Mönche und Fürsten legten Gärten und Parks an
Hunderte von Gärten und Parks bieten in Norddeutschland viel Raum, um die Natur zu beobachten, neue Pflanzen kennenzulernen, spazieren zu gehen oder sich einfach zu entspannen. Das war nicht immer so.
Noch im 19. Jahrhundert gehörten die im strengen französischen Barockstil gestalteten Gärten hauptsächlich zu Fürstenhäusern und waren für die Bevölkerung nicht oder nur sehr eingeschränkt zugänglich. Sie dienten dazu, die Macht und den Reichtum des Herrschers zu repräsentieren. Die Tradition, Gärten anzulegen, ist aber noch viel älter und geht bis ins 8. Jahrhundert v. Chr. zurück. Mönche legten in ihren Klöstern Gärten an, um dort Heil- und Nutzpflanzen zu ziehen.
Volksparks für mehr Lebensqualität
Negative Folgen der Industrialisierung, wie beispielsweise die elenden Wohnverhältnisse der Arbeiter, führten schließlich dazu, dass Städte öffentliche Parks, die sogenannten Volksparks, angelegen ließen. Diese waren dazu gedacht, die Produktivität der unteren Schichten, ihre Lebensqualität und Gesundheit mithilfe solcher Erholungsräume zu verbessern. Auch gestalterisch zeigten Volksgärten ein anderes Gesicht: Statt repräsentativ zu sein, sollten sie beispielsweise Raum für sportliche Aktivitäten bieten. Auch Restaurants, Cafés oder Musikhallen waren wesentliche Bestandteile.
Botanische Gärten: Vom 'hortus medicus' zum Hort der Pflanzenvielfalt
Botanische Gärten entstanden hingegen als Bestandteile medizinischer Fakultäten mittelalterlicher Universitäten und beherbergen nach Herkunftsregionen oder Themen systematisch geordnete Anpflanzungen von Bäumen, Sträuchern, Kräutern und exotischen Pflanzen. Zunächst wurden im sogenannten hortus medicus vor allem Heilkräuter angebaut, um Kranke mit Heilpflanzen zu versorgen und diese Pflanzen gleichzeitig auch zu erforschen.
Im Laufe der Jahrhunderte etablierte sich die Botanik als selbstständige Wissenschaft, ließ damit also ihren Status als Hilfswissenschaft der Medizin hinter sich. Noch heute stehen botanische Gärten meist unter der Verwaltung einer Universität und ihr Bestand dient der Lehr- und Forschungsarbeit an der Hochschule und dem Erhalt der Artenvielfalt.
Die ersten botanischen Gärten in Deutschland wurden beispielsweise 1580 in Leipzig, 1586 in Jena und 1609 in Gießen als der Wissenschaft dienende Gärten gegründet. Im späten 17. Jahrhundert entstand an der Universität Kiel der erste botanische Garten heutigen Zuschnitts, also mit der zusätzlichen Funktion als öffentliche Gartenanlage samt gärtnerisch gestaltetem Freiland und Gewächshäusern.