Luftbild des IGA-Geländes 1963 in den Großen Wallanlagen © Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft

Gartenschauen haben in Hamburg eine lange Tradition

Stand: 16.10.2013 16:00 Uhr

1869 richtete die Hansestadt die allererste Internationale Gartenschau (IGA) aus. Bis 2013 folgten sechs weitere Ausstellungen, die das Stadtbild bis heute prägen.

420 Aussteller aus neun europäischen Ländern und den USA, 14 Hektar Ausstellungsfläche auf dem Gelände des heutigen Alten Elbparks - die allererste Internationale Gartenschau 1869 in Hamburg ist für damalige Verhältnisse ein Großereignis. Anders als heute üblich, dauert die Schau allerdings nicht einen ganzen Sommer, sondern nur elf Tage. Mit ihr beginnt eine lange Tradition der Gartenschauen in Hamburg. 1897 findet die zweite Internationale Gartenausstellung in Hamburg statt, 1914 folgt eine Schau in Altona, das damals allerdings noch nicht zu Hamburg gehört.

Niederdeutsche Gartenschau 1935 - Planten un Blomen entsteht

Planten un Blomen während der Niederdeutschen Gartenschau 1935 © Bildarchiv Gartendenkmalpflege der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.
Zum Parkensemble von Planten un Blomen gehören 1935 auch Bärenskulpturen, die zum Teil heute im Stadtpark stehen.

Schon bei den allerersten Gartenschauen geht es nicht allein darum, schöne Pflanzen zu präsentieren. Ziel ist es auch, die Stadt neu zu gestalten. Ein Aspekt, der auch bei der "Niederdeutschen Gartenschau" 1935 von großer Bedeutung ist. Anlässlich der Schau lässt der nationalsozialistische Senat die Parkanlagen Planten un Blomen herrichten. Das in den 30er-Jahren recht moderne gartenbauliche Konzept ist heute noch stellenweise sichtbar, etwa bei den bekannten Wasserkaskaden.

IGA 1953 - Neues Leben im Park

Menschen betrachten das Wasserspiel im Park Planten un Blomen in Hamburg (August 1984). © dpa/picture-alliance Foto: Chris Pohlert
Große Attraktion der IGA 1953 ist die Wasserlichtorgel, die es noch heute gibt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzt Hamburgs Erster Bürgermeister Max Brauer durch, dass in der Hansestadt erstmals wieder eine Internationale Gartenausstellung stattfindet. "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein", mahnt er und lässt für die IGA 1953 den Park Planten un Blomen, in dem mehrere Gebäude im Krieg zerstört worden sind, wieder herrichten. Die künstlerische Gesamtleitung der IGA 1953 hat der Gartenarchitekt Karl Plomin, der gemeinsam mit Baurat Hans Medin bereits die Gartenschau von 1935 geplant hatte. Plomin sorgt dafür, dass große Teile der ursprünglichen Gestaltung erhalten bleiben. Neu hinzu kommt der Philippsturm, ein 36 Meter hoher gläserner Aussichtsturm, der 1971 wieder abgebaut wird. Rund fünf Millionen Menschen besuchen die Gartenschau. Besondere Attraktion sind die allabendlichen Wasserorgelkonzerte, die noch heute im Sommer stattfinden.

IGA 1963: Neue Grünflächen

Die nächste Internationale Gartenschau findet 1963 wieder in Hamburg statt. Dieses Mal stellen die IGA-Planer die Wallanlagen als Grünanlage neu her. Zudem wird der Botanische Garten nach Klein Flottbek verlegt. An seinem ehemaligen Standort entstehen unter anderem die Mittelmeerterrassen und die großen Schaugewächshäuser. Auch die IGA 1963 verläuft sehr erfolgreich: Mit 5,4 Millionen Besuchern kommen sogar noch mehr Menschen als 1953.

IGA 1973: "Platten und Beton"

Kinder spielen auf den "Bullerbergen" im Hamburger Park Planten un Blomen. © NDR Foto: Irene Altenmüller
Die "Bullerberge" entwarf der Bildhauer Wido Buller eigens für die IGA 1973.

Anders als 1953 und 1963 gehen mit der IGA 1973 erhebliche Umgestaltungen der Grünflächen einher. Planten un Blomen, Alter Botanischer Garten und Wallanlagen werden zu einem einheitlichen Ausstellungsgelände zusammengefasst. Hierfür wird die Marseiller Straße, die Planten un Blomen von den Flächen des Alten Botanischen Gartens trennt, tiefer gelegt und erhält einen breiten Fußgängerübergang. Zugleich verändert der Neubau des Congress Centrums Hamburg (CCH) und des SAS-Hotelhochhauses das Gelände stark. Die Hamburger verfolgen die IGA 1973 daher mit großer Skepsis - statt "Planten un Blomen" heißt der Park bei vielen Bürgern nur noch "Platten und Beton".

Ein sichtbares Relikt der 70er-Jahre-Ästhetik der IGA 1973 sind die "Bullerberge", ein gelb-braunes Kunststoffgebirge zum Rutschen und Klettern, das bis heute bei Kindern sehr beliebt ist. Finanziell ist die IGA 1973 kein Erfolg - ein Grund, warum sie bis 2013 die letzte Internationale Gartenausstellung in Hamburg bleibt.

igs 2013: ein neuer Park entsteht - und ein Millionendefizit

Erst nach 40 Jahren lebt die Hamburger Tradition mit der Internationalen Gartenschau 2013 (igs) wieder auf - zum ersten Mal auf einem Gelände südlich der Elbe in Wilhelmsburg. Das Thema Stadtentwicklung spielt bei dieser Gartenschau erneut eine zentrale Rolle: Mit dem Sprung über die Elbe rückt der lang vernachlässigte, aber attraktiv gelegene Stadtteil in den Fokus der Stadtplaner.

Die Planer nehmen sich viel vor: Erstmals bei einer Gartenschau setzen sie auch thematische Schwerpunkte. Unter dem Motto "In 80 Gärten um die Welt" präsentieren sie den Besuchern sieben Themenwelten, in denen auch globale Fragestellungen wie Nachhaltigkeit, globaler Handel und der Umgang mit der lebenswichtigen Ressource Wasser eine Rolle spielen.

Doch wie bereits die IGA 1973 ist auch die Gartenschau in Wilhelmsburg kein wirtschaftlicher Erfolg. Statt der erhofften 2,5 Millionen Besucher kommen nur etwa 1,1 Millionen. Am Ende bleibt ein Minus von 37 Millionen Euro. Allerdings: Viele der Einrichtungen, die anlässlich der Gartenschau angesiedelt wurden, wie ein Hochseilgarten, eine Kletterhalle sowie ein Restaurant in einem historischen Wasserwerk, bleiben bestehen. Ebenso der Park selbst mit mehreren Spielplätzen, einer Skate-Arena und zahlreichen Grün- und Beetflächen: Er wird als Wilhelmsburger Inselpark zum großen Naherholungsgebiet umgestaltet.

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 21.06.2015 | 19:30 Uhr

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