Erste Welle von Starts beim Manöver "Tiger Meet"
Im Minutentakt hoben am Montag Kampfjets von Jagel bei Schleswig zur ersten Übung Richtung Nordsee ab. Zwei Wochen lang ist wegen des internationalen Manövers mit verstärktem Fluglärm über Norddeutschland zu rechnen.
Seit Montag 9.00 Uhr dröhnen die Triebwerke auf der Startbahn in Jagel. Mehr als 50 Kampfjets stiegen Richtung Großbritannien auf, drehten später in Richtung Niederlande ab und überflogen auf dem Rückweg Osnabrück. Auch die neu in Jagel stationierte Drohne German Heron TP sollte aufsteigen.
Vier Stunden Flugbetrieb pro Tag
Bis zum 14. Juni ist der Ablauf an allen Werktagen ähnlich. Jeweils zwei Stunden am Vor- und Nachmittag ist konzentrierter Flugbetrieb vorgesehen. 1.100 Soldatinnen und Soldaten aus 13 Nationen nehmen vom Flugplatz Jagel aus am Manöver "Tiger Meet" teil. In der vergangenen Woche hatten internationale Vorkommandos die Aufbauarbeiten geleistet.
Traditionsmanöver mit spezieller Atmosphäre
"Eye of the Tiger" schallte es am Freitag aus der Box, als die Piloten aus den vier F-18-Kampfjets aus der Schweiz die Leiter hinabstiegen. Und die polnische Crew stieß nach der Landung erstmal mit einem Bier auf dem Rollfeld an. Das Tiger Meet gibt es seit 1961 jährlich. Alle Staffeln haben eine Raubkatze im Wappen. Die Luftwaffe spricht von einem Traditionsmanöver. Die Crews kennen sich und besuchen sich auch privat, erzählt "Troubleshooter" Nils aus der Schweiz. Als Ausrichter ist nun wieder das Luftwaffengeschwader in Jagel (Kreis Schleswig-Flensburg) an der Reihe. Zuletzt war das 2014 der Fall.
Kein spezielles Russland-Szenario
Erprobt wird das Zusammenspiel der internationalen Einheiten. Datenübermittlung und Kommunikation sollen ohne Tücken funktionieren. Die Szenarien werden im Laufe des Manövers immer komplexer und lassen sich nicht bestimmten Ländern zuordnen, sagte Kommodore Jörg Schroeder. Die Bedrohung durch Russland wird explizit nicht genannt, wenngleich die Luftwaffe derzeit regelmäßig im Kurznachrichtendienst "X" über Vorfälle mit russischen Maschinen berichtet. Diese tauchen alle paar Tage beispielsweise über der Ostsee ohne Flugplan und Funktransponder auf. Das Manöver "Tiger Meet" läuft nun über ganz Norddeutschland und der Nordsee. Offiziell handelt es sich um kein NATO-Manöver, zumal sich auch die Schweiz und Österreich beteiligen, die kein Mitglied im Verteidigungsbündnis sind.
Mehr Fluglärm als bei Air Defender 2023 möglich
Erst vor einem Jahr war Jagel Schauplatz der internationalen Luftwaffenübung Air Defender. Die Unterschiede: "Da hatten wir in ganz Deutschland drei große Übungsräume," erklärt Schroeder. Zudem verlegten die USA mehr als 100 Flugzeuge nach Deutschland. Das passiert diesmal nicht. Die Amerikaner sind aber unterstützend dabei. Von den US-Stützpunkten in Europa steigen Flugzeuge auf, die die Kampfjets dann in der Luft betanken. Da sich ansonsten fast alles in Jagel abspielt, könnte der Fluglärm sogar noch intensiver ausfallen. Am Wochenende wird weniger geflogen, in der Nacht gar nicht. Von den 1.100 Soldatinnen und Soldaten kommen 800 wieder in einem Containerdorf in Kropp unter: "Wir haben in Kropp in der Unterbringung vergleichbar viele Soldaten wie beim Air Defender."
Neue Drohne begleitet die Übung
Am 7. und 10. Juni lässt die Luftwaffe 1.500 Hobbyfotografen zu den so genannten Spotter Days auf das Gelände. Die Plätze sind schon vergeben. Sie werden ihre Kameras auf die Tornados, Eurofighter, Griepen, F16 und Rafales richten. Am 11. Juni sind dann die Luftwaffen-Chefs aus sämtlichen teilnehmenden Nationen nach Jagel eingeladen.