HSV entlässt Trainer Steffen Baumgart
Der HSV hat am Sonntag die Konsequenzen aus dem durchwachsenen Saisonstart in der 2. Liga gezogen. Einen Tag nach dem 2:2 gegen den FC Schalke 04 und dem fünften sieglosen Pflichtspiele in Serie wurde Trainer Steffen Baumgart entlassen.
"Steffen hat mit großer Leidenschaft, Energie und Einsatz bis zuletzt alles für den HSV gegeben. Unsere Analyse der aktuellen Situation und des gestrigen Spiels hat aber nochmals verdeutlicht, dass wir für den Weg aus der Leistungs- und Ergebniskrise einen neuen Impuls für nötig erachten", erklärte Sportvorstand Stefan Kuntz am Sonntagmittag.
Zuvor hatten der Europameister von 1996 und Claus Costa, Direktor Profifußball, Baumgart in einem Gespräch im Volksparkstadion die Entscheidung mitgeteilt. Nachfolger des 52-Jährigen, der das Amt erst am 20. Februar dieses Jahres angetreten hatte, wird interimsmäßig Co-Trainer Merlin Polzin.
"War eine spannende und intensive Zeit"
"Ich möchte mich bei Stefan Kuntz und auch Jonas Boldt für die Chance bedanken, bei meinem Lieblingsverein der Kindheit arbeiten zu dürfen. Es war eine spannende und sehr intensive Zeit. Ich bleibe dem Club verbunden und wünsche dem HSV, dass man die Ziele erreicht", wird Baumgart in der Mitteilung des Zweitligisten zitiert. Er habe die Entscheidung "gefasst" aufgenommen, hieß es.
Neben dem Chefcoach wurden auch seine Assistenten Rene Wagner und Kevin McKenna von ihren Aufgaben entbunden. Polizin, der bereits unter Baumgarts Vorgänger Tim Walter Co-Trainer war, bleibt derweil im Amt und wird die Mannschaft auf die schwere Partie am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) beim Karlsruher SC vorbereiten.
Trennung zeichnete sich ab
Mit 20 Punkten liegen die Hanseaten nach 13 Spieltagen nur noch auf dem siebten Tabellenrang. Dass es zur Trennung kam, hatte sich nach der verspielten 2:0-Führung gegen den kriselnden Ruhrpottklub angedeutet. Die Bosse waren wort- und kommentarlos verschwunden. Baumgarts Analysen zum Duell mit Schalke waren zumindest diskussionswürdig. So sprach der 52-Jährige beispielsweise von einer "sehr guten ersten Halbzeit", obwohl sein Team in der Vorwärtsbewegung aus neutraler Sicht nur wenige gelungene Aktionen hatte. Bei beiden Treffern zur 2:0-Pausenführung profitierten die Hamburger von Schalker Fehlern. Viel mehr zeigten sie in einer insgesamt zähen Partie bis zur Halbzeit im Angriff nicht.
Dennoch war der gebürtige Rostocker nach der Partie noch hoffnungsfroh. "Ich fühle das absolute Vertrauen. Ich fühle mich stark genug, die Situation zu lösen", hatte der Coach versichert und zugleich bekräftigt: "Ich bin der Richtige an der richtigen Stelle, und das lasse ich mir auch nicht ausreden."
Kuntz galt als Fürsprecher Baumgarts
Kuntz und Co. sahen dies anders. Die Sorge, auch im siebten Anlauf die Bundesliga-Rückkehr nicht zu schaffen, war zu groß. Dabei galt der frühere Nationalspieler eigentlich als Fürsprecher des Trainers. Doch Baumgarts Punkteschnitt von nur 1,59 Zählern aus 27 Partien als HSV-Coach sowie die enttäuschenden Ergebnisse der vergangenen Wochen bewegten den Europameister von 1996 zum Umdenken.
Medien: Aufsichtsrat wollte Entlassung schon früher
Nach übereinstimmenden Medienberichten plädierte zudem der Aufsichtsrat bereits nach der vergangenen Serie, die der HSV auf Platz vier beendete, für eine Trennung von Baumgart. Stattdessen wurde Vorstand Jonas Boldt von seinen Aufgaben entbunden und durch Kuntz ersetzt. Pikant dabei: Boldt soll wie der Aufsichtsrat ebenfalls für eine Entlassung des bis dato glücklosen Nachfolgers von Tim Walter gewesen sein.