Altes Land: Ausflug in Deutschlands größtes Obstanbaugebiet
Obstbäume so weit das Auge reicht, Deiche, Kanäle und Dörfer mit prächtigen Fachwerkhäusern - so präsentiert sich das Alte Land an der Elbe. Die Region bei Hamburg ist auch ideal für eine Radtour.
Ein Ausflug ins Alte Land bei Hamburg lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Im Frühjahr blühen Millionen Apfel- und Kirschbäume, die Blüten überziehen die Region mit einem rosa-weißen Schleier. Ähnlich stimmungsvoll sieht es zur Erntezeit im Herbst aus. Dann biegen sich die Äste der Apfelbäume unter dem Gewicht der knackigen Früchte.
Äpfel, Kirschen, Birnen: Riesiges Obstanbaugebiet
Das Alte Land ist das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Deutschlands. Mehr als zehn Millionen Apfel-, Kirsch-, Birnen- und Zwetschgenbäume wachsen dort. Fast jeder dritte deutsche Apfel stammt aus der Region, die neben den Hamburger Stadtteilen Neuenfelde, Cranz und Francop mehrere Gemeinden in Niedersachsen umfasst. Einem Obstbarometer können Interessierte entnehmen, wann die verschiedenen Früchte reif sind und geerntet werden.
Obstbaumblüte ab April
Das genaue Datum der Obstblüte im Frühjahr variiert von Jahr zu Jahr und lässt sich nur schwer vorhersagen. Bereits wenige sonnige und warme Tage können ausreichen, um die Bäume aufblühen zu lassen. Zuerst blühen die Kirschbäume, etwa zehn Tage später die Apfelbäume. Der Tourismusverein Altes Land bietet einen Blütenticker an, der über den aktuellen Stand der Blüte informiert. Die Region feiert das Naturschauspiel jeweils Anfang Mai mit dem Altländer Blütenfest in Jork. Neben einem Markt mit Kunsthandwerk und regionalen Spezialitäten steht dort auch alljährlich die Krönung der Blütenkönigin auf dem Programm.
Windmühlen und Zugbrücken
Ein guter Ausgangspunkt für Spaziergänge oder Radtouren ist das hübsche Städtchen Jork im Herzen des Alten Landes mit vielen hübschen Fachwerkhäusern und dem repräsentativen Gräfenhof aus dem 17. Jahrhundert. Nur einen Katzensprung entfernt befindet sich die Borsteler Windmühle "Aurora" aus dem Jahr 1856. Heute ist sie ein Restaurant. Besucher können die Galerie besteigen, von oben bietet sich eine schöne Aussicht über die Region.
Eine weitere historische Windmühle ist die Mühle "Venti Amica" in Hollern-Twielenfleth. Sie wurde um 1850 erbaut und ist noch immer in Betrieb. Der lateinische Name, der in einen Balken im Oberbau der Mühle geschnitzt wurde, bedeutet "Freundin des Windes". In den Windmühlen sowie der Zugbrücke zwischen den kleinen Orten Steinkirchen und Mittelkirchen zeigt sich noch heute das Erbe der niederländischen Siedler. Sie errichteten vor Hunderten Jahren die ersten Deiche, zogen Entwässerungskanäle durch das Sumpfland und machten das Land urbar.
Reich geschmücktes Fachwerk
Der fruchtbare Boden und das milde Klima bescherten den Bauern Wohlstand, der sich noch heute an den schönen alten Fachwerkhäusern ablesen lässt. Bemerkenswert sind die mit bunten Ornamenten geschmückten Eingangstüren und die reich verzierten Giebel. Das Fachwerk leuchtet strahlend weiß, die Backsteine bilden oft schöne Muster. Sie sollten vor Blitzeinschlag oder dem bösen Blick schützen.
Obstroute: Mit dem Rad im Alten Land unterwegs
Eine schöne Strecke, um das Alte Land mit dem Fahrrad ist die sogenannte Obstroute. Sie führt in zwei Schleifen von jeweils etwa 40 Kilometern durch die Obstanbaugebiete bis nach Stade und Buxtehude. Das flache Gelände ist auch für Untrainierte geeignet, wer kein eigenes Fahrrad dabei hat, kann sich in vielen Orten eines leihen. Ein Routenlogo mit grünem Apfel und roter Kirsche weist den Weg. Weitere Touren-Vorschläge hat der Tourismusverein zusammengestellt. Praktisch für die Anreise ist der Elbe-Radwanderbus. Er pendelt in den wärmeren Monaten an den Wochenenden zwischen Altem Land und Elbmündung und hält an zahlreichen Orten.
Geführte Touren mit Schiff oder Bus
Wer das Alte Land nicht auf eigene Faust erkunden möchte, kann sich einer geführten Tour anschließen. Ungewöhnliche Perspektiven bietet etwa eine Fahrt mit dem "Tidenkieker", einem Flachbodenboot, das ab dem Lühe-Anleger in Grünendeich Rundfahrten auf Elbe und Lühe unternimmt. Außerdem gibt es verschiedene Bustouren, etwa ab Jork.
Besuch auf dem Obsthof: Apfelspezialitäten und Führungen
Regionale Spezialitäten mit Apfel lassen sich in den zahlreichen Hofläden erwerben und verkosten. Neben Likör, Marmelade und Apfelkuchen zählt dazu der Altländer Diekpedder - frischer Apfelsaft mit einem Schuss Obstler, der sowohl kalt als auch heiß getrunken wird.
Im Herbst kann man vielerorts Äpfel selbst pflücken. Einige Obsthöfe bieten zudem Führungen durch die Plantagen an, zum Teil auch per Kutsche. Besonders leidenschaftliche Apfelfans können eine Apfelbaumpatenschaft übernehmen und die Äpfel eines bestimmten Baums selbst ernten und behalten. Zur Erntezeit bekommt der Pate rechtzeitig Bescheid, um "seinen" Baum zu besuchen.
Abstecher in die alte Hansestadt Stade
Wer etwas mehr Zeit mitbringt, kann an seinen Besuch im Alten Land einen Ausflug nach Stade anschließen. Als Hanse- und Hafenstadt war Stade einmal bedeutender als Hamburg. Bis in die 1960er-Jahre wurden in den drei Hafenbecken Schiffe be- und entladen. Die alten Hafenbecken und die zahlreichen Fachwerkhäuser prägen die malerische Altstadt.