VIDEO: #NDRfragt: Reicht die Rente? (2 Min)

Umfrage zu Altersarmut: Mehrheit befürchtet knappe Rente

Stand: 14.02.2024 22:15 Uhr

Laut #NDRfragt-Umfrage haben die Befragten mehrheitlich Angst, dass das Geld im Ruhestand nicht reichen wird. Frauen treibt die Sorge vor Altersarmut stärker um als Männer.

von Ada von der Decken, Patrick Reichelt

#NDRfragt wollte wissen: Reicht die Rente? Darüber herrscht große Unsicherheit - das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung bröckelt. Zwei Drittel der Befragten, die die Rente noch vor sich haben, befürchten, später arm zu sein. Unterschiede in den Ergebnissen zeigen sich oft zwischen den Geschlechtern: Die Sorge vor Altersarmut treibt Frauen (72 Prozent) stärker um als Männer (61 Prozent).

Alle Ergebnisse dieser nicht repräsentativen, aber gewichteten Umfrage gibt es als PDF zum Herunterladen.

 

Ist die Rente sicher?

"Die Rente ist sicher" - diese Worte von Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) aus den 1980er-Jahren galten lange als eine Art ungeschriebenes Gesetz. Viele Befragte in der #NDRfragt-Gemeinschaft setzen hinter diesen Satz aber mittlerweile ein großes Fragezeichen. Die Sorge vor Altersarmut begründet sich vor allem im System selbst: Zwei Drittel haben persönlich Sorge vor Altersarmut, weil das Rentensystem künftig nicht mehr finanzierbar sein könnte. Maria aus Hamburg ist zum Beispiel skeptisch, ob die kleine Gruppe an Einzahlern das Auskommen der vielen Älteren in Zukunft noch stemmen kann:

"Ich muss heute davon ausgehen, dass ich keine Rente bekommen werde, weil nach mir zu wenig Personen geboren wurden, die diese gemäß dem Generationenvertrag finanzieren könnten." #NDRfragt-Mitglied Maria (34) aus Hamburg

Ein weiterer, häufig genannter Grund, warum die Befragten sich vor Armut im Alter sorgen: 64 Prozent gehen davon aus, dass die Preise für Lebensmittel, Wohnen und Co. schneller steigen als die Renten. Es sind demnach die Rahmenbedingungen, die die Befragten in Zeiten von demografischem Wandel und Preissteigerungen verunsichern. #NDRfragt-Mitglied Hauke schreibt dazu:

"Dieses Kartenhaus wird früher oder später zusammenbrechen und ich rechne damit, dass ich als Mittdreißiger davon absolut betroffen sein werde. Auf mich wartet die Altersarmut, davon bin ich überzeugt." #NDRfragt-Mitglied Hauke (35) aus Schleswig-Holstein

Deutlich seltener haben die Befragten das Gefühl, dass es an zu wenig eingezahlten Rentenbeiträgen während des Arbeitslebens liegt. Hier zeigen sich große Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Frauen (36 Prozent) gibt dies mehr Anlass zur Sorge als Männern (25 Prozent).

Stimmen aus der #NDRfragt-Gemeinschaft zur Sorge vor Altersarmut

#NDRfragt-Mitglied Tanja (41) aus Schleswig-Holstein:
"Durch die Betreuung der Kinder habe ich bisher nur Teilzeit gearbeitet. Ich weiß jetzt schon, dass ich im Alter arm sein werde."
#NDRfragt-Mitglied Sina (22) aus Hamburg:
"Ich mache mir keine Sorgen, im Ruhestand arm zu sein, weil ich nicht auf die staatliche Rente vertraue, sondern auf meine eigenen Fähigkeiten, mir eine ausreichende finanzielle Rücklage aufzubauen."
#NDRfragt-Mitglied Tobias (41) aus Schleswig-Holstein:
"Viel eingezahlt, aber wenig Rente. Und dabei noch enorm steigende Pflegekosten, die man selbst nicht mehr wird tragen können. Man wird arm oder verschuldet sterben."
#NDRfragt-Mitglied Luise (28) aus Niedersachsen:
"Naja, jeder sagt meiner Generation, dass wir eh keine Rente mehr bekommen und dass wir bis 75 arbeiten müssen. Das fühlt sich natürlich nicht so gut an."

Mehr Sorge als Vorsorge

Über alle Generationen hinweg befürchten die Befragten, dass die eigene Altersgruppe ein Problem mit Altersarmut hat oder in Zukunft haben wird. Sieben von zehn Befragten haben diesen Eindruck - am stärksten ist er bei den 30- bis 39-Jährigen. 

Weitere Informationen
Ein Mitglied aus der #NDRfragt-Gemeinschaft im Interview. © Screenshot
4 Min

#NDRfragt zu Rente und Altersarmut

NDR Info: Ergebnisse und Perspektiven zur #NDRfragt-Umfrage zu Rente und Altersarmut. 4 Min

Sich rechtzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen, könnte ein erster Schritt sein. Etwas weniger als die Hälfte der Befragten beschäftigt sich oft mit der eigenen Altersvorsorge. Die Mehrheit der Befragten (52 Prozent) meidet nach eigener Aussage dagegen das Thema.

