Wandern im Bodetal: Durch den Grand Canyon des Ostharzes
Schroffe Klippen, spektakuläre Aussichtspunkte und ein enges Tal, das sich fast unberührt entwickelt: Eine Wanderung im Bodetal gehört zu den spannendsten Touren im Harz.
Das Bodetal an den östlichen Ausläufern des Mittelgebirges ist eines der spektakulärsten Täler des Harzes: Bis zu 230 Meter steigen schroffe Felswände fast senkrecht auf und drücken die Bode in ein enges Flussbett. Von den Aussichtspunkten am Hexentanzplatz und der gegenüberliegenden Rosstrappe bei Thale blickt man - gesichert von Geländern - steil bergab ins Bodetal. So ergeben sich eindrucksvolle Perspektiven in die Schlucht und auf die bizarren Felsformationen an den Hängen.
Von Thale steil bergauf zum Hexentanzplatz
Auf dem berühmten Hexentanzplatz oberhalb von Thale sollen die fliegenden Fabelgestalten einst ihr Unwesen getrieben haben. Heute herrscht dort reger Ausflugstrubel mit Verkaufsständen, Restaurant, Sommerrodelbahn und Großparkplatz. Wer zu Fuß von Thale aus den Hexentanzplatz erreichen will, benötigt etwa 45 Minuten. Der Weg führt teils steil bergauf durch lichten Eichenwald, vorbei an einem Aussichtsturm. Von dort reicht der Blick weit über Thale hinaus in das flache Harzvorland, aber auch über das enge Bodetal zu den Klippen der Rosstrappe.
Alternativ erreicht man den Hexentanzplatz von Thale aus mit der Seilbahn. Einige Gondeln haben einen Glasboden. Fahrgäste können so tief in das romantische Bodetal unter ihren Füßen blicken. Zur Rosstrappe geht es bequem mit einem Sessellift, Mountainbiker können ihr Fahrrad mitnehmen. Beide Bahnen überwinden in wenigen Minuten einen Höhenunterschied von jeweils knapp 250 Metern.
Unterwegs durchs Bodetal von Thale nach Treseburg
Wer das Bodetal lieber erwandern möchte, findet in der Region ein gut beschildertes Wegenetz. Besonders schön ist der etwa acht Kilometer lange Weg durch das untere Bodetal auf dem Harzer Hexen-Stieg. Er beginnt in Thale und führt abseits von Straßen entlang der Bode nach Treseburg. Zunächst können Wanderer dem Flusslauf folgen, dann wird das Tal immer enger. Der Fluss hat sich im Lauf der Jahrtausende so eng in die Felsen gegraben, dass der Weg bald nicht mehr direkt am Wasser verlaufen kann. Stattdessen führt er an den steilen Hängen entlang, dabei müssen Wanderer einige Höhenmeter überwinden.
Der Wanderweg ist gut gesichert, erfordert aber Trittsicherheit und stabile Schuhe. Es kann vorkommen, dass Gesteinsbrocken von den steilen Hängen abrutschen und bis in den Fluss rollen.
In Treseburg wird die Bode wieder breiter
Am Ende der Tour wird es flacher und das Tal weitet sich langsam wieder, die Bode fließt ruhiger und bietet im Sommer Gelegenheiten zu einem erfrischenden Bad. Die Wanderung endet im kleinen Ort Treseburg. Von dort fährt ein Bus zurück nach Thale. Er hält auch an der Rosstrappe - eine gute Gelegenheit auf den Berg zu fahren, um die Aussicht von dort zu genießen. Alternativ kann man die Wanderung auf dem Hexen-Stieg nach Altenbrak fortsetzen (gut vier Kilometer).
Die Route zwischen Thale und Treseburg ist gut beschildert (Hexensymbol). Allerdings fehlen oft Angaben zur Entfernung oder der Wanderzeit. Für die acht Kilometer lange Strecke sollten Wanderer etwa drei Stunden einplanen.
Urwüchsige Natur an steilen Hängen
Das Bodetal zwischen Thale und Treseburg steht seit 1937 unter Naturschutz. Besonders in den unzugänglichen Seitentälern konnten sich Lebensräume für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten entwickeln. Die Route führt durch diese urwüchsige Landschaft, in der sich Eingriffe des Menschen darauf beschränken, den Weg freizuhalten. Immer wieder liegen an den steilen Hängen umgestürzte Bäume, die dort verwittern. Stellenweise rutschen Gerölllawinen weit ins Tal.