Wie Senioren in Ammersbek den Nachbarn beim Solarstrom helfen
Eine Mini-Solaranlage oder ein Balkonkraftwerk kann fast jeder bei sich zu Hause installieren, Geld sparen und etwas für die Umwelt tun. Drei Männer aus Ammersbek helfen dabei - völlig kostenlos.
Es gibt belegte Brötchen, Kaffee und kalte Getränke. Acht Nachbarn treffen sich an diesem Tag im Garten von Thomas Schäfer in Ammersbek im Kreis Stormarn. Aber das hier ist keine gewöhnliche Gartenparty. Sondern eine, die Energie bringen soll - Solarenergie. Die Gruppe steht vor dem Gartenhaus und bestaunt die Solarpaneele, die darauf montiert sind. "Die Kosten liegen zwischen 800 und 1.200 Euro", erzählt der Gastgeber. Er hat Anfang des Jahres die Nachbarschaftsinitiative "Nebenansolar" gegründet, zusammen mit Karl Keller und Christian Warsch.
Das Motto: Solar-Knowhow durch Klönschnack verbreiten
Drei Senioren: ein pensionierter Industriemechaniker, ein Betriebswirt und ein Ingenieur. Alle sind selbst Balkonkraftwerk-Besitzer, und alle wollen etwas gegen den Klimawandel tun - ehrenamtlich. "Die Idee der Solarpartys ist, dass jemand, der schon eine Mini-Solaranlage hat, sein Know-how durch Klönschnack verbreitet", sagt Christian Warsch. "Plötzlich kommt man ins Gespräch und kann fachsimpeln", findet Besucherin Annette Kaiser, die seit ein paar Wochen ein Balkonkraftwerk besitzt. "Mit meinen Nachbarinnen tausche ich mich mittlerweile nicht mehr über Kochrezepte aus, sondern über Technik." Insgesamt 23 Nachbarinnen und Nachbarn hat "NebenanSolar" schon überzeugt.
Waschen, wenn die Sonne scheint
Christian Warsch ist jetzt auf dem Balkon von Barbara Maitin, ein paar Straßen weiter. Auch sie möchte sich eine Mini-Solaranlage anschaffen und braucht Hilfe bei der Planung. Der pensionierte Ingenieur hat sich dafür extra vom Netzbetreiber Schleswig-Holstein SH Netz schulen lassen. Ausgerüstet mit Zollstock und einer Handy-App nimmt er Maß und beurteilt die Sonneneinstrahlung. "Hier zwei Module, hier eins", rät er. "Du hast einen wunderschönen Garten, da würde ich auch auf die Optik achten."
Ein Balkonkraftwerk lohnt sich nach rund vier Jahren und soll den Grundverbrauch decken - Kühlschrank, Internetrouter, Waschmaschine. "Der Nebeneffekt ist, dass man sich plötzlich nach dem Wetter richtet, wenn man die Waschmaschine anschmeißt", sagt Christian Warsch. "Denn die Energie, die man nicht sofort nutzt, geht ins Netz."
Popcorn zu Demonstrationszwecken
Überzeugungsarbeit leistet er auch auf dem Bürgersteig. Mit einem selbst gebauten Demo-Anhänger, einer angeschlossenen Mikrowelle und Popcorn zeigt er, was man mit einem Balkonkraftwerk an Geld einsparen und was es leisten kann. An diesem Tag zeigt er es einem Anwohner in Ammersbek. Mit seinen Mitstreitern und dem Anhänger war er aber auch schon in anderen Orten, zum Beispiel auf Stadtfesten. "Für mich ist es einfach ein wunderbares Gefühl, weil ich damit einen Beitrag zur Energiewende leisten kann", freut sich Christian Warsch, während er das fertige Popcorn aus der Mikrowelle holt. "Die Nachbarn freuen sich und tragen die Idee weiter, sodass wir hoffen, einen Schneeballeffekt zu erreichen." Die nächste Idee seiner Nachbarschaftsinitiative: Mit ihrem Demo-Anhänger Schulen zu besuchen.
Die Nachbarschaftsinitiative "Nebenansolar" ist in Ammersbek beheimatet, nicht in Ahrensburg, wie es in einer vorherigen Version unseres Artikels hieß. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.