Derby: St. Pauli trifft Sicherheits-Maßnahmen im Gästeblock am Millerntor
Heute gastiert der HSV zum Hamburger Stadtderby beim FC St. Pauli, begleitet von 2.600 Fans. Die Anhänger blicken dem Spitzenspiel der 2. Liga jedoch mit mulmigen Gefühlen entgegen. Der Grund: die Einlasssituation am Gästeblock. Die Braun-Weißen haben auf die anhaltende Kritik jüngst mit Maßnahmen reagiert.
Es waren Szenen, die die Verantwortlichen des FC St. Pauli zum Umdenken bewegt haben: Am 23. September stiegen Fans des FC Schalke 04 nach der 1:3-Niederlage am Millerntor über die niedrigen Zäune im Gästeblock und griffen St.-Pauli-Anhänger sowie Ordner im Heimbereich der Nordkurve an. Der Club kündigte daraufhin Maßnahmen an, die die Sicherheit im Stadion erhöhen sollen.
Die ließen allerdings knapp zwei Monate auf sich warten. Doch jetzt, rechtzeitig zum Stadtderby gegen den HSV heute (18.30 Uhr, im NDR Livecenter), haben die Braun-Weißen reagiert.
Gästeblock am Millerntor: Höhere Zäune und Fangnetze
"Erhöht wurde ein Zaun zwischen Heim- und Gästebereich, zudem ist der gesamte Gästeblock nun eingenetzt, um den Bewurf von umliegenden Bereichen zu verhindern", teilte Vereinssprecher Patrick Gensing auf NDR Anfrage mit. Generell plane der Club zudem seit Längerem, "am Gästeeingang Vereinzelungsanlagen zu bauen, um die Einlasssituation zu verbessern und Blockstürme zu verhindern".
Der FCSP wolle das Millerntor in "keine Hochsicherheitsanlage verwandeln, sondern steht für offene Fankultur und Verantwortungsbewusstsein für die Gemeinschaft", so der Club weiter. Man müsse aber zur Kenntnis nehmen, dass erhöhte Sicherheitsvorkehrungen "unumgänglich geworden sind".
Damit reagiert der Verein auch indirekt auf eine jahrelang anhaltende Kritik verschiedener Fanszenen, die am deutlichsten vor wenigen Wochen von den Anhängern der "Rothosen" vorgetragen worden war. In einem Statement kritisierte der "HSV Supporters Club" Mitte November das Einlasskonzept am Gästeblock, die baulichen Gegebenheiten vor Ort und die nicht einwandfrei funktionierenden Ticketscanner, die in den vergangenen Jahren mehrfach zu Problemen geführt hätten.
"Lebensgefährlich" - "Supporters" warnen vor Stadionbesuch
Mit drastischen Worten warnten die Fanvertreter förmlich die HSV-Anhänger davor, das Millerntor zu betreten: "In einem Korridor aus wenigen Metern Breite müssen sich viele tausend Fans drängen. In der angespannten Stimmung eines Derbys ist das noch gefährlicher. Jedes Jahr werden Menschen zusammengepfercht und dicht an dicht gedrängt. Das ist lebensgefährlich", schrieb der "HSV Supporters Club".
Konfrontiert mit den Aussagen reagierte der FC St. Pauli auf NDR Anfrage irritiert: "Zum einen waren wir überrascht von dem Zeitpunkt der Veröffentlichung der Stellungnahme, denn es hatte zuvor bereits Austausch mit allen Beteiligten über die Sicherheitsmaßnahmen gegeben und die oben genannten Punkte waren bereits bekannt. Zum zweiten appellieren wir an alle Beteiligten, deeskalierend zu wirken und auch verbal abzurüsten", sagte Vereinssprecher Gensing.
Mehr Platz, mehr Scanner - St. Pauli reagiert
Der Club hat indes für das anstehende Risikospiel Maßnahmen getroffen - und geht damit auch auf die Wünsche der HSV-Fans ein. Beim Derby werde der Puffer-Block vor dem Eingang zum Gästeblock bis zum angrenzenden Recyclinghof vergrößert, um mehr Platz für Gästefans zu schaffen, teilten die Braun-Weißen mit. Es sollen auch mehr Ticket-Scanner eingesetzt werden, das Stadion öffnet zudem bereits zwei Stunden vor dem Anpfiff.
Polizei Hamburg appelliert: "Bleibt friedlich"
Damit es auf den Rängen friedlich bleibt, forderte Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel von den Fans mehr Unterstützung bei polizeilichen Einsätzen im Stadion: "Es gibt auch in Stadien keine rechtsfreien Räume. Und wenn die Polizei eine Maßnahme durchführt, dann die dringende Bitte: Lasst uns das auch machen", sagte Schnabel dem NDR.
Der Polizeipräsident rief Fans beider Lager zu einem gewaltfreien Aufeinandertreffen auf. "Mein Appell an alle, die dort hingehen: Bitte friedlich. Es soll ein friedliches Fußballfest für alle sein", sagte er. Das Hamburger Derby wird von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet. "Wir haben sehr viele Kräfte im Einsatz", so Schnabel. "Wir werden uns so aufstellen, dass wir konsequent eingreifen können und wir werden Sicherheitsstörungen nicht dulden."
HSV-Fans fürchten Gewalt durch die Polizei
Worte, die bei Fanvertretern des HSV auf Kritik stoßen. "Die größte Gefahr für Fußballfans in unserer Stadt geht von der Polizei Hamburg aus", schrieb die "Fanhilfe Nordtribüne" in einer Mitteilung vor dem Stadtderby. In Anlehnung an die Tumulte im Gästeblock beim jüngsten Heimspiel des FC St. Pauli gegen Hannover 96 kritisierte sie die "unverhältnismäßigen Polizeieinsätzen gegen Fußballfans in Hamburg" und den Gebrauch von Pfefferspray in Stadien. Zudem rief die Fanhilfe die schwarz-weiß-blauen Anhänger dazu auf, beim Derby besonnen zu agieren.
Polizei will "kein Spielverderber" sein
Beide Fanlager haben für heute Nachmittag zu Fanmärschen quer durch die Stadt aufgerufen, die die Polizei sichern wird. Sie will einen Zusammenstoß rivalisierender Gruppierungen um jeden Preis verhindern.
"Die Polizei ist kein Spielverderber und wird professionell und mit Augenmaß vorgehen", sagte Schnabel zu den Maßnahmen rund ums Derby. "Ich appelliere an alle, die sich auf ein friedliches Derby freuen, Gewalttäter sofort auszugrenzen und ihnen keinen Rückzugsort zu geben."
Zur Abkühlung der erhitzten Fangemüter könnte ein Satz von Fabian Hürzeler dienen: "Natürlich ist eine gewisse Brisanz in dem Spiel ", sagte St. Paulis Coach, "aber auch dieses Spiel gibt nur drei Punkte".