Weltweite IT-Störung: UKSH will Schadensersatz einfordern

Stand: 30.07.2024 15:18 Uhr

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein möchte vom US-amerikanischen Cybersicherheitsunternehmen Crowdstrike Schadensersatz fordern. Wie hoch der finanzielle Schaden ist, stehe laut UKSH aber noch nicht fest.

Überall im UKSH waren die Auswirkungen des IT-Ausfalls am Freitag sicht- und spürbar: Sämtliche elektronische Informationstafeln und Wegweiser waren für einige Zeit dunkel oder nicht mehr zu bedienen. So konnten Patienten weder ein- noch auschecken. In Kiel mussten 70 Operationen und in Lübeck 67 Operationen abgesagt werden - also 137 insgesamt. UKSH-Vorstandsvorsitzender Jens Scholz sagt: "Wir haben mehr Operationen absagen müssen, als wir befürchtet haben." Mit den Patienten werden laut Scholz jetzt individuell neue Termine vereinbart.

Insgesamt waren laut UKSH rund 9.000 Rechner betroffen. In der Notaufnahme in Kiel konnte knapp neun Stunden lang nicht gearbeitet werden, in Lübeck etwa fünf Stunden. Die umliegenden Kliniken hatten in der Zeit die Notfälle versorgt.

Weitere Informationen
Menschen mit Koffern warten in einem Flughafen. © picture alliance

Nach IT-Problemen: BSI fordert besseren Schutz vor weiteren Pannen

Sowohl am Hamburger Flughafen als auch am UKSH in Kiel und Lübeck hat sich die Lage entspannt. BSI-Chefin Plattner kündigte Maßnahmen an. mehr

UKSH prüft Höhe des finanziellen Schadens

Trotz des Problems mit der Crowdstrike-Software wird das UKSH an dem Programm festhalten, sagt Scholz gegenüber NDR Schleswig-Holstein. Denn die Software diene dazu, Hackerangriffe abzuwehren - bei dem IT-Ausfall am Freitag dagegen gab es ein "Qualitätsproblem in einem Software-Update", so Scholz. Er betont im Interview mit NDR Schleswig-Holstein: "Vom BSI wird ausdrücklich genau diese Software empfohlen." Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik erklärte nach diesem Gespräch auf Nachfrage, dass es keine konkrete Software empfehle. Damit konfrontiert, korrigierte der UKSH-Chef seine Aussage. "Die getroffene Aussage bezog sich auf die allgemeine Empfehlung des BSI, Systeme zur Angriffserkennung (SzA) einzusetzen", erklärte er.

Wie hoch der finanzielle Schaden durch den IT-Ausfall am UKSH genau ist, stehe noch nicht fest, sagt Scholz. Das werde momentan geprüft. Danach werde das UKSH Schadensersatz einfordern.

Normalbetrieb seit Montag

Auf den betroffenen Rechnern haben die IT-Teams des UKSH am Freitag den Crowdstrike-Client zunächst deinstalliert und defekte Systemdatem bereinigt - so haben sie die Rechner wieder zum Laufen gebracht. Am Freitagmittag waren laut UKSH die meisten Systeme wieder betriebsbereit. Seit Montag läuft die gesamte Versorgung am UKSH in Kiel und Lübeck wieder im Normalbetrieb.

Weitere Informationen
Eine Informations·tafel im Universitäts·klinikum Schleswig-Holstein zeigt an: Die Informations·tafel funktioniert nicht richtig. © Markus Scholz/dpa

Weltweite IT-Störung: UKSH hat Systeme wieder hochgefahren

10.000 Computer fielen am Freitagmorgen am UKSH aus. Jetzt laufen fast alle Rechner wieder. mehr

Zwei Frauen sprechen mit einer Besucherin in der Empfangshalle eines Krankenhauses. © Screenshot
2 Min

IT-Störung: UKSH muss Operationen verschieben

Eine weltweite Störung bei einem Software-Update hat die Computer lahmgelegt. Auch der Flughafen in Hamburg war betroffen. 2 Min

Ein Mann gibt ein Interview vor dem Eingang des UKSH in Kiel, es ist Jens Scholz, der Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein © NDR Foto: NDR Screenshot
1 Min

Jens Scholz vom UKSH zu den aktuellen IT-Störungen

Laut des Vorstandsvorsitzenden ist das UKSH für Notfälle weiterhin erreichbar. Planbare OP's werden verschoben. 1 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 22.07.2024 | 15:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Lübeck

Gesundheitsvorsorge

Kiel

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Ein Seehund liegt auf einem kleinen Felsen oberhalb der Wasserlinie. © Kirsten Bruns Foto: Kirsten Bruns

Seehundbestand in der Nordsee nimmt langfristig ab

Im Wattenmeer leben weniger Seehunde als noch vor zehn Jahren. Sorge bereitet der Rückgang bei den Jungtieren - vor allem in Schleswig-Holstein. mehr

Videos