Bundespräsident feiert Weihnachts-Konzert in Flensburg
Das traditionelle Fernseh-Weihnachtskonzert mit dem Bundespräsidenten hat das ZDF in diesem Jahr in Flensburg produziert. Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender kamen am Dienstag zur Aufzeichnung in die St. Nikolaikirche.
Die Nikolaikirche ist weihnachtlich geschmückt. Aufgeregte Kinder tippeln nervös hin und her. Dann kommt auch schon der Bundespräsident. Neben den Buden des Flensburger Weihnachtsmarktes steigt aus der gepanzerten Limousine aus und huscht in die Kirche. Frank-Walter Steinmeier hatte zusammen mit seiner Frau Elke Büdenbender am Dienstagabend zur Aufzeichnung der ZDF-Sendung "Weihnachten mit dem Bundespräsidenten" in die Kirche am Südermarkt gebeten. Eingeladen waren etwa 180 ehrenamtlich engagierte Menschen aus der Region und natürlich auch Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange (SPD).
Der damalige Bundespräsident Roman Herzog hatte die Tradition 1995 eingeführt. Jedes Jahr wird an einem besonderen Ort - meistens hinter Kirchen- oder Klostermauern - eine gut einstündiges Weihnachtskonzert zelebriert und irgendwie auch gefeiert; in Schleswig-Holstein zuletzt 2001 in der Rendsburger Christkirche. Diesmal war also Flensburg dran.
Santiano singen und Schüler schnacken mit dem Bundespräsidenten
Ausgestrahlt wird die festlich-präsidiale Show Heiligabend um 18 Uhr im ZDF. Neben dem Schleswig-Holstein Festival Orchester, einem Tenor aus der Ukraine, der Band Santiano, den Chorknaben Uetersen waren auch Schülerinnen und Schüler aus Flensburg dabei. Die knapp 40 Kinder hatten am Ende die schöne Aufgabe, den Gästen "das Licht zu reichen". Über die Kerzen der Lütten wurde alle anderen Kerzen, die auf den Bänken platziert waren, angezündet. Gemeinsam wurde "O du fröhliche" gesungen.
Die 12-jährige Anemone Shuzhen Graber war vorher - wie sie freimütig - erzählt "sehr aufgeregt". Leider sei sie nämlich manchmal etwas tollpatschig und habe Angst gehabt, dass ihr die Kerze herunterfalle, so sie Schülerin des Alten Gymnasiums in Flensburg. "Ok, ich habe mir dann ein paar Tropfen Wachs auf die Hand gekleckert, aber das tat überhaupt nicht weh." Eher unfreiwillig nahm Anemone zum Schluss dann Kontakt zum Bundespräsidenten auf. "Ich habe meinem Bruder etwas zugerufen, aber in dem Moment ging Herr Steinmeier am mir vorbei. Der Bundepräsident fühlte sich angesprochen und guckte mich an. Ich habe dann gesagt, dass ich meinen Bruder meinte", erzählt die Schülerin lachend. Der Bundespräsident habe dann "ok" gesagt und sie angelächelt. Die 10-jährige Ella Reitz von der Auguste-Viktoria-Schule fand das alles "aufregend und total cool". Und auch die gleichaltrige Adele Helene Hinrich von der Flensburger Waldschule fand den Abend beim Bundespräsidenten "ganz toll".
Heiligabend Jeans statt Anzug beim Staatsoberhaupt
Moderiert wird das Konzert, das irgendwo dann doch auch eine kleine Show ist, seit 2014 von Johannes B. Kerner. Der Moderator machte auch das "Warm up" höchstpersönlich und gab den Gästen den Hinweis, dass Klatschen erlaubt sei und bat - wegen der laufenden TV-Aufzeichnung - "herzlich" darum, bitte nicht zu fotografieren. Zwischen den hochklassigen Musikstücken plauderte Johannes B. Kerner mit dem Bundespräsidenten und der "First Lady", die sich mit ihrem Mann gern an den ersten Besuch in Flensburg vor ein paar Jahren erinnert. Und das eben auch wegen der vorbildlichen Minderheitenpolitik in der Region. "Hier lebt man Europa", betonte Steinmeier, der auf die Frage von Kerner nach seinem "Outfit" an Heiligabend antwortet: Jeans statt Anzug. Jogginganzug trage ihr Mann dann aber doch eher nicht, ergänzte Elke Büdenbender.
Empfang im Deutschen Haus
Nach der Fernsehaufzeichnung zogen die Gäste zu einem Empfang ins Deutsche Haus. Dort trug sich Steinmeier auch ins Goldene Buch der Stadt ein. Der Bundespräsident dankte anschließend den 180 Ehrenamtlichen für ihr Engagement. "Es gibt Gott sei Dank in Deutschland bei allen Belastungen, die wir zur Zeit zu ertragen haben, bei Einschränkungen, die viele auch spüren, immer noch Zehntausende, Hunderttausende, sogar Millionen, die über den Tellerrand der eigenen Interessen hinausschauen", sagte Steinmeier. Menschen, die Verantwortung übernähmen. Er sei froh, dass er ihnen hier daher ganz herzlich danken könne, "für das was sie tagtäglich tun" - in THW und Feuerwehr, in Wohlfahrtsorganisationen, Vereinen oder sogar als Einzelperson. "Das Ehrenamt ist das Rückgrat unserer Gesellschaft. Herzlichen Dank dafür."
Viel Polizei in der Flensburger Innenstadt
Zu den Sicherheitsvorkehrungen machte das Bundespräsidialamt keine Angaben. Dennoch ist davon auszugehen, dass eine hohe Sicherheitsstufe gilt, wenn das Staatsoberhaupt in der Stadt ist. So tummelten sich auf dem Südermarkt und in den umliegenden Straßen in der Flensburger Innenstadt viele Polizisten - einige auch in zivil mit Knopf im Ohr. Die St. Nikolaikirche war zuvor eine Woche lang für Besucher gesperrt, Sprengstoffspürhunde waren im Einsatz.