Mitglieder aus der #NDRfragt-Community zu Altersvorsorge

#NDRfragt-Mitglied Romy (34) aus Hamburg:
"Ich sorge privat vor, habe mehrere Kurse gemacht, um investieren zu lernen und selbst vorsorgen zu können. Es ist traurig: Aktuell zahle ich für die Vergangenheit (Studienkredit) und die Zukunft (Rente) so viel Geld, dass im Hier und Jetzt fast nichts übrig bleibt."
#NDRfragt-Mitglied Marilyn (35) aus Niedersachsen:
"Ich beschäftige mich nicht damit, weil ich es mir nicht leisten kann!"
#NDRfragt-Mitglied Andrea (51) aus Schleswig-Holstein:
“Wir, mein Mann und ich, haben uns sehr oft mit dem Thema auseinandergesetzt, aber privat vorzusorgen ist finanziell leider nicht möglich."
#NDRfragt-Mitglied Jörg (53) aus Bremen:
"Als Bürgergeld-Empfänger ist es leider nicht möglich, Geld zur Seite zu legen!"
#NDRfragt-Mitglied Heiko (54) aus Niedersachsen:
"Ich arbeite seit der Schulzeit ununterbrochen und in Vollzeit, habe Wohneigentum erworben, eine Kapitallebensversicherung und spare zusätzlich ein wenig - zusammen mit meinem Ehemann sollte es reichen."

Die Gründe, warum sich die Befragten selten oder nie mit der Altersvorsorge befassen, sind unterschiedlich: Mehr als ein Fünftel gibt an, schlichtweg kein Geld übrig zu haben, um etwas zurückzulegen. Knapp ein Viertel beschäftigt sich hingegen nicht damit, da es bereits ein ruhiges Gewissen hat: Sie gehen davon aus, für das Alter ohnehin finanziell gut gewappnet zu sein. Männer (28 Prozent) sehen sich dabei mit Blick auf ihre Alterssicherung besser aufgestellt als Frauen (20 Prozent).

(Böse) Überraschung Rentenhöhe

Große Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen sich auch bei den Befragten im Ruhestand. Etwa, wenn es um die tatsächlich gezahlten Rentenbeträge beziehungsweise Pensionen geht: Knapp die Hälfte der befragten Frauen (48 Prozent) war bei Renteneintritt enttäuscht und hätte mehr Geld aus der Altersvorsorge erwartet. Bei den Männern sind es nur knapp vier von zehn Befragten, die mehr Rente beziehungsweise Pension erwartet hatten - bei fast 60 Prozent fällt die Rente hingegen so aus, wie erwartet.

Abstriche beim Lebensstandard

1.543 Euro bei Männern und 1.173 Euro bei Frauen - dieser Betrag landet laut den aktuellsten Zahlen der Deutschen Rentenversicherung im Schnitt auf dem Konto der Rentnerinnen und Rentner in Deutschland. Für viele Menschen ist das gerade vor dem Hintergrund der Preissteigerungen zu wenig, wie etwa bei #NDRfragt-Mitglied Joerg (67) aus Schleswig-Holstein:

"Problematisch sind die stark gestiegenen Preise für Lebensmittel und besonders Energie. Zwar entfallen jetzt täglich 60 Kilometer als Pendler, die Ersparnis wird aber mehr als aufgefressen. Essen gehen und Urlaub sind bei 1.532 Euro Rente nicht mehr drin." #NDRfragt-Mitglied Joerg (67) aus Schleswig-Holstein

 

Die Mehrheit der befragten Rentner (54 Prozent) kann den Lebensstandard zwar halten, knapp die Hälfte (46 Prozent) muss hingegen teils heftige Abstriche hinnehmen.

Mitglieder aus der #NDRfragt-Community zum Lebensstandard

#NDRfragt-Mitglied Felizitas (66) aus Niedersachsen:
"Ich kann meinen Lebensstandard zurzeit nur annähernd halten, weil mein Mann noch arbeitet und relativ gut verdient. Würde ich alleine leben, wäre ich arm."
#NDRfragt-Mitglied Ilona (64) aus Mecklenburg-Vorpommern:
"750 Euro Rente bei 35 Jahren Arbeit, davon 450 Euro Miete. Jetzt rechnen Sie selbst!"
#NDRfragt-Mitglied Gerhard (64) aus Niedersachsen:
"Ich bekomme eine Rente von 1026,60 Euro netto im Monat. Wenn ich nicht noch eine halbe Arbeitsstelle hätte, wäre das zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig."

