Wie Hunde auch an der Leine zufrieden sein können

Stand: 13.04.2024 05:00 Uhr

Immer wieder werden Schafe oder Wildtiere verletzt, weil Hunde trotz Leinenpflicht frei laufen. Hundetrainerin Nina Geißlinger bringt Hunden und ihren Besitzern auf ihrem Hof in Nordfriesland bei, trotz Leinenpflicht Spaß zu haben.

von Isabel Hofmann

Inmitten einer Schafherde bleibt Labrador-Retriever "Bo" ganz gelassen. Er liegt im Gras und wartet mit fokussiertem Blick brav auf das Lob und Leckerchen von seinem Frauchen Katja Tobiesen. Die Schafe um ihn herum interessieren ihn nicht wirklich. Für "Bo" ist das nichts Neues. Bereits vom Welpenalter an geht er mit Katja Tobiesen zur Hundeschule von Nina Geißlinger. Auf ihrem Hof bieten sich Ablenkungen für Hunde wie Hühner, Schafe und Pferde - perfekt für das Hundetraining.

Kontrolle der Impulse bereits ab dem Welpenalter

Ein Hund hat eine Schafherde im Blick. © NDR Foto: Isabel Hofmann
Labrador "Bo" hat die Schafe fest im Blick - und sitzt selbst fest an der Leine.

Seit elf Jahren arbeitet Nina Geißlinger als selbstständige Hundetrainerin. Auf ihrem Hof in Bramstedtlund (Kreis Nordfriesland) lernen Hunde sich in alltagsähnlichen Situationen angemessen zu verhalten und ihre Impulse zu kontrollieren. "Nur so bekommen wir die Hunde alltagstauglich, dass sie eben nicht einfach direkt aufgeregt oder gestresst sind, wenn sie ein Schaf oder ein Huhn sehen. Ich fange bereits im Welpentraining damit an. Bis der Hund dann soweit ist wie 'Bo', dauert es gute eineinhalb Jahre", erklärt Nina Geißlinger.

Gutes Training und gegenseitige Rücksichtnahme

Immer wieder erlebt sie jedoch auch, dass einige Hundehalter nicht so gut vorbereitet sind wie Katja Tobiesen oder sich einfach nicht an die mancherorts geltende Leinenpflicht halten. Für sie ist dies aber ein klares Gesetz - wie man genauso wenig über eine rote Ampel fahren darf. "Ich finde es gehört sich nicht, dass Hunde Schafe hetzen, andere Menschen anspringen oder Kindern etwas aus der Hand klauen. Es geht dabei doch um gegenseitige Rücksichtnahme", betont die Hundetrainierin. So gäbe es doch wesentlich weniger Probleme.

Ausgewiesene Flächen für Hunde im Freilauf

Dennoch finden Schäfer immer wieder durch Hunde verletzte Schafe oder Lämmer auf ihren Weiden. Dass der Hund an der Leine geführt wird, ist für Katja Tobiesen eine Selbstverständlichkeit. Die schwer verletzten Tiere machen sie betroffen. "Schlimm, ich würde meinen Hund nicht frei laufen lassen, wenn ich sehe, dass da kleine Lämmer, Schafe oder auch andere Tiere rumlaufen. Das macht man einfach nicht. Es gibt genug ausgewiesene Flächen, auf denen man seinen Hund frei laufen lassen kann."

Apportieren oder Suchspiele als Auslastung

Den Jagdinstinkt eines Hundes kann man nicht abtrainieren, aber zumindest in ein Spiel umlenken. "Apport" - ruft Katja Tobiesen. "Bo" flitzt los und bringt seinen Spielball wieder zurück zu seinem Frauchen. Die Voraussetzung hierfür - ein sicher funktionierender Rückruf. Die Schafe beachtet "Bo" nicht, der Fokus bleibt beim Spiel. Einen Ball zurückbringen oder Suchspiele mit Leckerlis können auf jedem Spaziergang auch an der Leine eingebaut werden und bieten dem Hund Abwechslung und vor allem Auslastung. Dies stärkt auch die Mensch-Hund-Beziehung.

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"Nur gucken, aber nicht anfassen"

Als nächstes geht’s für "Bo" zu den Hühnern. In der Rinde eines Baums versteckt Katja Tobiesen einige Leckerlis, die "Bo" erschnüffeln soll. Neben ihm sitzt ein Huhn – "Bo" bleibt gelassen. Für ihn gilt: Gucken, aber nicht Anfassen. "Such, such" - das Signal für "Bo", die Rinde mit der Nase abzuschnüffeln. Mit wedelnder Rute kehrt er nach einigen gefundenen Leckerlis zurück zu seiner Halterin Katja Tobiesen zurück. "Das hast du super gemacht!"

Nicht nur Signale befolgen, sondern Umfeld ignorieren

Dass das so reibungslos funktioniert, ist tägliche Arbeit und Training. "Ich finde jeder Hundehalter sollte mit seinem Welpen zumindest die Basics in der Hundeschule gelernt haben, damit es nicht zu unschönen Zwischenfällen kommt", betont Katja, die in Großenwiehe lebt. Die Grundvoraussetzung ist auch hier: Der Hund muss seine Impulse kontrollieren können. "Es geht nicht nur darum, Signale zu befolgen, sondern alles, was um ihn rum passiert, zu ignorieren", erklärt Hundetrainerin Geißlinger. Müde und entspannt hüpft "Bo" zurück ins Auto, viel Spannendes gibt’s für ihn zu verarbeiten.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 13.04.2024 | 19:30 Uhr

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