Eintracht Braunschweig: Die Schalke-Wochen als Chance
Für Fußball-Zweitligist Eintracht Braunschweig starten die königsblauen Wochen. Zweimal binnen neun Tagen empfangen die Niedersachsen Bundesliga-Absteiger FC Schalke 04: am 11. August im DFB-Pokal, am 20. August in der 2. Liga.
Für die Mannschaft von Trainer Jens Härtel ist insbesondere die Partie am kommenden Freitag (20.45 Uhr im NDR Livecenter) Herausforderung und Chance zugleich. Herausforderung, da mit den Königsblauen ein klarer Aufstiegsfavorit und mit Rückenwind aus dem 3:0-Sieg gegen Kaiserslautern kommt - und der eigene Saisonstart mit zwei dürftigen Auftritten gegen Holstein Kiel (0:1) und den 1. FC Magdeburg (1:2) misslungen ist.
Chance, weil das bisher verkrampfte Team abseits des Liga-Alltags für eine Überraschung sorgen könnte. "Die Eintracht hat die ersten Saisonspiele unglücklich verloren, kann sich aber in einem anderen Wettbewerb freischwimmen. Wir wissen, es wird nicht einfach", sagte Schalkes Trainer Thomas Reis am Mittwoch.
Die vier Probleme der Eintracht
Damit das gelingt, müssen Härtel und seine Mannschaft allerdings mehrere Probleme in den Griff bekommen: die hohe Fehlerquote in der Abwehr, das Umschaltspiel, das zu geringe Tempo, den Mangel an Emotionalität und Resilienz. Es ist noch früh in der Saison und eine Mannschaft muss sich finden und entwickeln, zumal mit neun Zugängen und einem neuen Trainer. Die Mängelliste aber ist vor den beiden Schalke-Krachern lang.
Beim 1:2 in Magdeburg war die Dreierkette, die aus Niko Kijewski, Brian Behrendt und Saulo Decarli bestand, an beiden Gegentreffern beteiligt. Insbesondere Behrendt und Decarli wirkten nach ihren Verletzungen noch nicht bei hundert Prozent. Und Neuzugang Robert Ivanov, der von Sportdirektor Peter Vollmann als Abwehrchef eingeplant wurde, fiel bisher mit muskulären Problemen aus. Ob er am Freitag spielen kann, ist offen. Vor der Partie gegen den FCM hatte Härtel die Hoffnung geäußert, Ivanov könne diese Woche ins Training einsteigen.
Schlechtes Umschaltspiel und zu wenig Tempo
Im Mittelfeldzentrum ziehen mit Jannis Nikolaou und Sebastian Griesbeck zwei Spieler die Fäden, die ihre Stärken in der Defensive haben. In der zweiten Hälfte gegen Magdeburg eroberten die Braunschweiger zwar viele Bälle, Torchancen konnten sie daraus aber kaum kreieren. Zu unkreativ sind beide in ihrer Spieleröffnung, zu gering aber ist auch das Tempo der gesamten Offensive. Weder Anthony Ujah im Sturmzentrum noch die Schienenspieler Fabio Kaufmann und Keita Endo können ihre Gegenspieler übersprinten. Die Folge: Das von Coach Härtel als Stärke der Mannschaft ausgemachte Umschaltspiel funktioniert nur selten.
Und dann ist da noch die mentale Komponente: Nach dem 0:2 in der 32. Minute gingen bei den BTSV-Profis gegen Magdeburg die Köpfe runter. Obwohl noch genug Zeit war, um das Spiel zu drehen, fühlte es sich trotz des höheren Pressings nicht so an, als würde das Team selbst daran glauben. Das Tor durch Ujah in der Nachspielzeit resultierte aus einem kapitalen Abwehrfehler der Gastgeber. Zu dem Zeitpunkt hätte der FCM nach vergebenen Chancen in der Schlussphase auch 4:0 führen können.
Bisher vier Pokalduelle zwischen Braunschweig und Schalke
Die Bilanz zwischen der Eintracht und den Königsblauen im DFB-Pokal ist vor dem Duell am Freitag ausgeglichen: Beide konnten sich in den bisherigen vier Partien je zweimal durchsetzen. Das letzte Aufeinandertreffen - auch damals waren beide Teams Zweitligisten - liegt 33 Jahre zurück, im November 1990 gab es ein klares 4:0 für S04. Sollten die Braunschweiger das fünfte Pokalduell zu ihren Gunsten entscheiden, könnte das Schwung in den bisherigen Stolperstart in die Saison bringen. Insofern liegt trotz aller Probleme in der schweren Aufgabe Schalke auch eine große Chance.