Bundesverdienstkreuz für den Weltumsegler und Wikinger Pieske
Burghard Pieske ist um die Welt gesegelt und auf nachgebauten Wikingerschiffen. Doch nicht dafür bekam er am Dienstag das Bundesverdienstkreuz verliehen, sondern für sein soziales Engagement mit dem Projekt "Euro-Viking".
Der Lübecker Burghard Pieske ist früh fasziniert von der See, von der Weite des Meeres. Er verlässt im Alter von 16 Jahren sein Elternhaus, heuert als Matrose bei der Handelsmarine an, erwirbt am Ende sein Kapitänspatent. Macht dann aber einen kleinen Schlenker: Er studiert Geografie und Pädagogik und wird verbeamteter Lehrer. Das ist ihm dann aber deutlich zu wenig Abenteuer und zu wenig Wasser unter dem Kiel. "Ich musste wieder aufs Meer. Nur an Land, das war kein Leben für mich", sagt Pieske. Das Landabenteuer Lehrer ist für ihn nach sechs Jahren beendet.
Von Lübeck in die ganz weite Welt
Statt Schulalltag stehen ab jetzt nur noch Abenteuer auf dem Stundenplan. Mit dem Katamaran "Shangri-La" beginnt Pieske eine Weltumsegelung. Das hat seinen Preis. Seine damalige Freundin Silke meint damals: "Fahr mal, wenn du unbedingt fahren musst." Das vorläufige Ende für die beiden. Burkhard Pieske plant drei Jahre für seinen Törn um die Welt ein. Daraus werden zehn. "Ich war blauäugig", so Pieske in der Rückschau, "mir ist schnell das Geld ausgegangen und ich musste jobben. Aber das war großartig."
Trucker, Wracktaucher und der Kapitän des Königs
In Neuseeland arbeitet der Weltumsegler Pieske zwischendurch als Wracktaucher und Trucker. Und wird im Südpazifik der persönliche Kapitän des Königs von Tonga. Nach der Weltumsegelung folgen noch neun Atlantiküberquerungen - und der Beginn seiner Wikingerzeit. Burghard Pieske fährt mit nachgebauten Wikingerbooten die alten Routen der Nordmänner ab und macht daraus am Ende ein Sozialprojekt.
Der Wikinger und sein Lebensprojekt Euro-Viking
Das Projekt startet durch einen Zufall. Auf seinen Touren auf Winkingerbooten braucht Pieske immer eine Besatzung. Denn die Schiffe werden nicht nur per Segel, sondern auch per Ruderkraft vorangebracht. Auf einer dieser Reisen über die Osteee, über Flüsse nach Weißrussland und in die Ukraine bis zum Schwarzen Meer, sind zwei Jugendliche mit sozialen Problemen dabei. Die sind zu Anfang kaum zu motivieren, machen dann aber gezwungenermaßen den beschwerlichen Alltag mit. Und sind am Ende ganz begeistert vom harten, einfachen Leben an Bord, und davon, was sie geschafft haben.
Rudern statt Smartphone
Seit mittlerweile mehr als 20 Jahren lädt der Abenteurer Jugendliche auf seine Wikingerboot-Fahrten ein. Einige sind traumatisiert, andere kommen aus sozial schwierigen Familienverhältnissen. "An Bord haben wir einfache Regeln, alle müssen mit anpacken. Jeden Tag um die vier Stunden rudern. Feuerholz sammeln und zusammenarbeiten. Die Handys sind tagsüber weggeschlossen. Und in der Pampa haben wir ohnehin nie ein Netz", sagt Burghard Pieske mit einem Lächeln. Fast 80 Jahre ist er jetzt alt - aber aufhören, das sei für ihn keine Wahl.
Und was ist aus seiner Jugendliebe geworden, die ihn damals wählen ließ zwischen ihr und der See? Zwanzig Jahre nach seiner Entscheidung und dem Liebesaus hat er seine Silke wieder getroffen. Und hat sie geheiratet. Seitdem leben sie zusammen in Lübeck. Zumindest immer dann, wenn der Wikinger nicht gerade wieder unterwegs ist.