Pieske segelt über den Pazifik wie vor 3.000 Jahren
Komfortabel geht anders. "Das hier wird das Klo sein", sagt Burghard Pieske und hält einen Eimer hoch. "Und das ist dann die Schlafkoje." Der Lübecker deutet auf den kleinen, dunklen Stauraum im Schiffsrumpf, der kaum mehr Platz bietet als ein Solarium. Der Weltumsegler bereitet sich in Heiligenhafen im Kreis Ostholstein gerade auf die "Reise seines Lebens" vor, wie er selbst sagt. Mit dem Nachbau eines traditionellen Schiffes will der 71-Jährige die einstige Völkerwanderungsroute quer über den Pazifik nachsegeln. Das wird kein All-inclusive-Urlaub für den Abenteurer - sondern eine Expedition, die ihm alles abverlangen wird.
Verneigung vor alter Schiffsbaukunst
Pieske plant, Anfang des kommenden Jahres von Taiwan aus über Guam und Tonga bis hin zu den abgelegenen Osterinseln im Südostpazifik zu segeln. Die Inseln liegen Tausende Kilometer und sechs Flugstunden vor der Küste von Chile. Drei Jahre lang durch die Südsee, insgesamt 10.000 Seemeilen entlang der einstigen Völkerwanderungsroute. Sein Gefährt ist eine in Lübeck nachgebaute Proa, ein traditionelles polynesisches Auslegerboot. Diesen Bautyp gibt es schon seit mehr als 3.000 Jahren. "Mit dieser Unternehmung will ich mich vor den Polynesiern verneigen, vor ihrer Kultur, ihrer Schiffbaukunst, die damals schon ihrer Zeit weit voraus war", sagt der 71-Jährige.
Auf der Ostsee für den Pazifik testen
Noch liegt das Boot mit dem Namen "Ana Varu" vor Heiligenhafen. Hier, am Fehmarnsund, nutzt Pieske jede freie Minute, um es auf Herz und Nieren zu testen. Mit ihrer asymmetrischen Rumpfform ist die Proa besonders schwierig zu steuern, außerdem ist sie leicht kenterbar. Pieske fährt immer wieder raus auf die Ostsee, fährt Manöver und schaut, wie das Boot reagiert. "Noch bin ich mit dem Gefährt nicht zu 100 Prozent vertraut. Deshalb heißt es für mich momentan: üben, üben, üben."
Mit den Sternen segeln
Der ehemalige Lehrer, der seinen Job in den 70er-Jahren an den Nagel hing, um die Welt zu umsegeln, sieht sich auf der bevorstehenden Reise ohnehin als Schüler. "Ich werde für die unterschiedlichen Etappen zwischen den Inseln immer Einheimische mit an Bord nehmen. Und von ihnen will ich lernen - zum Beispiel, wie sie mit den Sternen navigieren." Aber voll und ganz darauf verlassen will sich Pieske offenbar nicht. Auch Kompass, GPS und Karten wird der Lübecker mit an Bord nehmen.
Wetterextreme und Sushi am Südseestrand
Das Gebiet, das Pieske besegeln will, gilt unter Seefahrern als heikel: immer Gegenwind, drohende Stürme, dazu noch die Äquatorsonne. Gegen die sengende Hitze will der Seefahrer eine Art Zelt konstruieren, das auf dem Boot befestigt wird. Eine weitere Herausforderung ist die Verpflegung. "Ich kann nicht alles von zu Hause mitnehmen, nur einige Konserven und mein geliebtes Müsli." Verhungern wird der passionierte Angler auf keinen Fall. "Den selbst gefangenen Fisch werden wir uns mit einem Gaskocher braten." Und wenn der Kocher mal nicht funktioniert? "Kein Problem, dann gibt's halt Sushi!", lacht Pieske.