Zensus-Zahlen: Viele Gemeinden bekommen weniger Geld
Von den Zensuszahlen hängt ab, wie viel Geld die Kommunen vom Land bekommen. Viele Gemeinden in SH haben laut der aktuellen Volkszählung Einwohner verloren - und wollen nun aktiv werden.
Viele kleine Gemeinden und Städte im Land ärgern sich über den Zensus-Bericht. Laut der Volkszählung haben sie insgesamt 17.000 Einwohner verloren. Die Hochrechnungen würden aber nicht mit der Realität übereinstimmen, kritisieren sie. Das Problem der betroffenen Kommunen: Beim Finanzausgleich bekommen sie so weniger Geld vom Land. Der Städte- und Gemeindetag schätzt, dass den betroffenen Städten und Gemeinden so bis zu 1.500 Euro pro Einwohner verloren gehen. Das gilt für den Finanzausgleich in diesem Jahr und für die Folgejahre.
Niedrige Zensus-Zahlen sorgen für Minus in Osterby und Bünsdorf
So wurden beispielsweise - laut Amtsdirektor Andreas Betz - in den Gemeinden Bünsdorf und Osterby (Kreis Rendsburg-Eckernförde) zu niedrige Einwohnerzahlen festgesetzt. Die Folge: Bünsdorf entgehen laut Betz auf zehn Jahre gerechnet 770.000 Euro, Osterby 1,1 Millionen Euro. Jetzt will das Amt selbst nachzählen. Am Freitagnachmittag von 15 bis 18 Uhr und am Sonnabend von 9 bis 12 Uhr sind die Einwohner eingeladen, mit Personalausweis ins Feuerwehrgerätehaus in Bünsdorf oder in die Alte Schule in Osterby zu kommen.
Flensburg hat 3.000 Einwohner mehr als vorher
Grundsätzlich können alle betroffenen Kommunen vor dem Verwaltungsgericht in Schleswig (Kreis Schleswig-Flensburg) gegen den Zensus vorgehen. Es gibt aber auch Gewinner in Schleswig-Holstein. So hat zum Beispiel Flensburg laut Zensus mehr als 3.000 Einwohner mehr als vorher und bekommt entsprechend auch mehr Geld beim Finanzausgleich. Der Städte- und Gemeindetag wünscht sich zukünftig, dass der Zensus anhand der Melderegister und nicht per Hochrechnung bestimmt wird.
20.000 Schleswig-Holsteiner weniger als gedacht
Bereits im Juni hatten die statistischen Ämter des Bundes und der Länder die Ergebnisse des Zensus veröffentlicht. Die Volkszählung findet alle zehn Jahre statt und soll verlässliche Bevölkerungs- und Wohnungsdaten liefern. Demnach lebten in Schleswig-Holstein etwas weniger Menschen als zuvor angenommen: Laut den Zensus-Zahlen gab es im Mai 2022 2,93 Millionen Einwohner in Schleswig-Holstein - 20.000 (0,6 Prozent) weniger als bisher gedacht.
Nach dem Zensus 2011 gab es viele Klagen
Für die Kommunen sind diese Zahlen nicht trivial, denn wie viel Geld sie vom Land bekommen, hängt auch von ihrer Einwohnerzahl ab. Beim letzten Zensus 2011 hatten deutschlandweit 350 Kommunen geklagt. Das wohl prominenteste Beispiel: Flensburg. Hier zählte das Ergebnis des Zensus rund 6.500 Einwohnerinnen und Einwohner weniger als im Melderegister der Stadt standen. Laut Zensus 2022 leben nun 3.000 Menschen mehr in der Stadt als angenommen.