"Fehlende Diversität" - Viel Kritik am DFB-Expertenrat
Aus dem Norden gibt es wenig Beifall für das Expertengremium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), das den Verband bei der Krisen-Bewältigung unterstützen soll. Ex-Fußballerin Tabea Kemme und Nationalspielerin Almuth Schult bemängeln, dass nur Männer berufen wurden.
Dem DFB-Expertenrat gehören Karl-Heinz Rummenigge, Matthias Sammer, Oliver Mintzlaff, Oliver Kahn und Rudi Völler an. Das Gremium soll unter Leitung von DFB-Präsident Bernd Neuendorf über die Zukunft der DFB-Auswahl nach dem frühen Ausscheiden bei der WM in Katar und die künftige Besetzung des Postens des ehemaligen Geschäftsführers Oliver Bierhoff beraten.
"Diversity at its best", kommentierte Kemme süffisant die Zusammenstellung bei t-online.de. Die 30 Jahre alte gebürtige Staderin kritisierte die Art und Weise der Problemlösung: "Es ist ein grobes Foul, die Lösung des Systems im System zu suchen."
Schult: DFB auf dem falschen Weg
Auch Nationaltorhüterin Almuth Schult sieht den DFB in dieser Sache auf dem falschen Weg. "Dass man nicht auf Diversität schaut, kann ich null verstehen", sagte die langjährige Keeperin des VfL Wolfsburg am Dienstagabend in der ARD: "Weil es auch darum geht, den DFB zukunftsträchtig aufzustellen. Der Sportdirektor ist zuständig für die Jugend, für die Frauen, für die Akademie - dann dieses Gremium aufzustellen, finde ich sehr kritisch."
Beim Bierhoff-Erbe geht allerdings die Tendenz dahin, dessen einstige Aufgabenbereiche aufzuspalten und einen Sportdirektor nur für die Nationalmannschaft zu bestellen. Für diese Personalie habe die Runde durchaus Expertise, sagte Toni Kroos in seinem Podcast. "Da sind Leute drin, die haben über Jahre bewiesen, dass ihre Vereine Erfolg hatten."
Ex-Funktionär und TV-Experte Thomas Hitzlsperger unkte indes bezüglich der Nachfolgesuche für Bierhoff: Sollte die Runde am Ende Fredi Bobic empfehlen, dessen Interesse ohnehin öffentlich bekannt sei, "und er kriegt den Job - da würde ich lachen. Es muss schon mehr rauskommen."
Neuendorf: Diversität nicht "erstes Kriterium"
Auch Neuendorf verteidigte die Zusammenstellung des Gremiums vehement: "Es war nicht unser erstes Kriterium, hier für Vielfalt und Diversität zu sorgen, das machen wir an anderer Stelle im Verband", sagte der DFB-Präsident in der ARD. "Hier ist es einfach so, dass wir Menschen brauchen, die über eine Menge Erfahrung verfügen, die in der Männer-Nationalmannschaft gespielt haben, die für den DFB gearbeitet haben, die über einen reichen Erfahrungsschatz im Profigeschäft, die über eine Reihe von Kontakten verfügen."
Werders Fritz vermisst "Input von außen"
Ex-Nationalspieler Clemens Fritz hätte sich dennoch bei der Zusammenstellung des Expertenrats Input von außen vorstellen können. "Klar hätte man sich auch die Frage stellen können, ob es richtig ist, nur Experten aus dem Fußball zu nehmen", sagte Werder Bremens Leiter Profifußball.
Fritz hält es für sinnvoll, "Input oder Expertise auch aus einem anderen Bereich zu bekommen", sagte er, räumte allerdings ein, dass er "weit weg" von der Thematik sei und diese "in den letzten Tagen nicht so intensiv verfolgt" habe.