Leer: Das Tor nach Ostfriesland
Leer liegt zwar nicht an der Küste, doch das ostfriesische Städtchen an Ems und Leda strahlt viel maritimes Flair aus. Museumshafen, Rathaus und hübsche Giebelhäuser prägen das historische Zentrum.
Sorgfältig renovierte Häuser, kleine Läden und gemütliche Cafés: In Leer lohnt sich ein Bummel durch die Altstadt. Herzstück der Stadt im Südwesten Ostfrieslands ist das alte Rathaus aus der Zeit um 1890. Sein quadratischer Turm überragt die umstehenden Häuser und sorgt schon von Weitem für Orientierung. Die Stadtverwaltung residiert zwar längst in einen Neubau. Doch als Standesamt und für festliche Anlässe nutzt die Stadt das prächtige Gebäude im deutsch-niederländischen Renaissancestil noch immer. Bei öffentlichen Führungen können Besucher die Räume mit den schönen Decken- und Wandmalereien kennenlernen.
Traditionsschiffe im Museumshafen
Schräg gegenüber steht die Waage, ein Gebäude von 1714, in dem bis 1946 Waren jeder Art gewogen wurden. Heute dient der Barockbau als Restaurant. Was auf die Waage kam, erreichte Leer meist per Schiff, denn das Gebäude steht am Ufer der Leda. Davor dümpeln im Museumshafen Traditionsschiffe wie der kleinste funktionsfähige Schlepper Europas, die nur sechs Meter lange "Keerlke". An den Adventssonntagen lädt am Museumshafen der stimmungsvolle historische "Wiehnachtsmarkt achter d' Waag" ein.
Fast so alt wie die Waage ist die Große Reformierte Kirche aus dem späten 18. Jahrhundert. Der schlichte Innenraum verfügt weder über einen Altar noch ein Kreuz. Stattdessen prägt eine Kanzel die typische Predigtkirche.
Rundfahrt durch den Hafen
Wer die Stadt von der Wasserseite aus kennenlernen möchte, sollte zu einer Hafenrundfahrt starten. Das flach gebaute Boot passt knapp unter der Brücke hindurch, die die Innenstadt mit dem Industrie- und Hafengebiet auf der anderen Seite der Leda verbindet. Eine Schleuse schützt den Hafen vor den Fluten der nahen Nordsee, die über die Ems bis in die Stadt drücken kann. Zu Fuß lässt sich das Hafenviertel auf der Uferpromenade erkunden.
Tee, Kunst und Miniaturland: Ostfriesland im Museum
Typisch für Ostfriesland ist der gleichnamige schwarze Tee. Im Teemuseum in der Altstadt erfahren Besucher nicht nur alles über das Lieblingsgetränk der Ostfriesen, sondern können auch an einer Teezeremonie teilnehmen. Das Kunsthaus präsentiert Werke aus der Region. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Miniaturland nahe der Ems im Westen Leers. Die Modelleisenbahnanlage zeigt Ostfriesland mit seinen Inseln und mehrere angrenzende Regionen im Maßstab 1:87. Auch die Bundeshauptstadt Berlin ist mit einem eigenen Abschnitt vertreten.
Schloss Evenburg: Prächtige Gemächer und schöner Park
Im Osten von Leer lohnt ein Abstecher zu Schloss Evenburg, ursprünglich eine Wasserburg aus der Zeit um 1650 mit großem Park. Um 1860 wurde das Gebäude weitgehend abgetragen und im neugotischen Stil wieder aufgebaut. Im Schloss können Besucher die prächtigen Gemächer der einstigen Besitzer, der Grafenfamilie von Wedel, mit oder ohne Führung besichtigen. Außerdem zeigt das Haus wechselnde Sonderausstellungen. Der denkmalgeschützte englische Landschaftspark ist frei zugänglich und ganzjährig geöffnet.
Mit dem Rad das Umland von Leer erkunden
Leer ist ein idealer Ausgangspunkt für kurze oder längere Radtouren in die Umgebung, an die Nordsee oder in die benachbarten Niederlande. So führen etwa die Deutsche Fehnroute, der Emsradweg und die internationale Dollard-Route durch die Stadt.
Traditioneller Gallimarkt
Dass Ostfriesen ausgelassen feiern können, beweisen sie jährlich beim Gallimarkt. Das Volksfest beginnt mit einem großen Viehmarkt, dann wird fünf Tage lang in der Altstadt gefeiert. Seit 1508 gibt es den Gallimarkt, Karussells gehören aber erst seit dem 19. Jahrhundert dazu. Zuvor wurde nur mit Klein- und Nutztieren gehandelt. Heute besuchen jährlich etwa eine halbe Million Menschen das größte Volksfest in Ostfriesland, das immer am zweiten Mittwoch im Oktober beginnt.