"So mookt wi dat" - Freiwillige helfen bei Weinlese in Grebin
Erntehelfer haben Trauben der Sorten Solaris, Felicia und Regent an der Grebiner Mühle bei Plön gepflückt. Die Trauben aus dem ältesten Weinanbaugebiet in Schleswig-Holstein werden im Rheinland weiterverarbeitet.
Leicht gebückt und konzentriert schneidet Ute Penschuk die Regent-Traube. Ihre Arbeitshandschuhe sind rot eingefärbt. Durch Zufall hat sie von der Weinernte an der Grebiner Mühle bei Plön erfahren. Die Frau aus Kiel-Russee lächelt: "Wir waren hier neulich wandern. Da haben wir den Anschlag (mit dem Aufruf, Anm. d. Red.) gesehen. Wir sagten uns, da machen wir mal mit. Wir hatten uns in Österreich schon mal für die Weinlese interessiert und da ist es nichts geworden. Eigentlich witzig, dass es jetzt vor der Haustür in Schleswig-Holstein klappt."
Erntehelfer bevorzugen bei der Lese die roten Trauben
Vorkenntnisse brauchen die freiwilligen Helferinnen und Helfer nicht. Seit 8 Uhr sind sie im Einsatz, haben erst die Felicia, eine Weißweinsorte, geschnitten und sind jetzt bei der Regent-Traube angelangt. Die Arbeit geht in den Rücken und doch ist die Laune gut, aufmunternde Kommentare machen die Runde.
Michael Lies wohnt in der Nähe der Grebiner Mühle und kommt immer wieder zur Weinlese: "Das ist doch ein tolles Ereignis einmal im Jahr und gerade dann, wenn man so ein kleiner Weinkenner ist. Ich trinke gern einen Riesling oder den Solaris hier." Bei der Ernte bevorzugt er allerdings die rote Regent-Traube: "Die weißen Reben sind viel schwerer zu ernten. Die haben die gleiche Farbe wie die Blätter, da muss man höllisch aufpassen, dass man sich nicht verletzt. Die roten Trauben dagegen hängen ganz anders, die kann man viel besser sehen. Die kann man gut abschneiden." Die Eimer füllen sich schnell am Sonntagnachmittag.
Winzer Steffen Montigny wünscht sich immer ein solches Ernteergebnis
Winzer Steffen Montigny packt selbst auch mit an. Er ist sehr zufrieden mit der Weinqualität: "Erst hatten wir einen langen trockenen Sommer, dann kam sehr viel Regen. Die Trauben haben das gut verkraftet. Wenn ich mir was wünschen dürfte und wir eine Ernte wie dieses Jahr einfahren, dann würde ich das für den Rest meines Daseins unterschreiben."
Die Solaris-Trauben für den Weißwein sind schon vor zwei Wochen geerntet worden. Steffen Montigny schätzt, dass die Lese dieses Jahres etwa 15.000 Flaschen ergibt. Dazu kommen dann noch etwa 4.000 Flaschen Sekt und 2.800 Flaschen Rosé.
Trauben aus Grebin werden an der Nahe weiterverarbeitet
Die geernteten Trauben werden noch am gleichen Tag per Kühl-Lkw nach Bretzenheim gefahren. Denn gekeltert und ausgebaut wird der Wein auf dem Hauptweingut an der Nahe. Nicht nur, dass es sich für die zwei Hektar in Schleswig-Holstein nicht lohnen würde, eine Presse anzuschaffen. Der viel wichtigere Grund sei das Fachwissen rund um die Weinherstellung in Bretzenheim. "Weinanbau ist eines, aber das Weinmachen ist noch mal eine andere Nummer." Junger Wein ist laut Steffen Montigny wie ein kleines Kind: "Du kannst ihn keinen Tag allein lassen. Ich bin ja auch nur sporadisch hier." Und daher werden die Trauben aus Grebin an der Nahe weiterverarbeitet.
2015 erhielt seine Solaris-Traube unter den pilzresistenten Sorten einen zweiten Platz. Gerade die Solaris-Trauben hätten den Vorteil, dass sie etwas länger reifen könnten als in traditionellen Weinanbaugebieten. Weinkenner würden dies schmecken, sagt Steffen Montigny. Vermarktet und verkauft wird der Wein aus Grebin nicht als Tropfen aus Schleswig-Holstein. Lediglich der Name "So mookt wi dat" lässt Kenner auf das Anbaugebiet schließen.
Weinstöcke deutscher Winzer leiden kaum unter dem Klimawandel
Den Klimawandel sieht Steffen Montigny nicht grundsätzlich problematisch für die deutschen Weinbauern. Auch wenn dieses Jahr vom Wetter her eine Herausforderung war: "Unsere Rebsorten werden reifer als das noch vor 30 Jahren der Fall war. Insofern ist die Klimaveränderung zunächst mal ein Vorteil." Und was die zunehmende Trockenheit angehe, falle im Norden fast die doppelte Niederschlagsmenge wie auf dem Weingut in Bad Kreuznach. "Insofern leidet der Weinstock nicht so sehr. Und wenn ein Weinstock 10 Jahre in der Erde steht, dann sind die Wurzeln mit acht bis 10 Metern auch so tief, dass der Stock längere Trockenperioden verkraften kann", sagt der Winzer.
Ernteabschluss im Mühlencafé
Ute Penschuk aus Kiel-Russee und die anderen Erntehelfer stärken sich nach knapp sechs Stunden Lese mit einem Imbiss im Mühlen-Cafe von Tina Benz. Etwa 11.000 Kilogramm Trauben haben sie an diesem letzten Erntetag in Grebin von den Weinstücken geschnitten. Die meisten haben von dem Saft der Regenttraube noch rote Handflächen. Einige wissen jetzt schon, dass sie im nächsten Herbst wiederkommen wollen - zu einem Arbeitseinsatz in der Nachbarschaft, bei dem sie Gutes tun und Spaß haben.