Zusage von Northvolt: Batteriefabrik in Dithmarschen soll kommen
Northvolt hat einen sogenannten Durchführungsvertrag unterzeichnet. Das hat das Unternehmen Mittwochmittag bekannt gegeben. Damit verpflichtet sich der schwedische Batteriezellenhersteller, bei Heide im Kreis Dithmarschen zu bauen. Es geht um Investitionen in Höhe von 4,5 Milliarden Euro - mit diesen Baukosten rechnet das Unternehmen.
Nun entscheiden Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden
Die finale Entscheidung liegt somit nun bei den Gemeinden Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden, auf deren Flächen die Fabrik entstehen soll. Sie haben den Durchführungsvertrag noch nicht unterschrieben und müssen über die Satzungsbeschlüsse im sogenannten Bauleitverfahren abstimmen. Heißt: den Plänen des Unternehmens ihre Zustimmung geben.
Northvolt: "Gemeinden haben vollständiges Lagebild"
Darüber wollen die Gemeindevertreter in ihren Sitzungen am Donnerstag (Lohe-Rickelshof) und am kommenden Montag (Norderwöhrden) abstimmen. "Wir haben lange auf die Entscheidung der EU-Kommission gewartet", sagte ein Northvolt-Sprecher: "Insofern war es uns ein Anliegen jetzt schnell zu entscheiden, auch aus Respekt vor dem politischen Prozess vor Ort. Die Gemeinden haben nun ein vollständiges Lagebild und werden auf dieser Basis entscheiden können."
Northvolt-Entscheidung hing an Fördermittel-Zusagen
Grundlage für die Investitionsentscheidung von Northvolt waren Zusagen über Fördermittel: Bund und Land unterstützen den Bau mit insgesamt 902 Millionen Euro. Davon fließen 700 Millionen in Form von Fördermitteln - 564 Millionen davon vom Bund, 136 Millionen Euro vom Land Schleswig-Holstein. Die restlichen rund 200 Millionen Euro sind Garantien, über die aber noch nicht entschieden wurde. Am vergangenen Montag hatte die EU-Kommission diese Förderung bewilligt.
Standort-Vorteil grüner Strom: "Es gibt keinen besseren Ort" laut Northvolt
Knapp zwei Jahre ist es her, dass Northvolt angekündigt hat, am Stadtrand von Heide eine Batteriefabrik für Elektroautos bauen zu wollen. Der Standort im Kreis Dithmarschen auf den Flächen von zwei Gemeinden war den Schweden aufgefallen, weil dort viel grüner Strom aus Windenergie zur Verfügung steht. Den Strom braucht das Unternehmen für seine Produktion. Nun ist sich der Geschäftsführer von Northvolt in Deutschland, Christofer Haux, sicher und sagt: "Es gibt keinen besseren Ort für unsere Batteriezellfabrik. Wir hoffen nun auf positive Beschlüsse beider Gemeindevertretungen."
Auch für Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ist klar: Den Ausschlag für die Zusage des Unternehmens für den Standort in Schleswig-Holstein hat die Dichte an erneuerbaren Energien gegeben. Im Bundestag hob Habeck die Bedeutung von Northvolt bei der Produktion von Batteriezellen in Europa hervor. Sollten beide Gemeinden grünes Licht geben, will Northvolt zeitnah mit dem Bau beginnen. Ende 2026 sollen die ersten Batterien an die Autoindustrie geliefert werden können.
Bürgermeister von Norderwöhrden zuversichtlich
Der Bürgermeister der Gemeinde Norderwöhrden, Kay-Uwe Evers (FWN), teilte zu der Zusage von Northvolt auf NDR Anfrage mit: "Die Tatsache, dass Northvolt den Durchführungsvertrag mit den Gemeinden unterschrieben hat, macht den Weg frei für eine Abstimmung beider Gemeinden über besagten Durchführungsvertrag auf den kommenden Sitzungen. Ich bin zuversichtlich, nach entsprechender Beschlussfassung meiner Gemeindevertretung, diesen ebenfalls für die Gemeinde Norderwöhrden unterzeichnen zu dürfen." Bei einer früheren Abstimmung zu einem ersten B-Plan-Entwurf hatte es in Norderwöhrden mit 4 zu 3 Stimmen nur eine sehr knappe Entscheidung für die Batteriefabrik gegeben. Bürgermeister Evers betonte, dass es um Verantwortung für die Region gehe. Ein Besuch in einer Northvolt-Fabrik in Schweden habe einige Bedenken, zum Beispiel zur Lärmbelästigung, ausräumen können.
Der Bürgermeister von Lohe-Rickelshof, Kai Tange (SPD), sagte: "Die heutige Investitionsentscheidung von Northvolt passt zum aktuellen Geschehen auf der Baustelle und den dort bereits laufenden Erdarbeiten." Am Montag hatte er mitgeteilt, die Gemeinde sei auf die anstehende Entscheidung vorbereitet. "Ich glaube, das wird kommen", sagte der Bürgermeister am Mittwoch. Der Ort unterstütze die Pläne, bisherige Entscheidungen seien mehrheitlich oder gar einstimmig gefallen. Immerhin erhoffe sich die Region Aufschwung durch Arbeitsplätze und Bevölkerungszuswachs.
Beide Gemeinden müssten zustimmen
Für den tatsächlichen Bau der Batteriefabrik ist es entscheidend, dass beide Gemeindevertretungen zustimmen. Wenn nur eine Gemeinde einen Bebauungsplan beschließt, würde das das Aus für das Milliardenprojekt bedeuten. Denn es geht um eine Gesamtfläche von 110 Hektar, die sich zusammenhängend über beide Gemeinden erstreckt. Es ist daher nicht möglich, zunächst nur auf einem Teil der Fläche zu bauen. Laut Northvolt gibt es auch keine Alternative.
Begeisterung in der Landesregierung
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) sprachen am Mittwoch von einer "großartigen Nachricht" für Schleswig-Holstein. "Wir freuen uns über die Standortentscheidung", so Günther. "Jetzt wird Northvolt die grünsten Autobatterien der Welt bei uns in Schleswig-Holstein produzieren." Madsen sagte, mit den Entscheidungen über Fördermittel und weitere Zusagen habe man dem Unternehmen ein Angebot gemacht. Das habe es nun angenommen.
Nun sind beide gespannt auf die Entscheidungen der Gemeindevertretererinnen und -vertreter. "Es wird eine schwere Entscheidung, aber das Land steht an ihrer Seite", betonte der Ministerpräsident. Das gelte auch für Investitionen in die nötige Infrastruktur. Madsen sagte, der politische Wille im Land sei deutlich erkennbar. "Wir wollen es - jetzt wünschen wir uns noch, dass die Gemeinden mitziehen."