VIDEO: Braunschweigs Tempelmann: "Wir werden uns da unten rausarbeiten" (7 Min)

Datenanalyse: Winterzugänge beflügeln Braunschweigs Hoffnungen

Stand: 14.02.2025 10:20 Uhr

Fünf Punkte aus vier Rückrundenspielen hat Fußball-Zweitligist Eintracht Braunschweig bisher geholt - und damit neue Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt geschöpft. Einen großen Anteil am sportlichen Aufschwung der "Löwen" haben die Winterzugänge. Werden sie zum entscheidenden Faktor? Das sagen die Daten.

von Martin Schneider

Es waren nicht alle im Umfeld der Blau-Gelben direkt begeistert, als der BTSV vor wenigen Wochen die Verpflichtung von Mittelfeldspieler Lino Tempelmann bekanntgab. Die Karriere des gebürtigen Münchners war zuletzt beim FC Schalke 04 arg ins Stocken geraten, Tempelmann war in Gelsenkirchen oft nur Teilzeitkraft und Bankdrücker.

Doch in Braunschweig blüht der 26-Jährige unter Trainer Daniel Scherning auf - und könnte zum entscheidenden Puzzlestück für den Klassenverbleib werden. "Für mich war es wichtig, einen Verein zu finden, der Bock auf mich hat", sagte Tempelmann dem NDR.

Tempelmann gibt Eintracht Struktur und Torgefahr

Das ist nun der Fall - und der Effekt ist erkennbar, auch anhand der Daten. Tempelmanns Aufgabe: die Qualität im Mittelfeld und Kreativität im Spielaufbau zu erhöhen. Mit einem GSN-Idex von 65,58 ist er eigentlich für die Zweite Liga überqualifiziert und könnte sogar in der Bundesliga spielen. Dass genug Talent vorhanden ist, zeigt er jetzt wieder: Zwei Treffer hat er in vier Spielen seit seinem Wechsel erzielt. Zudem soll er als Balleroberer und stabilisierender Sechser oder Achter das zentrale Mittelfeld der Braunschweiger dominieren.

Zwar ist die Datenmenge nach nur vier Partien mit Tempelmann in der Startelf noch gering, aber aus den Zahlen lässt sich bereits ein Trend erkennen: Ohne Tempelmann hat Braunschweig 0,76 Punkte pro Spiel geholt - mit ihm 1,25 Punkte. Und ohne den 26-Jährigen hatten die "Löwen" eine Tordifferenz von -1,18. In den vier Begegnungen mit ihm hat Braunschweig eine Tordifferenz von +0,25 - eine Steigerung von 121 Prozent.

Tempelmann freut sich über seinen gelungenen Start: "Ich konnte mich in den Wochen gut entfalten." Das auch, weil er die "volle Rückendeckung" von Scherning und das damit wachsende Selbstvertrauen spüre. Der Coach habe ihm klar vermittelt, was er von ihm erwartet.

Hoffmann wieder Nummer eins im "Löwen"-Käfig

Mit Tempelmann kam, ebenfalls von Schalke 04, ein alter Bekannter an seine alte Wirkungsstätte. Ron-Thorben Hoffmann ist zurück an der Hamburger Straße. Im Sommer war der gebürtige Rostocker vom BTSV zu den "Königsblauen" gewechselt, saß wie Tempelmann aber meist nur auf der Bank. Mit der Rück-Leihe erhoffen sich die Niedersachsen wieder Konstanz im Tor, was bisher auch sehr gut funktioniert. Hoffmann ist die unumstrittene Nummer eins und soll das Team weiterhin defensiv stabilisieren und mit seinem modernen Torwartspiel zum sicheren Spielaufbau beitragen.

