Derby: Was spricht für den HSV, was für den FC St. Pauli?
Beim 109. Hamburger Derby zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli heute Abend (18.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) geht es wie immer ums Prestige - aber auch um wichtige Punkte im Aufstiegskampf. Aber wer hat die besseren Karten im Zweitliga-Duell? Die NDR Vereinsreporter Lars Pegelow und Matthias Dröge mit Einschätzungen.
Das spricht für den HSV (Lars Pegelow):
57.000 Fans im Volksparkstadion - ich glaube, das ist ein großer Vorteil für den HSV. Mehr als 50.000 eigene Fans, die Bock haben auf zweierlei: endlich mal wieder einen Derbysieg feiern, und vor allem - St. Pauli rauskegeln aus dem Aufstiegrennen. Der HSV hat immer noch sechs Punkte Vorsprung auf den Lokalrivalen. Verliert der HSV, ist das zwar nicht gut, aber das Team von Trainer Tim Walter bleibt immer noch Dritter. Verliert aber St. Pauli, dann ist die Saison trotz einer unglaublichen Aufholjagd beendet für die Braun-Weißen. Insofern steht auch für das Team von Coach Fabian Hürzeler viel auf dem Spiel.
Dem HSV kann zudem die Rückkehr von zwei Stammspielern extrem guttun. Jonas Meffert und Moritz Heyer sind wieder fit, die erste Elf des HSV ist deswegen bärenstark. Die vielen schwankenden Leistungen der vergangenen Wochen sind auch aus dem Grund entstanden, weil es eben so große personelle Probleme gegeben hat - vor allem in der Abwehr.
Klar, der HSV hat seinen Schwung und seine Sicherheit aus der Hinrunde verloren, aber schon in der vergangenen Saison hat das Team unter Walter einen Schlussspurt hingelegt, den niemand erwartet hatte. Also: Diese Geschichte, der HSV bricht immer ein - die stimmt nicht ganz.
Ich kann mir vorstellen, dass es ein knappes Stadtderby wird. Aber was Eintracht Braunschweig geschafft hat am vergangenen Sonntag, das traue ich dem HSV allemal zu.
Das spricht für den FC St. Pauli (Matthias Dröge):
St. Pauli hat keinen Druck. Und trotz der ersten und gleichzeitig überraschenden Niederlage in diesem Jahr gegen Braunschweig ist kein Spannungsabfall zu befürchten. Das Hamburger Stadtderby kommt exakt zum richtigen Zeitpunkt. St. Pauli weiß im Volksparkstadion zu bestehen. Von den vier Auswärtsderbys seit dem HSV-Abstieg vor fünf Jahren haben die Braun-Weißen nur eines verloren.
Für die Gäste spricht zudem die starke Defensive. Nur fünf Gegentreffer in elf Rückrundenspielen sind Liga-Bestwert. Die Verteidigung um Jakov Medic und Neuzugang Karol Mets steht sicher, sollte der angeschlagene Eric Smith spielen und somit die Dreierkette vervollständigen können, wäre sie nur noch stärker.
St. Pauli bringt viel positive Derbyerfahrung mit. Trainer Fabian Hürzeler war schon bei fünf brisanten Stadtduellen hautnah dabei. Als Assistent des ehemaligen Cheftrainers und Fanlieblings Timo Schultz ist seine Bilanz mit drei Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage positiv. Er dürfte gelernt haben, welche Worte man in der Kabine an die Mannschaft richten muss, um nach 90 intensiven Minuten als Derbysieger feiern zu dürfen. Vor allem das 3:0 im Hinspiel war der Lichtblick in einer ansonsten finsteren Hinserie.
St. Pauli hat in diesem Stadtduell nicht wirklich etwas zu verlieren, kann aber viel gewinnen. Dieses befreite Aufspielen dürfte dabei helfen, die positive Derbybilanz weiter aufzupolieren. Der HSV ist außerdem angeschlagen: Er gewann in der Rückrunde nur halb so viele Spiele wie St. Pauli, verlor zuletzt beim starken Aufsteiger in Kaiserslautern.