Neuwerk: Hamburgs Insel in der Nordsee
Zehntausende Touristen besuchen Neuwerk jährlich: mit dem Pferdewagen, zu Fuß oder mit dem Schiff. Wahrzeichen der Insel im Nationalpark Wattenmeer ist ein mächtiger Leuchtturm aus Backstein.
Nur etwa 20 Bewohner und drei Quadratkilometer Fläche: Die Insel Neuwerk ist ein Dorf im Nationalpark Wattenmeer. Rund zehn Kilometer nordwestlich vor Cuxhaven gelegen ist sie bei klarer Sicht vom Festland aus gut zu erkennen. Kurios: Neuwerk und seine Nachbarinseln Scharhörn und Nigehörn gehören nicht zu Niedersachsen, sondern zu Hamburg.
Hamburgs ältestes Bauwerk - der Leuchttum Neuwerk
Seit mehr als 700 Jahren ist das so - mit einigen Unterbrechungen. Um die Schifffahrtswege zu sichern, erhielt die Hansestadt 1299 von den Herzögen von Sachsen das Recht, ein Gebäude auf der Insel zu bauen. Noch heute steht das älteste erhaltene Bauwerk Hamburgs rund 100 Kilometer Luftlinie vom Rathaus entfernt: der Leuchtturm von Neuwerk. Er ist das Wahrzeichen der Insel und mit 45 Meter Höhe weithin sichtbar. Von der Aussichtsplattform haben Besucher einen großartigen Blick über die Insel und zum Festland. Derzeit wird das Gebäude umfassend saniert, es sollen ein Hotel, ein Hochzeitszimmer und ein Restaurant entstehen.
Der Turm hat eine lange Geschichte. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts entstand zunächst ein Holzturm. Nach einem Brand begann der Bau eines mächtigen viereckigen Backsteingebäudes. Seitdem steht der Turm sicher auf seinem Fundament aus Felsblöcken. Ursprünglich diente er Hamburg zum Schutz vor Piraten in der Elbmündung, später als Leuchtturm. Ein Leuchtfeuer, das 1814 eingerichtet wurde, funktioniert noch immer, wird aber nicht mehr genutzt. Wichtiger für die Schifffahrt ist heute der weiße Radarturm am Nordwestufer der Insel.
Teil des Nationalparks und Welterbes Wattenmeeer
Neuwerk gehört zum Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer, dem kleinsten der drei Nationalparks im deutschen Wattenmeer, die Insel liegt damit auch mitten im UNESCO-Weltnaturerbe. Der Nationalpark wurde 1990 eingerichtet. Vor Ort informiert das Nationalpark-Haus in der Nähe des Leuchtturms umfassend über Flora und Fauna im Park, Schwerpunkt ist die faszinierende Vogelwelt. Der Verein Jordsand bietet Insel- und Wattführungen, Vogelbeobachtungen und Exkursionen auf die Salzwiesen an, die weite Flächen Neuwerks einnehmen.
Zu Fuß durchs Watt nach Neuwerk wandern
Die meisten Besucher kommen für einen Tagesausflug auf die Insel, man kann dort aber auch übernachten. Ein besonderes Erlebnis ist die Anreise zu Fuß durchs Watt. Gut drei Stunden dauert die zehn Kilometer lange Wanderung von Cuxhaven-Sahlenburg bei Ebbe. Wer die Tour auf eigene Faust unternehmen möchte, sollte sich vorher unbedingt genau über die Zeiten von Ebbe und Flut informieren. Sicherer ist es, sich einer geführten Tour anzuschließen. Für den Rückweg bietet sich das Schiff oder ein Pferdewagen an. Die Touren werden auch als Pakete angeboten. Aufgrund der Tide ist es nicht möglich, an einem Tag hin- und zurückzulaufen.
Mit dem Pferdewagen über den Meeresgrund
Wattwagen brauchen nur etwa eine Stunde für die Strecke. Pferde ziehen die hohen, gelben Wagen mit neun Sitzplätzen auf dem Meeresgrund über den markierten Weg. Eine Wattwagenfahrt gilt bei Cuxhaven-Touristen als Ausflugs-Klassiker. Wer die Insel erreicht hat, kann sie in nur einer Stunde zu Fuß umrunden. Private Autos gibt es nicht.
Ein Deich schützt die wenigen Häuser
Ein Teil Neuwerks ist eingedeicht, andere Flächen überflutet die Nordsee, wenn Sturm das Wasser aufwühlt. Verstreut stehen die wenigen Häuser auf dem grünen Land, nur wenige Meter über dem Meeresspiegel. Dennoch ist alles Wichtige vorhanden, was benötigt wird: Briefkasten, Inselkaufmann sowie Lokale und Unterkünfte für Gäste. Auf dem "Friedhof der Namenlosen" sind Tote begraben, die die See angespült hat. Heute finden alle Beerdigungen auf dem Festland statt.
Schiffsverbindung von Cuxhaven nach Neuwerk
Von April bis Ende Oktober besteht täglich eine Fährverbindung zwischen Cuxhaven und Neuwerk. Die "MS Flipper" bringt Touristen und Fracht in knapp zwei Stunden auf die Insel. Bis zu 500 Menschen passen an Bord des Schiffs, das einen Tiefgang von nur 1,20 Meter hat und damit für das flache Wasser im Wattenmeer besonders geeignet ist.
Der Fahrplan richtet sich nach den Gezeiten. So schwankt die Abfahrtszeit zwischen morgens und frühen Abend. Die Gezeiten bestimmen den Rhythmus der Insel. Jedes Jahr ab November ruht der Schiffsverkehr: Winterpause. Dann gibt es nur noch den Weg durch das Watt. Traktoren ziehen die Wagen mit Versorgungsgütern nach Neuwerk. Bei Notfällen fliegt ein Hubschrauber ein.