Vorbereitung auf Tag X: Erste Northvolt-Mitarbeiter sind da
Die endgültige Entscheidung für die Fabrik ist zwar noch nicht gefallen, aber die Vorbereitungen für Tag X laufen. Die ersten Mitarbeiter haben sich schon in der Region angesiedelt.
Er hatte sich das anders vorgestellt mit seiner Rente: ein Glas Rotwein in der Hand, den Blick in die Berge Andalusiens. Stattdessen verbringt Luc Heymans seine Tage in improvisierten Bürocontainern - die einzige Erhebung in der Ferne sind die weißen Windräder Dithmarschens.
Aber Luc Heymans konnte nicht Nein sagen, als der Anruf kam, ob er beim Aufbau des Northvolt-Werkes bei Heide mitorganisieren kann. Gemeinsam mit seiner Frau Dominique ist er bereits eingezogen in ein Reihenendhaus, nur einen Kilometer entfernt vom potenziellen Standort der geplanten Batteriezellenfabrik. Ihre Rentenauszeit unter der spanischen Sonne haben sie verschoben - auf unbestimmte Zeit. Jeden Morgen radelt der Ingenieur mit dem Fahrrad den kurzen Weg durch Wald und Wiesen.
30 Mitarbeiter bereiten Werk vor
Heymans ist einer von knapp 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die das Nothvolt-Werk vorbereiten. Sie alle gemeinsam müssen den Spagat meistern: vorbereitet zu sein auf den Tag X, wenn gebaut werden darf - und gleichzeitig nicht zu weit zu gehen. Denn die endgültige Entscheidung für die Fabrik ist noch nicht gefallen: weder in Stockholm in der Zentrale von Northvolt noch in Brüssel, wo derzeit die staatlichen Subventionen überprüft werden. Der Bau des Werks soll mit Milliarden Steuergeldernunterstützt werden.
"Wir sind hier in einer Art Vorbereitungsmodus", sagt Ed Hanbidge, "wir versuchen, alles an die richtige Stelle zu bekommen. Damit wir direkt starten können, wenn es grünes Licht gibt." Auch Hanbidge ist Teil des Northvolt-Vorbereitungsteams. Er kennt Projekte dieser Größenordnung gut: Er hat schon weltweit für Pharmafirmen Fabriken gebaut - ob in Südafrika, Asien oder im Nahen Osten. Nun eben Dithmarschen.
Personal gewinnen, Gebäude planen, Arbeitsprozesse durchdenken
Vorbereitungsmodus bedeutet vor allem: Künftiges Personal zu gewinnen, die Gebäude zu planen und Arbeitsprozesse des künftigen Werkes zu durchdenken. Das ist eine Herausforderung, denn die Batteriezellen-Branche ist so neu, dass sich vieles geradezu täglich weiterentwickelt. "Die Anforderungen für das Gebäude sind nicht komplett definiert. Wir wissen, welchen Typ Batterie wir produzieren, welchen Typ Maschine wir dafür benötigen, aber nicht so genau. Das macht den Job spannend", sagt Heymans.
Die beiden Ingenieure bringen die Berufserfahrung in das sonst sehr junge Team mit. Sie reizt vor allem der Nachhaltigkeitsgedanke, dem sich Northvolt verschrieben hat. Die Batterieproduktion soll nicht nur die E-Mobilität in Europa voranbringen, sondern nach eigenen Angaben auch die "grünste der Welt" sein. Dafür benötigt das Unternehmen die Energie aus Wind und Sonne, von der Dithmarschen so viel hat. Die Westküstentrasse verläuft unmittelbar am Rand des etwa 110 Hektar großen Geländes, auf dem das Werk entstehen soll.
"Northvolt hat mich überzeugt, zurückzukommen"
"Es macht doch total Sinn, diese Industrie hier anzusiedeln, wo wir grüne Energie vor Ort haben. Ich würde mir wünschen, dass das Projekt einen positiven Einfluss auf die Region hier hat", sagt Wiebke Hansen. Die Mechatronik-Ingenieurin ist in Dithmarschen geboren, in den vergangenen Jahren hat sie jedoch in der Rhein-Ruhr-Region gelebt und gearbeitet. "Mit meiner Ausbildung gab es leider kaum interessante Angebote hier in Schleswig-Holstein. Northvolt hat mich überzeugt, zurückzukommen." So wie sie hoffen viele, dass der Batteriezellenhersteller Dithmarschen zu einer grünen Transformation verhilft und Wohlstand in die Region bringt.
Rente dann ab 2026?
Hansen ist für die Vorbereitungen im Außengelände verantwortlich. Die beschränken sich derzeit auf archäologische Bodenuntersuchungen. Die einzigen Bagger, die bislang arbeiten dürfen, tragen die oberen Erdschichten ab. Darunter suchen Wissenschaftler nach Relikten vergangener Epochen.
Wenn alles läuft, wie geplant, dann könnten Anfang 2026 die ersten Batteriezellen das Werksgelände verlassen. Dann könnte für Luc Heymans auch seine Rente beginnen.