Scholle, Lachs und Co: Welcher Fisch darf noch auf den Tisch?
Beim Einkauf ist oft schwer zu erkennen, ob Fisch aus nachhaltigem Fang stammt. Die Verbraucherzentrale hat ihre Liste "Guter Fisch" aktualisiert und empfiehlt zwölf Fischarten.
Wer sich gesund ernähren möchte, greift gern zu Fisch. Er ist reich an Eiweiß und wertvollen Omega-3-Fettsäuren. Doch die weltweiten Fischbestände schrumpfen, nur noch wenige sind in einem guten Zustand. Damit sie sich erholen können, sollten Verbraucher möglichst zu Fisch aus nachhaltigem Fang greifen. Zur Orientierung haben die Verbraucherzentralen eine Liste "Guter Fisch" erstellt. Sie wird jährlich im Dezember aktualisiert und führt nur Bestände auf, die als "empfehlenswert" oder "bedingt empfehlenswert" eingestuft wurden. Die Liste wird in Zusammenarbeit mit Experten der Deutschen Umwelthilfe, des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel sowie der Naturschutzorganisationen NABU und WWF geführt und aktualisiert.
Rotlachs und Ostsee-Scholle "empfehlenswert"
Zu den empfehlenswerten Arten zählen mit Stand Dezember 2023 insgesamt zwölf Bestände. Dazu gehören etwa zwei Wildlachs-Arten aus Alaska (Keta Lachs und Rotlachs, auch als Sockeye-Lachs bezeichnet), Seelachs aus der Barentssee sowie Scholle und Flunder aus der Ostsee. Auch Bonito-Thunfisch aus Fanggebieten im Indischen Ozean und im Pazifik gilt als empfehlenswert. Als lediglich bedingt empfehlenswert wurde Hering aus der Nordsee eingestuft.
Makrele und Ostsee-Sprotte nicht mehr zu empfehlen
Die Liste "Guter Fisch" ist kürzer geworden. Makrele und Sprotte aus der Ostsee wurden im letzten Jahr noch als bedingt empfehlenswert eingestuft, allerdings war ihr Verbleiben auf der Liste daran geknüpft, dass notwendige Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Da die Fischarten aber weiterhin überfischt werden, sind diese Arten nun nicht mehr zu empfehlen.
Auf Fangmethode achten
Wichtig: Neben der Herkunft ist die Fangmethode ein entscheidendes Kriterium für nachhaltigen Fisch, betonen Wissenschaftler und Umweltschützer. Denn je nach Methode und Gerät sind die Auswirkungen auf die Fischbestände, aber auch auf Meeresboden und Ökosystem unterschiedlich. Besonders schädlich sind Grundschleppnetze, da sie viel Beifang verursachen und den Meeresboden zerstören. Trotzdem werden sie vielerorts noch eingesetzt, sogar in Meeresschutzgebieten. Zu den eher nachhaltigen Fangmethoden zählen pelagische Schleppnetze, also Netze, die durch das freie Wasser gezogen werden, sowie Hand- und Kurzleinen.
Angaben zu Fangmethode und Fanggebiet verbindlich
Die Liste "Guter Fisch" wird jährlich aktualisiert und soll eine "aktuelle und ganzheitliche Bewertung" der verschiedenen Kriterien wie Fischart, Fangmethode und Fanggebiet ermöglichen, so die Verbraucherzentralen. Für unverarbeiteten Fisch und Tiefkühlprodukte sind die entsprechenden Angaben verpflichtend: Frische Ware muss vom Händler ausgezeichnet sein, bei abgepackter Ware stehen die Angaben auf der Verpackung.
Umweltsiegel geben erste Orientierung
Eine erste Orientierung, ob ein Fisch aus nachhaltiger Fischwirtschaft stammt, bieten beim Kauf auch Umweltsiegel. Bekanntestes Siegel für Wildfisch ist das Siegel des Marine Stewardship Council, kurz MSC. Allerdings ist das Siegel seit Längerem wegen deutlicher Mängel in der Kritik.
Siegel für Fische aus Aquakultur
Für Fische und Meeresfrüchte aus Aquakultur gibt es ebenfalls Siegel. Dem MSC-Siegel bei Wildfisch entspricht das ASC-Siegel (Aquaculture Stewardship Council) für Zuchtfisch. Es setzt bestimmte Mindeststandards. Allerdings sind die Vorgaben relativ niedrig. So gibt es keine Restriktionen in Bezug auf genetisch verändertes Futter, zudem dürfen Medikamente - auch Antibiotika - unter bestimmten Bedingungen eingesetzt werden.
Verbraucherschützer raten, bei Fisch aus Aquakultur bevorzugt auf Produkte mit Bio-Siegel zurückzugreifen, etwa von Bioland oder Naturland. Bei diesen Produkten sind die Vorgaben etwa zur Besatzdichte, also der Menge an Fisch im Wasser, strenger und das Fischfutter darf keine Hormone oder Medikamente enthalten.
Quecksilber: Ist Fisch belastet?
Einige Fischarten können erhöhte Mengen an Quecksilber sowie verschiedenen Industriechemikalien enthalten. Quecksilber wirkt toxisch auf das Nervensystem und kann in höheren Dosen Leber und Nieren schädigen. Raubfische sind in der Regel höher mit Quecksilber belastet als Friedfische, ältere Fische stärker als junge. Zwar gelten hierzulande für Quecksilber und andere Schadstoffe gesetzliche Höchstwerte, dennoch hat das Bundesumweltministerium Verzehrempfehlungen herausgegeben. Demnach sollten insbesondere Schwangere und Stillende auf den Verzehr von Haifisch ("Schillerlocke"), Buttermakrele, Aal, Steinbeißer, Schwertfisch, Heilbutt, Hecht, Seeteufel, Thunfisch sowie Rotbarsch verzichten.