FC St. Pauli - HSV: Auf diese Schlüsselduelle kommt es im Derby an
Mehr Hamburger Stadtderby war wohl nie in der 2. Liga. Am Freitag empfängt Spitzenreiter FC St. Pauli den ersten Verfolger HSV. Robert Glatzel, Marcel Hartel, Johannes Eggestein oder vielleicht Jonas Meffert - wer wird zum Derby-Helden? Drei Schlüsselduelle des Stadtderbys im Check bei NDR.de.
"Das Derby ist kein normales Spiel. Im Derby ist immer alles auf null. Egal, was vorher war", sagt Fabian Boll dem NDR. Und der muss es wissen. Der ehemalige Kapitän des FC St. Pauli hat sich den Status einer Club-Ikone erarbeitet, geht aber auch als echtes Derby-Schlachtross durch.
Dass St. Pauli in 14 Saisonspielen noch keine Niederlage kassiert hat und unter Trainer Fabian Hürzeler die Gegner mit einem ebenso gepflegten wie effektiven Ballbesitzfußball beherrscht - geschenkt. Dass der HSV trotz aller Defensivschwächen mit seinem risikofreudigen Offensivstil jedes Team schlagen kann - erstmal nebensächlich.
"Ein Stadtderby hat Pokalspiel-Charakter, seine ganz eigenen Gesetze. Es zählt nur das, was am Freitagabend auf dem Rasen passiert." HSV-Stürmer Robert Glatzel
Am Freitag (18.30 Uhr, im NDR Livecenter) wird es im Millerntor-Stadion neben allen taktischen Vorgaben, von denen Hürzeler und HSV-Coach Tim Walter einige in petto haben, in allen Mannschaftsteilen zu spannenden, womöglich spielentscheidenden Duellen kommen: Mann gegen Mann in Angriff, Mittelfeld und Abwehr.
Eric Smith vs. Robert Glatzel
Zehn Saisontore, fünf Assists und an mehr als 50 Prozent aller HSV-Treffer (28) direkt beteiligt - Zweitliga-Toptorjäger Robert Glatzel ist der Leuchtturm im HSV-Spiel. Ihn aus selbigem zu nehmen, wird eine der Hauptaufgaben für den FC St. Pauli sein. Gar nicht so leicht, denn der 29-Jährige bewegt sich sehr geschickt in den gefährlichen Räumen. Mit durchschnittlich 5,5 Ballkontakten im gegnerischen Strafraum (Quelle: GSN) ist er ligaweit der präsenteste Stürmer vor dem Tor.
Glatzel ist ein "Fuchs im Strafraum", der allerdings auf einen ebenso wichtigen Schlüsselspieler bei St. Pauli trifft - Eric Smith. 0,00 lautet der Wert des Schweden bei direkten Fehlern, die zu Gegentoren führen. Der 26 Jahre alte Innenverteidiger agiert auf seiner Position ähnlich clever wie Glatzel, löst mit seiner Antizipationsgabe viele Situationen schon, bevor sie gefährlich werden können. Darüber hinaus ist er mit im Schnitt 14,92 angekommenen Pässen in die gegnerische Hälfte (Platz 2 ligaweit) ein gewichtiger Faktor in St. Paulis Kombinationsspiel.
Johannes Eggestein vs. Guilherme Ramos
Auf der anderen Seite dürften sich Johannes Eggestein (sechs Tore und ein Assist in zehn Spielen) und Guilherme Ramos aneinander abarbeiten. Mit seinen technischen Fähigkeiten und seiner Spielintelligenz passt Eggestein sehr gut in das Hürzeler-System. Vor allem wenn es schnell geht, ist der "falsche Neuner" zur Stelle. Mit 7,89 Umschaltmomenten pro Partie ist der eifrige Eggestein Ligaspitze.
HSV-Verteidiger Guilherme Ramos könnte da gut passen. Der Portugiese, der zwischen "Genie und Wahnsinn" pendelt, bringt auf jeden Fall die Schnelligkeit und Athletik mit, um "Egge" aufzuhalten. Seine Kopfballstärke wird der 1,91-Meter-Mann wohl nicht allzu oft ausspielen müssen, dafür aber seine Zweikampfhärte. Manchmal etwas ungestüm, kommt der 26-Jährige mit 14,20 Balleroberungen pro Spiel immer noch auf den drittbesten Wert in der Liga.
Marcel Hartel vs. Jonas Meffert
Sieben Tore, sechs Assists: Die Zahlen von Marcel Hartel sprechen für sich. Der 27-Jährige ist Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Braun-Weißen, die GSN-Daten wiesen ihn im Oktober als einen Topspieler der 2. Liga aus. Hervorragende Technik, präzise Pässe und dazu noch ein Kilometerfresser: St. Paulis Mittelfeldmotor gilt es zu stoppen, will der HSV am Millerntor etwas mitnehmen.
Gut für die Walter-Elf, dass "Sechser" Jonas Meffert im defensiven Eins-gegen-Eins eine seiner Stärken hat. Der 29-Jährige ist aber mehr als der klassische Staubsauger vor der Abwehr. Er erobert viele Bälle und schlüpft oft in die Rolle des tiefstehenden Spielmachers bei den "Rothosen". 91 Prozent erfolgreiche Offensivpässe weisen ihn als den Zweitbesten der Liga in dieser Kategorie aus. Im jüngsten, spektakulären Stadtduell, das der HSV im Volksparkstadion 4:3 gewann, war Meffert einer der Besten - eben ein Schlüsselspieler.
Auf der anderen Seite zeigt die Historie des Duells, dass es nicht unbedingt immer die "üblichen Verdächtigen" sein müssen, die zu Derby-Helden avancieren. Vielleicht bietet der 110. Vergleich zwischen dem FC St. Pauli und dem HSV auch wieder Raum für Überraschungen.