HSV heute gegen Kiel: Hält Holsteins Volkspark-Serie, ist der Aufstieg nah
Der HSV empfängt heute Abend Zweitliga-Tabellenführer Holstein Kiel zum Topspiel. Während für die Hamburger im Kampf um die Relegation ein Sieg Pflicht ist, kann die KSV mit einem Erfolg einen weiteren Schritt in Richtung Bundesliga-Aufstieg machen. Zumal sie besonders gerne im Volksparkstadion spielt.
Am Donnerstagvormittag riefen die "Rothosen" auf Twitter-Nachfolger "X" die Anhänger dazu auf, "Mutmacher" für die Partie gegen die Schleswig-Holsteiner unter ein Bild der Arena in Bahrenfeld zu posten. Einer der ersten Einträge: das lakonische "Nur noch fünf Spiele. Dann ist auch diese Saison endlich beendet" eines Nutzers.
Drumherum vor allem Kommentare, die als kraftmeiernd oder kämpferisch kategorisiert werden können. Insofern geriet der Aufruf vor dem Nordduell heute Abend (20.30 Uhr, im NDR Livecenter) - gewollt oder nicht - zu einer Art Zustandsbeschreibung der Fanseele am Ende einer Spielzeit, die für alle, die es mit dem Club halten, erneut in einer Enttäuschung enden könnte.
Steigen Kiel und St. Pauli auf, wird der HSV Zweitliga-Dino
Eine Saison zumal, an deren Ende der HSV - einstiger Bundesliga-Dino - zum Zweitliga-Dino werden könnte, sollte das Team von Trainer Steffen Baumgart den Sprung in die Beletage des deutschen Fußballs zum dann sechsten Mal verpassen. Es wäre eine Ausbaustufe der bisher verpassten Aufstiege, eine Art Enttäuschung 6.0.
Düsseldorf legt vor
Fünf Spieltage vor Schluss ist das ein durchaus realistisches Szenario angesichts von sechs Zählern Rückstand in der Tabelle auf Fortuna Düsseldorf (1:0-Sieg gegen Fürth) auf Relegationsrang drei - sowie acht respektive neun Punkten auf Stadtnachbar St. Pauli und Holstein auf den direkten Aufstiegsplätzen.
Für den HSV ist ein Sieg gegen Kiel Pflicht
Umso bedeutender ist aus Hamburger Sicht ein Erfolg gegen den Nordrivalen am Sonnabend: Mit dem ersten Sieg im Volkspark gegen Kiel in der Zweitliga-Geschichte überhaupt könnte das Baumgart-Team das Aufstiegsrennen noch einmal verdichten - und seine eigenen Chancen im Kampf um Rang drei am Leben halten.
Im Falle eines Sieges der "Störche" würden die Schleswig-Holsteiner einen weiteren großen Schritt in Richtung des ersten Bundesliga-Aufstiegs machen. Und der HSV könnte langsam, aber sicher die Planungen für die dann siebte Zweitliga-Saison intensivieren.
Hadzikadunic und van der Brempt kehren zurück
Baumgart beschäftigt das aktuell nicht. Der 52-Jährige bleibt auch nach dem mit viel Willenskraft in Unterzahl erkämpften 2:2 in Magdeburg bei seinem Credo, "die eigenen Hausaufgaben machen zu müssen". Die habe man im bisherigen Saisonverlauf "nicht gut genug gemacht", sagte er.
Um das nachzuholen und zumindest die Chance auf die Versetzung in die höchste Spielklasse durch "Nachsitzen" in der Relegation zu erhalten, stehen ihm gegen Kiel immerhin drei seiner besten Schüler wieder zur Verfügung: Torjäger Robert Glatzel, Rechtsverteidiger Ignace van der Brempt und Innenverteidiger Dennis Hadzikadunic.
Glatzel im Sturmzentrum
Während Glatzel und Hadzikadunic sicher in der Startelf stehen werden, sei dies bei van der Brempt eine denkbare Option. Wobei Baumgart sich auch die zuletzt aus der Not heraus gewählte Variante mit Ludovit Reis als Rechtsverteidiger offenhielt, der bei eigenem Ballbesitz ins Mittelfeldzentrum vorrückte.
Die KSV zeichne "eine klare Struktur mit sehr guten Abläufen" und schnellem Umschaltspiel aus. "Wir werden eine überragende Leistung bringen müssen", eine "Leistung, die uns berechtigt, das Spiel zu gewinnen", sagte Baumgart.