Altersarmut trifft befragte Frauen häufiger

Die Befragten, die die Rente noch vor sich haben, machen sich mehrheitlich Sorgen wegen drohender Altersarmut. Aber wie viele der Befragten im Ruhestand erleben tatsächlich Altersarmut? Jede fünfte befragte Person im Ruhestand sagt über sich, sie sei arm - wobei Frauen dies öfter angeben (22 Prozent) als Männer (18 Prozent).

Viele meinen, dass der sogenannte Generationenvertrag zu scheitern droht. Wie ließe sich das Rentensystem aber besser finanzieren? Gut ein Drittel plädiert dafür, mehr Steuergelder für die Rentensicherung einzusetzen. Einige hoffen, dass das System grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt wird. Ein Baustein könnte dabei laut vielen Befragten die Aufhebung des "Zweiklassensystems" sein, also die Trennung zwischen Rente und Pension. Tanja (47) aus Niedersachsen formuliert ihren Vorschlag so:

"Ich finde, es sollte keine Unterschiede zwischen Beamten, Angestellten und Arbeitern geben. Alle sollten in dieselbe Kasse einzahlen und sich gegebenenfalls freiwillig absichern und upgraden." #NDRfragt-Mitglied Tanja (47) aus Niedersachsen

Dass Beamte, die in den Ruhestand gehen, weniger Abstriche machen müssen als der Rest, empfinden viele Befragte als ungerecht. Entsprechend häufig wird der jüngeren Generation eine Beamtenlaufbahn nahegelegt - vor allem empfehlen die Älteren aber, sich rechtzeitig mit der Altersvorsorge zu beschäftigen.

Ratschläge aus der #NDRfragt-Community zur Altersvorsorge

#NDRfragt-Mitglied Annette (64) aus Schleswig-Holstein:
"Liebe junge Generation, sucht euch bitte einen Job, in dem ihr viel Geld verdient oder schlagt eine Beamtenlaufbahn ein. Eine Pension ist nicht mit einer Rente vergleichbar."
#NDRfragt-Mitglied Margrit (76) aus Mecklenburg-Vorpommern:
"Auch kleine Beträge können einen “Berg“ aufbauen. Rechtzeitig anfangen."
#NDRfragt-Mitglied Petra (62) aus Niedersachsen:
"Lebt jetzt und heute - Rente bekommt ihr eh nicht. Wer spart, ist selbst Schuld. Wer heute alles verprasst, dem wird später geholfen."
#NDRfragt-Mitglied Heijo (67) aus Schleswig-Holstein:
"Sorgt für eure Lebensqualität im Alter in der Zeit der guten Leistungsfähigkeit. Der Generationenvertrag und “der Staat“ kann nicht alles für euch tun."
#NDRfragt-Mitglied Frank (64) aus Niedersachsen:
"Mehr Börsenwissen zulegen und im Laufe des aktiven Berufslebens Geld gut anlegen, wie es die aktuelle Lebenssituation zulässt (ohne Bankberater, Riester, Lebensversicherungen oder andere teure Anlageformen)."
#NDRfragt-Mitglied Christian (65) aus Schleswig-Holstein:
"Fangt früh an, euch über den Rest eures Lebens klar zu werden. Es endet nicht, wenn die Arbeit aufhört."

 

 

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Über diese Befragung

Die Antworten stammen aus der Umfrage "Reicht die Rente?", an der sich 20.609 Norddeutsche beteiligt haben. Für die Ergebnisse wurden Antworten ausgewertet, die vom 30. Januar bis zum 6. Februar 2024 um 9 Uhr abgegeben wurden. An den Umfragen von #NDRfragt nehmen Menschen aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen teil. Die Umfragen werden online ausgefüllt.

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings nach den statistischen Merkmalen Alter, Geschlecht, Bundesland und Schulabschluss gewichtet. Das heißt: Antworten von Bevölkerungsgruppen, die unter den Befragten seltener vertreten sind als in der norddeutschen Bevölkerung, fließen stärker gewichtet in die Umfrage-Ergebnisse ein. Und die Antworten von in der Befragung überrepräsentierten Gruppen werden schwächer gewichtet. Insgesamt verteilen sich die Antworten dann am Ende eher so, wie es der tatsächlichen Verteilung der Bevölkerungsgruppen in Norddeutschland entspricht.

Wachsende #NDRfragt-Community mit mehr als 39.000 Norddeutschen

#NDRfragt ist das Meinungsbarometer für den Norden. Mittlerweile haben sich mehr als 39.000 Norddeutsche für die Community angemeldet. Wer noch nicht dabei ist, aber mitmachen will, kann sich registrieren und wird zu den Umfragen per E-Mail eingeladen. Mitglied kann werden, wer in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg oder Bremen wohnt und mindestens 16 Jahre alt ist.

Weitere Informationen
Eine Frau schaut auf einen Monitor mit dem Schriftzug "#NDRfragt" (Montage) © Colourbox

#NDRfragt - das Meinungsbarometer für den Norden

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | | 14.02.2024 | 20:33 Uhr

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