Pieske: "Mit Heimat im Herzen die Welt umfassen"
Gerüche, Orte, Familie, Freunde - Heimat bedeutet für jeden etwas anderes. In Rahmen der ARD-Themenwoche Heimat haben uns schon die unterschiedlichsten Menschen erzählt, was für sie Heimat bedeutet. Aber wo ist eigentlich die Heimat für einen waschechten Seemann? Der Lübecker Weltumsegler Burghard Pieske bereitet sich gerade in Heiligenhafen auf eine Expedition in die Südsee vor. Dann ist er wieder lange unterwegs. NDR 1 Welle Nord Reporter Julian Marxen hat ihn auf seinem Segelboot getroffen.
Was bedeutet Heimat für einen Abenteurer wie Sie?
Pieske: Heimat ist für mich sehr emotional besetzt. Wenn ich darüber nachdenke, dann habe ich im Ausland immer gesagt, dass Deutschland meine Heimat ist - ein Bekenntnis zu diesem Land, über das ich genau wie viele andere so viel zu meckern habe. Aber im Vergleich mit den vielen Ländern, in denen ich war, schneidet Deutschland so gut ab. Dazu zählen die Menschen, dazu zählt die Landschaft - und deshalb heißt es für mich als Weltumsegler immer zurück zu den Wurzeln. Dahin, woher ich komme und wohin ich gehöre.
Sie waren schon so viel auf den Meeren der Welt unterwegs, fühlen Sie sich dort auch heimisch?
Pieske: Ja, natürlich. Die See ist mein vertrautes Element, die Ozeane, die Meere dieser Welt sind mir eine Heimat geworden. Und ich segle los - wie ein Spruch aus der Hansezeit besagt - mit der Heimat im Herzen die Welt umfassen. Das ist mein Leitspruch geworden.
Wenn Sie so ganz allein über die sieben Meere schippern, weit weg von Frau, Familie und Freunden, packt Sie da manchmal das Heimweh?
Pieske: Nein, eigentlich nicht. Fernweh ja, wenn ich länger hier bin, dann juckt es schon wieder in den Seglerhänden, loszukommen. Aber dass ich irgendwo sentimental in der Ecke sitze und sage: 'Ach, jetzt ein Tannenbaum und Glöckchengeläut und Kinder sagen Gedichte auf' - nee, das kenn' ich nicht. Trotzdem fühle ich immer ein sehr starkes Band zu meiner Heimat.
Mit der Heimat verbunden - heißt das auch, dass Sie besondere Dinge von zu Hause mit auf Reisen nehmen, dass zum Beispiel Holsteiner Spezialitäten mit in die Proviantbox wandern?
Pieske: Nein, für mich gehört zum Abenteurerleben dazu, sich an die Verhältnisse unterwegs zu gewöhnen - was es dort zu essen gibt, welche Strukturen dort herrschen. Das ist ja gerade das Spannende. Ich mache nicht 'Schleswig-Holstein am Südeseestrand' und setze da die Flagge und hole Gurken und Schwarzbrot raus. Da ist die Heimat im Herzen, ich habe das Foto meiner Frau, das ist auch Heimat. Das genügt.
Eine Frage an Ihre Frau: Ihr Mann wird jetzt erstmal wieder lange von Zuhause weg sein. Wie gehen Sie damit um? Das ist bestimmt nicht immer leicht?
Silke Pieske: Wenn man mit einem Abenteurer verheiratet ist, dann weiß man, wie sein Leben tickt - und ich kann damit sehr, sehr gut umgehen. Ich war ja schon über ein halbes Jahr alleine. Ich habe Freunde, ich arbeite ehrenamtlich. Ich kenne keine Langeweile und ich glaube, ich bin mehr verwurzelt. Obwohl Burghard auch verwurzelt ist, aber trotzdem: Das Meer schreit, das ruft, das ruft nach ihm direkt. Das schreit so, dass er hin muss.