Friederiken-Eiche: Alte Zeitzeugin im Hasbruch
Seit mehr als tausend Jahren steht die Friederiken-Eiche im Hasbruch westlich von Bremen. Damit ist sie der älteste Baum Niedersachsens. Ein Wanderweg führt zu dem Methusalem.
Das Waldgebiet Hasbruch zwischen Delmenhorst und Oldenburg gehört zu den schönsten naturbelassenen Wäldern Norddeutschlands. Ein besonderer Schatz dieses Laubmischwaldes ist die Friederiken-Eiche. Über 30 Meter ragt ihre grüne Krone in die Höhe, der Umfang des Stammes misst mehr als acht Meter. Sie ist mindestens 1.200 Jahre alt.
Uralte Eiche unter Buchen
Im Gegensatz zum ansonsten wild wuchernden Naturschutzgebiet Hasbruch steht die Friederiken-Eiche völlig frei da. Die ringsum wachsenden Buchen werden regelmäßig gekappt oder ganz entfernt. Vor einigen Jahren machte der Fraß des Eichenwicklers - einer Schmetterlingsart - den Eichen im ganzen Norden zu schaffen. Doch die uralte Eiche überstand auch dies.
Wanderweg führt zur Friederiken- Eiche
Ein Wanderweg führt nur wenige Meter an der Friederiken-Eiche vorbei. Von ihm aus lässt sich der Baum aus nächster Nähe betrachten. Da der Hasbruch besonders zur Buschwindröschenblüte stark frequentiert ist, kommen Besucher auf ihrem Rundgang auch an der alten Eiche vorbei treten ganz dicht an den Baum heran, trotz eines Zaunes und mehrerer Hinweisschilder. Förster sehen das mit Sorge. Denn dadurch verdichtet sich die Erde im Wurzelbereich, was die Wasser- und Nährstoffaufnahme beeinträchtigt und zu einem Absterben von Wurzelteilen führen kann.
Tiere weideten im Hutewald
Dass die Friederiken-Eiche so lange überlebt hat, ist ohnehin ein glücklicher Zufall. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde das Gebiet als sogenannter Hutewald genutzt. Das bedeutet, dass auf dem locker bewaldeten Gelände Tiere weideten. Diese verdichteten mit ihren Hufen den Boden und fraßen Laub von den unteren Ästen. Eine Reihe alter Eichen überstand die Zeit der Weidehaltung.
Erste Altersschätzung im 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich ein anderes Bewusstsein für die Natur und die Menschen wurden auf die alten Eichen im Hasbruch aufmerksam. Herzog Paul Friedrich August, der spätere Großherzog von Oldenburg, änderte Mitte des 19. Jahrhunderts die Landrechte. Förster Christian Erdmann erhielt den Auftrag, das Gebiet aufzuforsten. Die Weiderechte wurden in den Ostteil des Hasbruchs verlegt. Erdmann ließ einige der stattlichen Eichen fällen und die Jahresringe zählen. Es ließen sich nur 800 Jahre zählen, da das Stammesinnere verfault war. Aufgrund des Umfangs ging Erdmann aber von mindestens 300 weiteren Jahren aus.
Töchter des Herzogs waren Namensgeberinnen
Damit war klar: Auch die noch stehenden großen Eichen mussten mehr als 1.000 Jahre alt sein. Drei der uralten Bäume wurden nach Töchtern des Herzogs benannt: die Friederiken-, die Amalien- und die Charlotten-Eiche. Künstler und Förster dienten als Namensgeber für weitere Baumveteranen. Durch Bilder von Hofmalern erlangten die Bäume überregionale Bekanntheit. Für Besucher wurde bereits damals ein Wegenetz angelegt.
Friederiken-Eiche überlebte zwei weitere alte Eichen
Heute steht nur noch die Friederiken-Eiche. Ein weiterer Methusalem, die "Dicke Eiche", brannte 1927 ab, nachdem rauchende Waldarbeiter versehentlich ein Feuer gelegt hatten. Zuletzt brach 1982 die Amalien-Eiche zusammen, deren Überreste immer noch im Hasbruch liegen. Ein Rundwanderweg führt an den ehemaligen Standorten vorbei. Dort geben ein Torso und Totholzreste einen Eindruck von den uralten Bäumen, die einst hier standen.
Betonplombe im Stamm sollte Eiche stabilisieren
Bei den Bemühungen, die Friederiken-Eiche zu erhalten, wurden auch Fehler gemacht. 1960 entnahm man dem Stamm fauliges Holz und füllte den Hohlraum mit einer Betonplombe. Heute weiß man, dass das eher von Nachteil ist. da sich zwischen Beton und Holz Feuchtigkeit sammelt. Bereits 1967 zeigte sich, dass die Plombe keine ideale Lösung war: Als ein Teil der Krone abbrach, löste sich auch ein Stück des Betons.
Nachzucht von Saatlingen
In einer Baumschule kümmert man sich um die Nachzucht von Saatlingen der Friederiken-Eiche. Wenn sie heranwachsen, sollen sie einen Platz in botanischen Gärten sowie an exponierten Stellen finden, an denen früher alte Eichen standen.