Mit dem Kanu die Feldberger Seenlandschaft erkunden

Stand: 17.05.2024 16:13 Uhr

Im südöstlichen Zipfel von Mecklenburg-Vorpommern liegt die Feldberger Seenlandschaft, durchzogen von klaren Gewässern. Die Region ist ein traumhaftes Paddelrevier.

Die Seen sind ideal für Paddel-Anfänger und Familien sowie für alle, die ohne größere Anstrengungen einfach die Schönheit von Natur und Landschaft genießen wollen. Die weiten Wasserflächen, teilweise bis zu 60 Meter tief, tragen den poetischen Namen "Himmelsseen", weil sie nur vom Regen gespeist werden und sich Wolken und Uferlandschaft in ihnen spiegeln.

Geschützte Naturlandschaft

Die besondere Schönheit der Landschaft, die eiszeitliche Gletscher einst formten, wurde bereits zu DDR-Zeiten erkannt und geschützt. Bis heute darf keine Landwirtschaft in Ufernähe betrieben werden. Einzige Ausnahme: Schafzucht. Heute leben in dem Naturpark viele seltene Tier- und Pflanzenarten.

Paddeltour vom Breiten Luzin nach Carwitz

Morgenstimmung am Breiten Luzin in der Feldberger Seenlandschaft. © TMV Foto: Markus Tiemann
Der Breite Luzin ist einer der tiefsten Seen Mecklenburg-Vorpommerns und Heimat vieler seltener Tiere.

Eine beliebte, zweitägige Tour startet an der Nordspitze des Breiten Luzin und endet in Carwitz am Schmalen Luzin. Die Bezeichnung Luzin geht auf die früheren slawischen Siedler zurück: Der Stamm der Liutizen bewohnte einst die Region.

Kanus kann man sich bei zwei Bootsverleihen in Feldberg mieten. Eine gute Stelle, um das Boot einzusetzen, ist der Lichtenberger Badestrand. Von dort sind es rund dreieinhalb Kilometer in Richtung Süden bis zum Luzinkanal. Mit etwas Glück lassen sich dabei Wildtiere beobachten, etwa See- und Fischadler, Schwarzstörche sowie Biber und Fischotter. Ungeübte Paddler legen die Strecke ohne Anstrengung in anderthalb Stunden zurück.

Naturidyll am Luzinkanal

Durch den Luzinkanal gelangt man vom Breiten Luzin in den Feldberger Haussee. Der Kanal hat eine kuriose Entstehungsgeschichte: 1820 hatten es die Flößer satt, die für Feldberg bestimmten Steine aus der Lichtenberger Ziegelei am Haussee umzuladen. Also grub man eine 250 Meter lange Verbindung. Die Durchfahrt ist sehr stimmungsvoll, da der Kanal sehr schmal ist und die Bäume am Ufer im Wasser wurzeln.

Wasserski-Anlage am Haussee

Blick über den See von Feldberg auf die Gemeinde © NDR Foto: Jens Böckmann aus der Gemeinde Feldberger Seenlandschaft
Vom Haussee aus schweift der Blick auf den kleinen Ort Feldberg mit seiner Kirche.

Der Haussee ist so etwas wie das stadteigene Schwimmbecken von Feldberg, knapp zwei Kilometer lang, mit Grundstücken, die direkt am Wasser liegen, malerischen Bootshäusern und einer Wasserski-Anlage. Hier trainierten sehr erfolgreich bereits zu DDR-Zeiten Sportler der Nationalmannschaft. Wer es sich zutraut, der kann im Sommer jeweils am Montagnachmittag eine Schnupperrunde auf den Brettern drehen.

Kurort Feldberg: Idyllische Lage zwischen den Seen

Mit vielen restaurierten alten Häuschen, einem Kurpark und einer neogotischen Kirche lohnt der malerische Ort Feldberg einen Besuch und eignet sich auch gut für eine Übernachtung. Die Gemeinde legt Wert auf sanften Tourismus, daher gibt es außer privaten Zimmeranbietern nur kleine Hotel- und Ferienanlagen. Zugleich starten von Feldberg viele Unternehmungen, Törns mit Ausflugsbooten ebenso wie Tauchcenter-Touren.

Auf zehn Kilometern von Feldberg nach Carwitz

Die Strecke von Feldberg nach Carwitz ist mit rund zehn Kilometern etwas länger als am Vortag. Trotzdem bleibt Zeit genug, interessante Ausflugsziele entlang des Weges zu besuchen. Von Feldberg aus durchquert man erneut den Luzinkanal, diesmal in nördlicher Richtung, paddelt ein kleines Stück auf dem Breiten Luzin in Richtung Osten und erreicht nach gut einer Stunde die Durchfahrt zum Schmalen Luzin.

