Stühle sind in einer Schulklasse hochgestellt. Themenbild "leere Klasse". © picture alliance / ANP | "ROB ENGELAAR" Foto: Rob Engelaar
Stühle sind in einer Schulklasse hochgestellt. Themenbild "leere Klasse". © picture alliance / ANP | "ROB ENGELAAR" Foto: Rob Engelaar
Stühle sind in einer Schulklasse hochgestellt. Themenbild "leere Klasse". © picture alliance / ANP | "ROB ENGELAAR" Foto: Rob Engelaar
AUDIO: Sohn nicht zur Schule geschickt: Drei Tage Haft für Mutter (1 Min)

Verstoß gegen Schulpflicht: Eine Mutter muss in Haft, eine nicht

Stand: 15.03.2024 13:32 Uhr

Gegen eine Mutter aus dem Kreis Ostholstein wurde ein Haftbefehl des Verwaltungsgerichts rechtskräftig, weil sie ihr Kind nicht zu Schule geschickt hat. Eine andere Mutter aus Dithmarschen hatte dagegen Erfolg mit einer Beschwerde.

Weil sie ihren Sohn nicht zur Schule geschickt hat, muss eine Mutter aus Ostholstein drei Tage ins Gefängnis. Es sei keine Strafe, sondern eine Erzwingungshaft, heißt es. Die Mutter aus Ostholstein soll dazu gebracht werden, ihren Sohn in einer staatlich anerkannten Schule anzumelden. Das diene dem Wohl des Kindes, teilte ein Sprecher des Bildungsministeriums in Kiel mit. Zuerst hatten die "Lübecker Nachrichten" berichtet.

Damit ist ein Haftbefehl des Verwaltungsgerichts Schleswig rechtskräftig geworden. Dieses hatte Anfang Februar Haftbefehle gegen zwei Mütter erlassen, die ihre Söhne im Alter von 12 und 15 Jahren nicht in einer Schule angemeldet hatten.

Beschwerde aus formalen Gründen abgelehnt

Dagegen hatte die Mutter aus Ostholstein zwar Beschwerde eingelegt - diese wurde aber aus formalen Gründen abgelehnt, wie ein Sprecher des Oberverwaltungsgerichts Schleswig (OVG) am Freitag mitteilte. Die Frau habe die Beschwerde nicht durch einen Rechtsanwalt, sondern persönlich eingereicht - der Weg über den Anwalt wäre aber erforderlich gewesen.

Zweiter Haftbefehl wegen Formfehlern nicht durchgesetzt

Die andere Mutter, die aus dem Kreis Dithmarschen stammt, hatte dagegen Ende Februar Erfolg mit einer Beschwerde OVG. Der Antrag des Schulamtes Dithmarschen auf Anordnung der Ersatzzwangshaft beim Verwaltungsgericht Schleswig (Kreis Schleswig-Flensburg) sei lediglich als Brief eingegangen, hieß es vom OVG. Derartige Anträge müssten durch Behörden aber in elektronischer Form gestellt werden. Deshalb blieb die Frau aus Dithmarschen auf freiem Fuß.

Die Verpflichtung der Mutter durch das Schulamt, ihren Sohn an einer Schule anzumelden, gilt aber weiter. Ihre Klage dagegen hatte das Verwaltungsgericht abgewiesen.

Zwangsgelder nicht gezahlt

Nach Angaben des Verwaltungsgerichts hatten beide Frauen Zwangsgelder von jeweils 800 Euro nicht gezahlt. Diese Beträge hatten Behörden wegen Verstößen gegen behördliche Anordnungen zur Schulanmeldung und zur Einhaltung der Schulpflicht verhängt. Vollstreckungsversuche blieben erfolglos. Mit Blick auf die weitere Entwicklung der Jungen und einen möglichen Schulabschluss hielt das Verwaltungsgericht eine kurzzeitige Freiheitsentziehung zur Durchsetzung des staatlichen Erziehungsauftrages für angemessen.

Mutter: Sohn im "germanistischen Bildungswesen"

In Ostholstein ging der betroffene Junge bis 2019/2020 regelmäßig zur Schule und wurde 2022 zwischenzeitig in Obhut genommen. Später erklärte die Mutter, ihr Sohn sei nun im "germanistischen Bildungswesen". In dem Fall in Dithmarschen besuchte der betroffene Junge bis 2020 eine Waldorf-Grundschule. Das Gericht geht nach eigenen Angaben davon aus, dass die Mütter in beiden Fällen alleine sorgeberechtigt sind.

Weitere Informationen
Ein Kameramann filmt den Blick auf ein ehemaliges Gutshaus bei Lübeck. © dpa-Bildfunk Foto: Christian Charisius

Nach Schließung: Privatschule in Lübeck wehrt sich gegen Vorwürfe

An der "Freien Dorfschule Lübeck" soll die Schulpflicht umgangen worden sein. Die Schulleitung verweist auf ein digitales Lernkonzept - die Schulaufsicht widerspricht. mehr

Kreidetafel einer allgemeinbildenden Schule. Im Vordergrund sind Tische und Stühle zu sehen. © picture alliance / Fotostand

Kinder gehen nicht zur Schule - Gericht entzieht Sorgerecht

Die Eltern haben dagegen Beschwerde eingelegt. Nach den Schulschließungen in der Corona-Pandemie blieben die Kinder zu Hause. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 15.03.2024 | 08:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Kreis Ostholstein

Bildung

Schule

Kreis Dithmarschen

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Zwei Personen in Schutzanzügen stehen in einem Reinraum. © Northvolt Foto: Northvolt

Finanzprobleme bei Northvolt: Sanierung in den USA?

Nach Medienberichten erwägt das Unternehmen ein sogenanntes Chapter-11-Verfahren nach amerikanischem Insolvenzrecht. mehr

Videos