Wird der Bürgermeister der Gemeinde Sylt abgewählt?

Stand: 26.09.2024 15:01 Uhr

Am Sonntag entscheidet sich, ob der Bürgermeister der Gemeinde Sylt, Nikolas Häckel, sein Büro räumen muss. Die Gemeindevertretung hatte ein Abwahlverfahren eingeleitet. Häckel selbst ist jedoch bereit für einen Neuanfang im Amt.

von Andreas Rackow

Kommenden Sonntag (29. September) wird in der Gemeinde Sylt (Kreis Nordfriesland) über die Zukunft von Bürgermeister Nikolas Häckel (parteilos) abgestimmt. Der Antrag auf Abwahl war von allen Fraktionen mit Ausnahme des SSW eingeleitet worden. CDU, Grüne, SPD sowie die Wählergemeinschaften SWG und Die Insulaner begründen den Schritt mit einer "Zerrüttung des Vertrauensverhältnisses". Bei der Abwahl gehe es nicht um die Person, sondern um schwere Mängel in der Amtsführung, hieß es.

Gemeindehaus auf Sylt. © NDR
AUDIO: Abwahlverfahren für Sylt Bürgermeister beginnt am Wochenende (1 Min)

Relativ hohe Hürden für Abwahl

Nikolas Häckel, Bürgermeister der Gemeinde Sylt. © NDR Foto: Andreas Rackow
Der Bürgermeister der Gemeinde Sylt, Nikolas Häckel, muss sich einem Abwahlverfahren stellen.

Um Häckel aus dem Amt zu entfernen, müssen mindestens 20 Prozent der insgesamt 12.652 Wahlberechtigten (Stand 1. August 2024) für die Abwahl stimmen. Die Frage: "Stimmen Sie für die Abwahl des Bürgermeisters Nikolas Häckel?" muss also mindestens von 2.531 Wahlberechtigten mit "Ja" beantwortet werden. Ansonsten bleibt Häckel im Amt. Im Falle einer Abwahl müsste innerhalb der folgenden sechs Monate eine neue Bürgermeisterin oder ein neuer Bürgermeister gewählt werden. Die Briefwahl läuft bereits seit August. Wie bei einer Kommunalwahl dürfen auch 16-Jährige abstimmen.

Seit 2022 vermehrt Kritik am Bürgermeister

Gerd Nielsen, SPD-Fraktionschef der Gemeinde Sylt. © NDR
SPD-Fraktionschef Gerd Nielsen (im Bild) kann sich eine weitere Zusammenarbeit mit Nikolas Häckel nicht vorstellen.

Häckel sei mit dem Amt überfordert und habe es nicht geschafft, einen regulären Haushalt aufzustellen, so die immer wieder geäußerte Kritik mehrerer Gemeindevertreter. SPD-Fraktionschef Gerd Nielsen sieht sogar eine breite Ablehnung durch die Mitarbeitenden der Gemeinde. Für ihn sei eine weitere Zusammenarbeit mit Häckel deshalb kaum denkbar. Häckel selbst spricht von fadenscheinigen Abwahlgründen. Mit einem Flyer werben die Gemeindevertreter fraktionsübergreifend für die Abwahl. Marie Andresen von den Grünen spricht sich darin trotz Anerkennung für Häckels Engagement für einen Neustart an der Spitze der Gemeinde aus.

Krankheit laut Hauptauschussvorsitzender Stöver kein Grund für die Abwahl

Die Vorsitzende des Hauptausschusses der Gemeindevertretung, Gritje Stöver (CDU), machte deutlich, dass die monatelange, krankheitsbedingte Abwesenheit von Häckel "definitiv gar nichts" mit dem Abwahlverfahren zu tun habe. Vielmehr sei Häckel den Anforderungen des Bürgermeisteramtes nicht gewachsen. Es sei Aufgabe der gewählten Kommunalpolitiker, hier Verantwortung zu tragen und die Reißleine zu ziehen. Häckel wiederum verweist auf seine bereits langjährige Tätigkeit als Verwaltungschef. Auch er habe sicherlich Fehler gemacht, aber keine schwerwiegenden, so seine Einschätzung.

Bereit für Neuanfang: Häckel weist die Kritik zurück

Nikolas Häckel war seit Februar wegen eines Burn-Outs krankgeschrieben. Seit Juli will er wieder arbeiten. Eine Wiedereingliederung hatte die Gemeinde aber abgelehnt. Häckel wird im Rathaus vom stellvertretenden Bürgermeister Carsten Kerkamm (CDU) vertreten. Häckel sagte, er sei trotz aller Querelen bereit für einen Neuanfang mit der Politik. Er könne vergeben und möchte wieder für seine Heimat arbeiten. Für ihn sei der Wählerauftrag wesentlich. Er sei gespannt, wie sich die Sylter entscheiden.

2015 Wahlsieg gegen CSU-Rebellin Pauli

Der auf Sylt geborene Diplom-Verwaltungsfachwirt hatte sich vor über neun Jahren bei seiner ersten Wahl gegen die damals bundesweit bekannte CSU-Rebellin Gabriele Pauli durchgesetzt. 2021 wurde der inzwischen 50-jährige Häckel nach einer Stichwahl gegen den CDU-Kandidaten Clemens Raab wiedergewählt. Seine reguläre Amtszeit endet am 30. April 2027. Bei einer Abwahl würde er in den Ruhestand versetzt. Häckel kündigte bereits an, dass er nicht für eine dritte Amtszeit kandidieren will.

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NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 26.09.2024 | 06:00 Uhr

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