Pelletheizungen: Hat Heizen mit Holz noch Zukunft?
Pelletheizungen galten lange als umweltfreundliche und preiswerte Alternative zur Öl- oder Gasheizung. Doch die Nutzung der Pellets hat Nachteile und ist nicht so klimaneutral wie oft behauptet wird.
Auch wenn es umstritten ist - Holz und Pelletheizungen werden beim neuen Gebäudeenergiegesetz als "nachhaltig" eingestuft - zumindest vorerst. Im Grundsatz sieht das Gesetz vor, dass die Pflicht zum Einbau einer Heizung besteht, die zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Verbraucher, die bereits eine Pelletheizung nutzen, erfüllen diese Vorgaben.
Pellets: Wirklich CO2-neutral?
Die Pellet-Branche bewirbt das Holz als "CO2-neutralen Brennstoff" und behauptet: Pellets und andere moderne Holzbrennstoffe bieten dabei "mit das größte CO2-Einsparpotenzial". Die These dahinter: Holz setze beim Verbrennen nur so viel CO2 frei, wie der Baum beim Wachsen aufgenommen hat. Daher sei das Verheizen von Holz CO2-neutral.
Wissenschaftler und Umweltschutzorganisationen sehen diese Darstellung kritisch. Bei der Verbrennung von Holz werde schlagartig das gesamte gespeicherte CO2 freigesetzt. Der Faktor Zeit ist dabei entscheidend, sagt Wolfgang Lucht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: "Es dauert Jahrzehnte, bis dieses System wirklich ins CO2-Plus kommt. Bis dahin haben wir mehr CO2 in der Atmosphäre, als wenn wir das Holz nicht verbrannt hätten. Und dieses Mehr an CO2 bewirkt den Klimawandel mit all seinen Folgen."
Nachteil: Holz ist kein effizienter Energieträger
Kritiker der Holzenergie verweisen auch darauf, dass Holz eine geringere Energiedichte als fossile Energieträger hat. Das bedeutet: Um die gleiche Menge Energie zu erzeugen, müssen große Mengen an Holz verbrannt werden. Die Effizienz hänge zwar sehr von den technischen Voraussetzungen und den konkreten Bedingungen ab, erläutert Lucht, "aber grob kann man abschätzen, dass pro gewonnene Energieeinheit die Holzverbrennung etwa eineinhalb Mal so viel CO2 produziert wie Kohleverbrennung, doppelt so viel CO2 produziert wie Ölverbrennung und dreimal so viel CO2 produziert wie Gasverbrennung."
Waldsterben: Baumverluste sind größer als angenommen
Die Verbände der Energieholz- und Pellet-Branche argumentieren, dass in Deutschland derzeit mehr Wald nachwächst als Holz geerntet wird. Entsprechend würde mehr CO2 gebunden, als durch energetische Holznutzung frei werde. Doch laut einer Studie der gemeinsamen Forschungsstelle der EU-Kommission (Joint Research Centre, JRC) könne dies nur für sehr bestimmte und kleine Anteile von in der EU gewonnenen Holzsortimenten sichergestellt werden.
Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) veröffentlichte im Februar 2022 Satellitendaten, die zeigen, dass die Baumverluste in Deutschland erheblich größer sind als angenommen. Durch Trockenheit, Gewitterstürme und Parasiten sind die Wälder bereits erheblich geschwächt.
Hohe Nachfrage nach Holzresten schwächt den Wald
Die mangelnde Klimafreundlichkeit beginne zudem nicht erst beim Verbrennen, sondern bereits im Wald, argumentieren Umweltschützer wie der Förster Peter Wohlleben. So ließ man bis vor wenigen Jahren Baumkronen im Wald verrotten und die Mineralien und Nährstoffe wurden dem Boden zurückgegeben. Mittlerweile werden die Bäume für die Herstellung von Pellets und Holzhackschnitzeln komplett genutzt - von der Wurzel bis zur Baumkrone. Der Wald werde so in seiner Funktion als Kohlenstoffspeicher durch die steigende Holznachfrage geschwächt.
Der NABU (Naturschutzbund Deutschland) und die Deutsche Umwelthilfe appellieren, weniger Holz zu verbrennen, den Wald weniger zu nutzen und ihn naturnah umzubauen - zum Beispiel zu umweltstabileren Mischwäldern. Aus ihrer Sicht besteht ein ökologischer Umgang mit Holz darin, dass dessen Verbrennung erst am Ende einer langen Verwertungskette steht.