Meffert-Tor rettet HSV in letzter Sekunde Remis in Magdeburg
Der HSV hat im Aufstiegskampf der 2. Liga einen erneuten Rückschlag hinnehmen müssen, beim 2:2 beim 1. FC Magdeburg aber großartige Moral gezeigt. In Unterzahl holten die Hamburger einen Zwei-Tore-Rückstand auf. Fortuna Düsseldorf ist als Tabellendritter nun aber schon drei Punkte entfernt und hat zudem die weitaus bessere Tordifferenz.
Jonas Meffert sorgte am Sonntagnachmittag in der vierten Minute der Nachspielzeit mit dem Ausgleich dafür, dass die Hoffnungen des HSV auf den Relegations-Hattrick keinen noch größeren Dämpfer erhielten. Wie ein Aufstiegskandidat präsentierte sich das Team von Coach Steffen Baumgart gegen die zuvor fünfmal in Folge sieg- und torlosen Sachsen-Anhaltiner aber lange Zeit nicht. Zudem mussten die Norddeutschen nach einer Roten Karte gegen Guilherme Ramos (24.) früh in Unterzahl agieren.
"Die Mannschaft hat so eine geile Moral gezeigt. Es hat einfach Spaß gemacht heute." Jonas Meffert, HSV-Torschütze zum 2:2
Der FCM ging durch zwei Elfmetertore von Mohammed El Hankouri (26., 45.+7) mit 2:0 in Führung und hatte anschließend viele Chancen, um die Vorentscheidung herbeizuführen. Mit viel Glück und dank großer Moral blieb der HSV im Spiel. Sebastian Schonlau (67.) und besagter Meffert sorgten mit ihren Treffern zumindest noch für ein halbes Hamburger Happy End.
"Wir nehmen das wirklich als Teilerfolg mit, auch wenn uns heute oder spätestens morgen erklären werden, dass wir zwei Punkte verloren haben. Ich werde das anders erklären", sagte Baumgart im NDR Interview. Er lobte seine Mannschaft für die Aufholjagd: "Hut ab davor, dass die Jungs solche Moral bewiesen haben und die Eier gehabt haben, so nach vorne zu spielen."
Pherai vergibt frühe Führung - Nemeth ein Totalausfall
Der HSV zeigte an diesem freundlichen Frühlingsnachmittag in Magdeburg bis zur Roten Karte gegen Ramos eine vernünftige Leistung. Die Baumgart-Elf lief die Hausherren früh an, eroberte viele Bälle, war dann allerdings mit ihrem Latein auch am Ende. Mit Ausnahme eines harmlosen Abschlusses von Immanuel Pherai in der ersten Minute kam von den Gästen offensiv lange Zeit nicht viel. In der Vorwärtsbewegung mangelte es den Hamburgern im letzten Drittel des Feldes an Entschlossenheit und Ideen.
Zudem fehlte in vorderster Front ein Abnehmer für die Hereingaben. Andras Nemeth, der erneut den angeschlagen auf der Bank sitzenden Torjäger Robert Glatzel als Mittelstürmer vertrat, war kein Faktor, ein Phantom - ein Totalausfall.
Ramos sieht nach Notbremse Rote Karte
Selbiges traf auch auf Ramos zu. Nur, dass der so häufig ungelenke Portugiese seiner Mannschaft auch noch entscheidend schadete. Erst beging er bei einem langen Ball einen Stellungsfehler, dann versuchte er den davonrennenden Luca Schuler mit den Armen zu stoppen. Da Ramos letzter Mann war und er den Regelverstoß im Strafraum beging, gab es Rot für den Sünder und einen Strafstoß für die Sachsen-Anhaltiner.
Für den Innenverteidiger war es bereits der zweite Platzverweis in dieser Saison und für den HSV die insgesamt schon sechste Rote Karte. Immerhin in dieser Statistik stehen die Norddeutschen an der Spitze des Zweitliga-Rankings.
HSV mit bekannten Tempodefiziten in der Abwehr
El Hankouri verwandelte den Penalty sicher. Hernach rissen die Gastgeber das Zepter an sich und besaßen ausgezeichnete Chancen für weitere Treffer. Die Elf von Coach Christian Titz agierte dabei immer wieder nach "Schema F": Sie schlug lange Bälle in die Schnittstelle der HSV-Verteidigung - und hatte dann freie Bahn. Wieder einmal wurde klar ersichtlich, dass den Hamburgern ein Abwehrspieler mit Sprinterqualitäten im Kader fehlt. Kapitän Schonlau ist es ebensowenig wie Ramos oder der eingewechselte Stephan Ambrosius.
Eigentlich hatte Sportvorstand Jonas Boldt im Winter einen solchen Mann ja an die Elbe lotsen wollen. Stattdessen wurde in Masaya Okugawa ein Linksaußen vom FC Augsburg ausgeliehen, der ohne Spielpraxis und Selbstbewusstsein an die Sylversterallee kam. Die Liste der Transfer-Flops von Boldt und Claus Costa, Direktor Profifußball, ist aber noch sehr viel länger. Baumgart muss mit einem Aufgebot arbeiten, dass qualitativ lange überschätzt wurde und schlecht austariert ist.
Dass sich die Mannschaft zudem offenbar im taktischen Korsett von Tim Walter wohler fühlte, ist ein weiterer, aber kein entscheidender Punkt. Denn auch der Harakiri-Fußball des Baumgart-Vorgängers - beschönigend als "Walter-Ball" bezeichnet - war zum Scheitern verurteilt. Diese Mannschaft wusste bereits in vielen Begegnungen unter ihm nicht mehr zu überzeugen.
Raab verursacht zweiten Foulelfmeter
Selbst für einen nach vielen Nackenschlägen verunsicherten und im Abstiegskampf steckenden Kontrahenten wie Magdeburg war der selbsternannte Aufstiegskandidat ein willkommener Gegner. Ein zweites Mal führte ein einfacher langer Ball in die Spitze zu einem Elfmeter. Diesmal hechelte Schonlau vergebens dem Spielgerät und Leon Bell Bell hinterher, bevor Schlussmann Matheo Raab den Magdeburger mit unlauteren Mitteln am Abschluss hinderte. El Hankouri trat abermals an und verwandelte erneut sicher.
"Mit dem Elfmeter und der Roten Karte verändert sich so ein Spiel natürlich extrem." HSV-Coach Steffen Baumgart
Schonlau verkürzt, Meffert gleicht per Kopf aus
Nach dem Seitenwechsel besaß der FCM weitere Gegelenheiten, die Führung auszubauen. Weil die Mannschaft des früheren HSV-Trainers Christian Titz Chancenwucher betrieb, blieben die Gäste im Spiel. Und nach einer schönen Kombination konnte Schonlau per Schlenzer für die Baumgart-Elf sogar verkürzen. Nur 180 Sekunden später verfehlte László Bénes mit einem strammen Linksschuss, der am Aluminium landete, den Ausgleich. Kurz darauf lenkte Dominik Reimann einen Schuss des Slowenen mit den Fingerspitzen gerade noch um den Pfosten (77.).
Erst jetzt zeigten die Hamburger in Ballbesitz die zuvor vermisste Entschlossenheit. Zunächst mangelte es ihnen aber noch an Fortune. Der eingewechselte Glatzel (84./Reimann parierte) und Ludovit Reis (88./Latte) verpassten das 2:2 um Haaresbereite, Meffert gelang es Sekunden vor Ultimo schließlich, Magdeburgs Torhüter per Kopf zu überwinden.