Früher befand sich an dieser Stelle eine Fähre nebst Zollstelle. Als Mitte des 19. Jahrhunderts der Kneippkur-Boom einsetzte, erleichterte man die Anreise nach Feldberg, indem man einen Erddamm errichtete. So konnten die Kutschen direkt nach Feldberg durchfahren. Heute befindet sich in dem ehemaligen Zollhaus ein Hotel mit Restaurant.

Naturschutzgebiet Schmaler Luzin und Hullerbusch

Blick auf die Handfähre am See Schmaler Luzin. © Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern Foto: Thomas Grundner
Urlauber können sich per Handfähre über den Schmalen Luzin bringen lassen.

Durch einen kurzen Wassertunnel im Erddamm geht es auf den Schmalen Luzin. Auf knapp sieben Kilometern führt das Gewässer bis zur Ortschaft Carwitz. Seinen Namen verdankt der See dem Umstand, dass er an seiner schmalsten Stelle nur 200 Meter breit ist. Dort befindet sich die Luzin-Fähre. An der Anlegestelle am Westufer liegt ein kleiner Imbiss und Laden samt Bootsverleih. Ausflügler setzen hier zum Hullerbusch über, ein streng geschütztes Flora-Fauna-Habitat. Nach kurzem Fußweg erreicht man die Schäferei Hullerbusch. Sie bietet Gastronomie und allerlei Strickwaren, hergestellt aus der Wolle des rauwolligen Pommerschen Landschafs, einer alten Haustierrasse, die auf dem Hullerbusch weidet.

Tauchen im Schmalen Luzin

Abenteuerlustige nutzen das glasklare Wasser des Schmalen Luzins für Unterwasserausflüge. Bei der Tauchschule Feldberg können Anfänger Anzüge, Flossen und Sauerstoffflaschen im Rahmen eines "Schnupper-Tauchens" ausleihen und unter Anleitung von Tauchlehrern ausprobieren. Im Wasser des Naturschutzgebiets begegnet man zahlreichen Fischen. Hechte, Aale, Barsche, Schleien oder Zander und sogar Welse von eindrucksvoller Größe tummeln sich im Gewirr der Baumwurzeln und Äste unter Wasser. Süßwasserschwämme, die sogenannten Korallen des Nordens, sind ein Beleg für die exzellente Wasserqualität.

Abstecher zum Hans-Fallada-Museum

Das Hans-Fallada-Museum in Carwitz. © Tourismusverband MV
Zwischen 1933 und 1944 lebte Fallada in Carwitz. Ein Museum informiert über Leben und Werk des Autors.

Am Südende des Schmalen Luzins endet die Tour. Dort liegt der ehemalige kleine Fischerort Carwitz, umrahmt von den malerischen Wasserflächen des Schmalen Luzins, des Carwitzsees und des Dreetzsees. Der schwer alkohol- und morphiumsüchtige Skandalautor Hans Fallada zog 1933 hierher, um der Aufmerksamkeit der Nationalsozialisten zu entgehen. Seinen Dämonen konnte er allerdings auch hier nicht entkommen. Überliefert ist eine Episode, in der er im Streit mit seiner Frau in den Küchentisch geschossen haben soll. Sein Wohnhaus ist heute ein Museum.

Camping: Günstig übernachten in der Feldberger Seenplatte

Camper haben die Wahl zwischen einigen sehr schön gelegenen Zeltplätze. Zwei davon liegen an der Wegstrecke dieser Tour: Camping am Bauernhof und Campingplatz Klein & Fein in Carwitz. Die Stellplätze sind allerdings sehr begehrt und häufig schon Monate im Voraus ausgebucht. Insbesondere der Campingplatz in Carwitz hat eine lange Warteliste. Es empfiehlt sich also, zeitig zu reservieren.

Kajak oder Kanadier?

Bootsvermieter bieten in der Regel Kajaks oder Kanadier an, beide sind Kanus.

Kajaks sind auf dem Wasser das sportlichere Fahrzeug. Sie sind mit einem oder zwei Sitzplätzen ausgestattet und werden mit Doppelpaddeln vorwärts bewegt. Kanadier sind geräumiger und eignen sich für Touren mit mehreren Personen. Außerdem sind sie kippstabil und haben ausreichend Platz für Gepäck. Sie werden sitzend oder kniend mit sogenannten Stechpaddeln gefahren.

Der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern bietet auf seiner Website Informationen zum Kanufahren wie Touren, Rastplätze und Vermietung.

Karte: Kanutour Feldberger Seenlandschaft (grober Verlauf)

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Dieses Thema im Programm:

19.05.2024 | 15:00 Uhr

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Flüsse und Seen

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