Wikingertage Schleswig 2024: Kampfarena, Kultplatz und Kinderdorf
Bis Sonntag (11.8.) haben in Schleswig die Wikingertage stattgefunden. Bei dem Spektakel auf den Königswiesen gehörten auch ein Turnier, ein Fackelumzug und Wikingermusik zum Programm.
Beim ersten Schaukampf floss tatsächlich Blut. Wikinger Marco ließ seine Platzwunde an Auge von Sanitätern behandeln. Er war gegen einen Schild gekommen. Größere Verletzungen sind aber selten, meint Wikinger Flinkie von der Gruppe Legio Albis (lateinisch für Elbe), der die Shows anführt. Unter den Lederwesten tragen die Männer moderne Sport-Schutzkleidung.
Spektakel: Nah- und Fernkampf in der Arena
Die Schaukämpfe sind Markenkern der Wikingertage. Welche Waffe in welcher Situation am besten wirkt, erklären die Haudegen jeweils anschließend. Nachmittags laufen Einzelturniere. Als Höhepunkt steht an allen Tagen der "Abenteuerliche Wikingerschaukampf" auf dem Programm.
Ein Wikingerschiff steht auf dem Rasen, damit die Besucher nicht auf dem Trockenen bleiben: Es dient als Bar. Rundherum stehen Pagoden mit Leinentüchern und Staketenzäune. Über dem Eingangsportal prangt ein symbolischer Wikingerkopf. Mehr als 300 Hobby-Darsteller reisen dazu aus ganz Deutschland an.
Klischee oder authentisch?
Ob die Kämpfe tatsächlich das Lebensgefühl der Bewohner von Haithabu widerspiegeln, stellen Archäologen zwar infrage. Einen streng-wissenschaftlichen Anspruch hatten die Wikingertage aber noch nie. Etwas Spaß und Spektakel gehören einfach dazu. Veranstalter Kaj-Uwe Dammann meint dazu: "Wir werden in der Stadt Schleswig mit dem Weltkulturerbe Haithabu und Danewerk immer so ein bisschen beäugt, dass alles so authentisch ist. Und wir wollen das."
Er weiß, dass die Mittelalterszene einen enormen Boom erlebt. "Wikingerveranstaltungen sind inzwischen überall zu finden. Aber die Wikingertage sind das Original," stellt er klar. Sein Team lässt sich Videos schicken und wählt aus, welche Gruppen tatsächlich nach Schleswig passen.
Kinder schnitzen Drachenzähne
Harmloser muten die Aktivitäten im Wiki-Dorf an. Neben Heusackschlagen und Kugelstoßen kann der Nachwuchs die Gaukelei erlernen. Wer traut sich in das Zelt des "Schrecklichen Sven"? Aus Speckstein lassen sich Drachenzähne schnitzen. Norja hat gerade ihren Namen in Runenschrift geschnitzt. Und wer geschickt ist, trifft beim Bogenschießen den Apfel.
An den Ständen wird allerlei Schmuck dargeboten. Leichter Rauch der Feuerstellen zieht über das Gelände. Unter weißen Zelttüchern näht Anuschka Schwalbe einen Schal: Schurwolle, pflanzengefärbt mit Oleandersaat, die sie im Internet erworben hat. "Ich habe aber auch einen Färbergarten," erzählt sie. Mit Rainfarn oder Goldrute sowie Birke, Brennessel und Haselnussblättern könne man wunderbar färben.
Kultplatz mit Gauklern, Handwerkern und fliegenden Beilen
Wer den Geschichtenerzählern, den Skalden, lauschen möchte, ist am besten auf dem Kultplatz aufgehoben. Hier zeigen Handwerker, dass die Wikinger nicht nur das Kriegsbeil schwingen konnten. Bei einer weiteren Mutprobe stellt man sich mit verbundenen Augen hinter einen Schild. Zehn Beile sollen fliegen. Dammann lacht: "Mehr will ich nicht verraten."
Auf der Naturbühne gibt die Mittelalter-Gruppe "Frisia non Cantat" aus Nordfriesland täglich mehrere Konzerte. Am Anleger steht das originalgetreu nachgebildete Wikingerschiff "Sigyn" für Fahrten bereit. Ein weiterer Höhepunkt ist zudem der Fackelumzug am Freitag.
Weitere Infos zum Programm bietet die Webseite des Veranstalters.