reisen rechtzeitig und gesund zurückgekehrt sind. "Sie waren heute alle auf dem Platz, das ist wichtig für unsere Vorbereitung", sagte er am Donnerstag. In der standen unter anderem Standards und "intensive Zweikämpfe in der Box" auf dem Programm. Dinge also, die, will der HSV seine neue Seriosität auch an der "Kaiserlinde" bestätigen, von elementarer Bedeutung sein werden.
Mögliche Aufstellungen:
SV Elversberg: Kristof - Sickinger, Jäkel, Conrad - Vandermersch, Jacobsen, Sahin, Neubauer - Wanner, Faghir, Rochelt
Hamburger SV: Heuer Fernandes - van der Brempt, Hadzikadunic, Schonlau, Muheim - Meffert - Reis, Benes - Jatta, Glatzel, Dompé