Wanderung durchs Himmelmoor - Natur und Industriegeschichte
Naturidylle und Industriekultur: Im Himmelmoor bei Quickborn verbindet sich beides auf spannende Weise. Noch 2018 wurde in dem Hochmoor abgebaut. Jetzt erobert sich die Natur das Gebiet zurück.
Auf einem knapp vier Kilometer langen Naturlehrpfad können Besucher Schleswig-Holsteins größtes Hochmoor erkunden. Er führt mal über federnden Torfboden, mal durch Birkenwald, mal über einen Bohlenweg. Schautafeln am Wegesrand informieren über die außergewöhnliche Tier- und Pflanzenwelt. An drei verschiedenen Stellen bieten Aussichtspunkte einen schönen Blick über den Moorsee und die ehemaligen Torf-Abbauflächen.
Rückzugsort für seltene Tiere und Pflanzen
Seit das Himmelmoor ab den 1980er-Jahren schrittweise wieder vernässt wurde, haben sich viele Tier- und Pflanzenarten wieder angesiedelt. Dazu zählen so seltene Vogelarten wie Bekassine und Großer Brachvogel.
Auch moortypische Pflanzen wie der fleischfressende Sonnentau sind zurückgekehrt. Für Insekten und Reptilien hat sich das Gebiet zu einem wichtigen Refugium entwickelt: Zahllose Libellen und Schmetterlinge schwirren in den Sommermonaten über die Moor- und Wollgrasflächen, auch Kreuzotter sowie die seltene Schlingnatter sind im Moor wieder heimisch.
Industrieller Torfabbau hinterließ Spuren
Rund 150 Jahre lang wurde im Himmelmoor Torf gestochen. Die industrielle Nutzung hat ihre Spuren hinterlassen: Die alten Gleise der Torfbahn sowie langgestreckten Gräben und Dämme zeugen vom Torfabbau, der erst 2018 vollständig beendet wurde. Es waren zunächst Strafgefangene, im Zweiten Weltkrieg auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, die den Torf im Moor stechen mussten. Nach dem Krieg wurden bis in die 1980er-Jahre erneut Strafgefangene eingesetzt.
Mit der alten Torfbahn durchs Moor
Für Besucher ein besonderes Erlebnis ist eine Rundfahrt mit der Torfbahn. Sie startet am ehemaligen Torfwerk am Rande des Moores. Von dort zieht eine Diesellok aus den 50er-Jahren die offenen Besucherwaggons auf den alten Gleisen durch das Moor. Die Fahrten finden regelmäßig von Ostern bis Oktober statt und werden vom Verein Torfbahn Himmelmoor organisiert, der sich auch um die Wartung und Pflege der alten Lokomotiven kümmert und Sonderfahrten anbietet.
Zu Fuß über die alte Torfbahntrasse
Von Hamburg aus ist das Himmelmoor nur etwa 20 Kilometer entfernt. Ein Parkplatz befindet sich am alten Torfwerk. Dort startet auch der Naturlehrpfad. Wer zu Fuß oder mit dem Fahrrad anreist, kann an der AKN-Station in Quickborn aussteigen, von dort sind es auf der alten Torfbahntrasse vom Bahnhof bis zum Torfwerk etwa drei Kilometer.