Stand: 26.03.2019 17:12 Uhr

Ärger in Naturschutzgebieten: Hundehalter pfeifen auf Leine

von Simone Steinhardt

Ein weißer Hund schaut in die Kamera. © NDR Foto:  Hans-Jürgen Goldschmidt
Er gilt als bester Freund des Menschen - in Naturschutzgebieten macht der Hund aber immer wieder Probleme.

Auf dem Weg zu Sylts nördlichstem Zipfel, dem sogenannten Ellenbogen, weisen Schilder darauf hin: Schafe haben hier Vorfahrt. Die vierbeinigen Deichpfleger gehören Schäfer Jürgen Wolf-Diedrichsen, dessen Familie zur Eigentümergemeinschaft des Ellenbogens gehört. In diesem privaten Naturschutzgebiet gibt es immer wieder Ärger. "Von meinen rund 250 Mutterschafen verliere ich jedes Jahr zwischen fünf und zehn Tiere. 90 Prozent davon gehen auf Hundeangriffe zurück", sagt Wolf-Diedrichsen. Hinzu käme der Verlust von rund 20 bis 30 Lämmern jedes Jahr. "Das kann aber auch der Fuchs sein. Außerdem sterben manche Tiere kurz nach der Geburt", räumt der Schäfer ein.

Schäfer: Einige Hundehalter sind überfordert

Was Jürgen Wolf-Diedrichsen besonders ärgert: Am Zugangs-Mauthäuschen am Ellenbogen, auf dem Weg dorthin sowie am Deichzugang weisen Schilder auf die Leinenpflicht für Hunde hin. Nur daran halten sich viele Besitzer nicht, wie er sagt. "Spricht man die Halter an, kommt es zu verbalen Entgleisungen, sogar androhen von Prügel. Da hört für mich der Spaß auf." Ein Problem sei schlicht die zunehmende Anzahl von Hundehaltern, aber auch von Hunden. "Heute kommen die Leute mit drei, vier Hunden und mehr. Damit sind einige auch überfordert", stellt der Schäfer fest. Dabei kann er sich eine ganz einfache Lösung für das Problem vorstellen: "Den Ellenbogen und den Möwenbergdeich für Hunde sperren. Aber das will auch keiner", sagt Jürgen Wolf-Diedrichsen.

Wenig Freilaufflächen für Hunde auf Sylt

Aus Sicht der Hundehalter gibt es auf Sylt - bis auf eine große Freilauffläche am Sylter Flughafen sowie zwei kleinere Flächen in Westerland - zu wenig Möglichkeiten zum Toben für die Vierbeiner. Auch an den ausgewiesenen Hundestränden herrscht teils Leinenpflicht - wie beispielsweise in Kampen. Anders sieht es an den ausgewiesenen Hundestränden in Westerland aus. "Hier besteht kein Leinenzwang", sagt der Bürgermeister der Gemeinde Sylt, Nikolas Häckel.

Probleme auch in anderen Gebieten

Nicht nur auf Sylt sind dem NABU zufolge uneinsichtige Hundebesitzer ein Problem. "Probleme gibt es überall dort, wo Schafe sind. Frei laufende Hunde, die Schafe reißen, sind ein weit größeres Problem als der Wolf", sagt der Sprecher des NABU Schleswig-Holstein, Ingo Ludwichowski. Nach Angaben des Jagdverbandes Schleswig-Holstein sind auch Wild-Risse durch Hunde in Wäldern ein Thema.

"Es kommt immer mal wieder vor, dass Hunde Rehe hetzen. Oder sie die Rehkitze aufstöbern, die auf dem Boden abgelegt werden", meint deren Vorsitzender Marcus Börner. Betroffen seien vor allem die stadtnahen Naturschutzgebiete wie etwa Wittmoor oder die Oberalsterniederung in den Kreisen Segeberg und Stormarn.

Hunde stören Brutvögel in den Wiesen

Auch im größten Naturschutzgebiet im Kreis Schleswig-Flensburg, der Geltinger Birk, sorgen frei laufende Hunde regelmäßig für Ärger. "Die Anzahl der Hunde und Hundehalter hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Viele Leute sind vernünftig, aber es gibt immer schwarze Schafe", sagt Nils Kobarg vom Förderverein Integrierte Station Geltinger Birk. Diese Hundehalter würden, angesprochen auf die Leinenpflicht, zunehmend frecher und aggressiver reagieren. Die Hunde wiederum störten die Brutvögel in den Wiesen und am Strand und gingen auf Weidetiere los. Und die Lösung? "Mehr Aufklärung und noch offensiver auf die Menschen zugehen", sagt Nils Kobarg. NABU-Sprecher Ludwichowski fordert mehr Kontrollen. "Da ist auch die Politik gefragt."

Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 26.03.2019 | 19:30 Uhr

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