Die KSV ist in der 2. Liga im Volkspark unbesiegt
Allerdings steht eine Statistik dagegen: In bisher fünf Partien seit dem HSV-Abstieg 2018 haben die Schleswig-Holsteiner noch nicht in der Arena in Bahrenfeld verloren. Zwar gewannen sie auch nur einmal - gleich beim ersten Zweitliga-Spiel der Club-Historie übertölpelte Holstein die Hamburger im Volkspark mit 3:0 -, errang aber auch einige für die "Rothosen" sehr schmerzhafte Remis.
Zum Beispiel am 30. Spieltag der Saison 2019/2020, als Lee Jae-Sung mit seinem Ausgleichstreffer zum 3:3 in der Nachspielzeit den Aufstiegsambitionen der Hamburger einen schweren Schlag versetzte. Oder in der vergangenen Spielzeit, als der damalige KSV-Keeper Robin Himmelmann die Kontrahenten in Serie entnervte und ein 0:0 festhielt. Es waren zwei Punkte, die dem HSV am Ende der Spielzeit beim Drama in Sandhausen bitter fehlten.
Holstein mit fünf Zu-Null-Siegen in Serie
Können die "Störche" am Sonnabend ihre Volkspark-Serie fortsetzen und ein weiteres Mal für Hamburger Herzschmerz sorgen? Der aktuelle Lauf der KSV, die am Donnerstag von der Deutschen Fußball Liga (DFL) unter Auflagen bei Stadion- und Medieninfrastruktur die Lizenz für Bundesliga und 2. Liga erhielt, spricht dafür. Die vergangenen fünf Begegnungen gewannen die Kieler samt und sonders - bei einem Torverhältnis von 13:0. Zuletzt fertigten sie Nürnberg und Osnabrück jeweils mit 4:0 ab.
Angesichts des "Rückenwindes der vergangenen Partien" sagte Trainer Marcel Rapp trotz des "sehr guten Gegners" denn auch selbstbewusst: "Es liegt an uns, was wir daraus machen." Zuletzt war das sehr viel, gerade auch weil seine Mannschaft mit einer "hohen Intensität im Spiel mit und gegen den Ball" agierte und sich durch ein sehr gutes Positionsspiel auszeichnete. Darauf werde es auch am Sonnabend ankommen.
"Wir sind selbstbewusst, wissen aber auch, was wir dafür tun müssen, um die drei Punkte zu holen." Holstein-Coach Marcel Rapp
Dennoch sieht er sein Team nicht als Favorit. "Wenn jemand sagt, dass Kiel in Hamburg Favorit ist, dann ist das erst einmal ein ganz großes Kompliment für den ganzen Verein für die ganze Saison, die wir bisher abgerissen haben", hatte er unter der Woche bereits betont. Beim genaueren Blick sei das nicht so, "wenn man das Stadion sieht, wenn man die beiden Mannschaften sieht, die gegeneinander spielen".
Trotzdem fahre man nach Hamburg, "um drei Punkte zu holen, weil wir wissen, was wir können. Wir sind selbstbewusst, wissen aber auch, was wir dafür tun müssen, um die drei Punkte zu holen."
Hohes HSV-Verteidigen als Kieler Chance?
Der 45-Jährige kann dabei bis auf den Langzeitverletzten Colin Kleine-Bekel (Kreuzbandriss) personell aus dem Vollen schöpfen. Den HSV erwartet er "sehr aggressiv", da "müssen wir einiges dagegenhalten". Dass die Hamburger sehr hoch nach vorne verteidigen, sieht er gleichermaßen als "große Aufgabe, aber auch als Chance" für sein Team, das sich zuletzt im Umschaltspiel sehr effektiv zeigte.
Es war ein Faktor beim 4:2-Sieg im Hinspiel. Und es könnte am Sonnabend ein Faktor sein, der den "Störchen" hilft, ihre Volkspark-Serie auszubauen und einen weiteren Schritt in Richtung Bundesliga zu gehen. Was wiederum den HSV-Anhänger in seiner lakonischen Sicht auf den Zustand seines Clubs Mitte April 2024 bestätigen würde.
Mögliche Aufstellungen:
Hamburger SV: Raab - van der Brempt, Hadzikadunic, Schonlau, Muheim - Meffert - Reis, Benes - Jatta, Glatzel, Dompé
Holstein Kiel: Weiner - Becker, Erras, Ivezic - Porath, Sander, Holtby, Rothe - Skrzybski - Bernhardsson, Machino