Viel Kritik am Aus für die Bäderbahn im Kreis Ostholstein
Seit Donnerstag steht fest: Die Strecke zwischen Bad Schwartau und Scharbeutz soll nicht mehr bedient werden. Hoteliers und Gaststättenbetreiber fürchten Auswirkungen für Touristen und Fachkräfte.
Seit fast 100 Jahren fährt die Bäderbahn zwischen Bad Schwartau und Scharbeutz (beide Kreis Ostholstein), bis zu 1.400 Fahrgäste pro Tag nutzen nach Angaben der Bahn die Strecke. Doch ab 2029 soll sie nicht mehr bedient werden. Das haben Bund, Land und die Deutsche Bahn beschlossen. Die Entscheidung teilte das Verkehrsministeriums im Rahmen des Dialogforums zur Beltquerung in Oldenburg mit.
Der Entschluss sorgt auch für Kritik bei Hoteliers und Gaststättenbetreibern. Sie fürchten einen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Badeorten. Denn für Millionen Touristen wird es ohne den Bahnanschluss nun schwieriger in die Kurorte zu gelangen. Während Scharbeutz. Haffkrug und Sierksdorf Ersatzanbindungen bekommen sollen, sieht es für Timmendorfer Strand schlecht aus. Die Touristenhochburg verliert ihren Bahnanschluss.
Viele Arbeitskräfte pendeln mit der Bahn
Dazu kommt, dass viele Fachkräfte bisher mit der Bahn zur Arbeit pendeln. "Die Mitarbeiter kommen teilweise viel aus Bad Schwartau und aus Lübeck und die Mitarbeiter, die dort kein Auto haben werden sicherlich auch ein größeres Problem haben, zukünftig zu ihrer Arbeitsstelle zu gelangen. Und was man ja auch nicht vergessen darf ist, dass der Arbeitsweg kostentechnisch auch eine ganz andere Hausnummer darstellen wird", kritisiert der Scharbeutzer Gastronom Sebastian Boye. Er glaubt, dass der Job an der Lübecker Bucht für Köche und Servicekräfte dadurch an Attraktivität verlieren wird. Das Aus der Bäderbahn könnte seiner Meinung nach zu einem noch größeren Fachkräftemangel an der Lübecker Bucht führen.
Schließung soll Gefährdung der Beltquerung verhindern
Eigentlich sollte erst im Spätherbst über die Zukunft der sogenannten Bäderbahn entschieden werden, doch nun gab ein Vertreter des Verkehrsministeriums am Donnerstagabend das Aus der Bäderbahn bekannt. Als Grund nannte der Staatssekretär Tobias von der Heide (CDU), dass ein Erhalt der Strecke den Zeitplan für den Bau der Hinterlandanbindung für die Beltquerung gefährden könnte. Möglich wären zum Beispiel weitere Klagen, ob beide Strecken überhaupt benötigt würden. "Es geht hier nicht um Wochen, sondern um Monate", sagte von der Heide. Auch das Eisenbahnbundesamt habe vor Verzögerungen gewarnt. "Und weil wir immer gesagt haben, das prioritäre Ziel ist, dass die Fehmarnbeltquerung in angemessener Zeit realisiert wird, ist das letztendlich der Schluss gewesen, der sich aus diesen Begutachtungen ergibt."
Kreis Ostholstein ist entsetzt über Entscheidung
Beim Bürgermeister von Timmendorfer Strand, Sven Partheil-Böhnke (FDP), sorgt die Entscheidung für Kritik. NDR Schleswig-Holstein sagte er: "Wir sind nicht nur überrascht, sondern auch verärgert über die Entscheidung der Bahn, die uns eiskalt erwischt hat." Damit hätte vor einigen Monaten noch niemand gerechnet, so der Politiker. Die Argumente der Bahn überzeugten ihn nicht. "Nicht nur die Gemeinde Timmendorfer Strand, sondern auch der Kreis ist entsetzt über die Entscheidung, andere Gemeinden sind es auch", erklärte Partheil-Böhnke. "Der Erhalt der Bäderbahn ist für uns elementar wichtig." Ein modernes Buskonzept könne die Bäderbahn niemals ersetzen, hieß es vom Kreis Ostholstein.
Pro Bahn: Gäste aus Hamburg könnten wegbleiben
Kritik kam auch vom Fahrgastverband Pro Bahn. Der stellvertretende Landesvorsitzende Mathias Bölckow sagte, wenn man Gäste aus Hamburg in den Seebädern haben möchte, die ohne Auto Urlaub machen, Geld da lassen und einen schönen Tag verbringen, werde man die Bäderbahn brauchen. Ein Wegfall würde dazu führen, dass diese Zielgruppe in andere Orte fahre.
Land denkt über Alternativen zur Bäderbahn nach
Bisher halten die Züge auf der Strecke zwischen Bad Schwartau und Neustadt an den Bahnhöfen in Timmendorfer Strand, Scharbeutz, Haffkrug und Sierksdorf (alle Kreis Ostholstein). Das Land will jetzt Gespräche über Alternativen zur Bäderbahn führen. Wie diese aussehen könnten, ist noch nicht bekannt. Der Bürgermeister von Timmendorfer Strand will die Entscheidung nicht hinnehmen. Mit einer Klage will er für den Erhalt der Bäderbahn kämpfen.
Der Erfolg des Neun-Euro-Tickets hatte die Diskussion um den Weiterbetrieb der Bäderbahn erneut angefacht.