Ein weiterer Stabilisator für das Spiel der Norddeutschen ist Julian Baas. Der Niederländer kam als Leihgabe von Sparta Rotterdam. Er soll, neben Tempelmann, das Spiel kontrollieren und das Team in Ballbesitz strukturieren. Seine Fähigkeit, sich zwischen den Halbräumen zu bewegen, könnte besonders wichtig werden, um das lahmende Offensivspiel der "Löwen" anzukurbeln. Gegen den Karlsruher SC zeigte der 22-Jährige bei seinem Startelfdebüt eine sehr gute Leistung und dürfte sich einen Stammplatz erspielt haben.

Das Hauptproblem der Niedersachsen war und ist aber die mangelende Torgefahr. Es fehlt dem BTSV an Kreativität, an Durchschlagskraft und an individueller Qualität in der Offensive. Mit 0,95 Toren pro Spiel (Platz 17) zählt die Mannschaft zu den harmlosesten Offensiven der Liga und hat massive Schwierigkeiten, Tore aus dem Spiel heraus zu erzielen. Besonders auffällig ist die absolute Harmlosigkeit bei Kopfballtoren, denn das Team hat keinen einzigen Treffer per Kopf erzielt.

Kann Tachie die Offensiv-Probleme beheben?

Problematisch ist zudem die mangelnde Chancenverwertung: Die Eintracht verwandelt nur zehn Prozent ihrer Großchancen in Tore (Platz 17). Das bedeutet, dass selbst hochkarätige Möglichkeiten oft nicht genutzt werden. Um das zu beheben, liehen die Niedersachsen Richmond Tachie vom 1. FC Kaiserslautern, der aber wohl keine Soforthilfe sein wird, wie die Zahlen zeigen.

Richmond Tachi (Sturm)

  • GSN-Index: 58,90 (Guter 2. Liga-Spieler)
  • Stärken: Physisch robust, durchsetzungsfähig, kann als zentraler Stürmer als auch auf den Außenbahnen eingesetzt werden
  • Schwächen: Kein überragender Torjäger, hat bislang keine zweistellige Torausbeute in einer Saison vorzuweisen

In Mohamed Dräger verpflichtete der BTSV zudem noch einen Rechtsverteidiger. Bei seinem vorherigen Club, dem schweizer Bundesligisten FC Basel, kam der 28-Jährige in der bisherigen Saison jedoch nur auf 14 Spielminuten. Die mangelnde Spielpraxis wird auch ein Grund sein, warum Dräger eher selten über die Rolle des Backups für die rechte Außenbahn im Abstiegskampf hinauskommen wird. Dennoch verfügen die "Löwen" mit ihm über mehr Optionen.

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Hält Braunschweig die Klasse?

Doch während sich die Blau-Gelben defensiv und im Mittelfeld stabilisiert haben, bleibt die Offensive ein Buch mit sieben Siegeln. Falls sich Tempelmann weiter so torgefährlich zeigt und Keeper Hoffmann für zusätzliche Stabilität im Tor sorgt, ist der Klassenerhalt möglich. Entscheidend wird auch, wie sich Tachi in die schwache Offensive einbringt und sich als verlässlicher Torjäger neben Rayan Philippe etablieren kann. Die direkten Duelle gegen die Abstiegskonkurrenten werden zudem im weiteren Saisonverlauf eine Schlüsselrolle spielen.

Nach dem 17. Spieltag lag die Wahrscheinlichkeit, dasss Braunschweig auf Platz 16 landet und in die Relegation muss bei 22 Prozent - die auf einen direkten Abstieg bei 60 Pozent. Der GSN-Prognose nach wird der BTSV auch weiter im Tabellenkeller bleiben, könnte sich aber über den Strohhalm Relegation retten: Nach Spieltag 21 liegt die Wahrscheinlichkeit auf die Abstiegsrelegation immerhin schon bei 27 Prozent - auf einen direkten Abstieg aber immer noch bei 55 Prozent. Dennoch: Es gibt dank Tempelmann und Co. wieder ein wenig mehr Hoffnung an der Hamburger Straße.

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Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 13.02.2025 | 18:25 Uhr

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