Verbände warnen: Region Heide wächst für Northvolt zu langsam
Damit die Ansiedlung der "Giga-Factory" des Batterieherstellers Northvolt bei Heide eine Erfolgsgeschichte bleibt, muss die Infrastruktur vom Wohnraum bis hin zum Schienennetz schnell ausgebaut werden. Ein Projektbüro gibt es noch nicht.
Auf der Baustelle der zukünftigen Fabrik für E-Auto-Batterien bei Heide im Kreis Dithmarschen geht es schnell voran. Viele Baufahrzeuge fahren über das Gelände und schütten zum Beispiel Erdhügel auf oder führen Grundierungsarbeiten durch. Schon in der zweiten Jahreshälfte von 2026 sollen die ersten Batterien dort vom Band laufen. 2029 plant das Unternehmen aus Schweden fertig ausgebaut zu sein. Ein straffer Zeitplan, der die Region im Moment zu überrumpeln scheint. Das Gefühl haben zumindest die Handelskammer, der Unternehmensverband Unterelbe-Westküste (UVUW) und die Kreishandwerkerschaft Dithmarschen. Sie appellieren "an Bund, Land und Region, die notwendigen Schritte so schnell wie möglich anzugehen, um folgenschwere Defizite bei der zukünftigen öffentlichen Daseinsvorsorge zu verhindern."
Verbände: Großer Transformationsprozess braucht erfahrene Manager
Spätestens bis 2029 muss die nötige Infrastruktur stehen. Das heißt: Es muss Gewerbeflächen für Zuliefererbetriebe geben, das Schienennetz muss für die Güterzüge in Richtung Hamburg ausgebaut sein, es muss neue Wohnungen, zusätzliche Kita- und Schulplätze geben. Die Handelskammer, der UVUW und die Kreishandwerkerschaft Dithmarschen schreiben am Mittwoch in einer gemeinsamen Mitteilung: "Es mangelt vor Ort an Managementerfahrung im Umgang mit komplexen Transformationsprozessen in Folge von Industrieansiedlungen dieser Größenordnung." Sie fordern deswegen, nun möglichst schnell die Kompetenzen zu klären und den Ausbau voranzutreiben.
Projektbüro noch nicht vorhanden
Für das Beschleunigen von Genehmigungsverfahren und ein ganzheitliches Management rund um die Ansiedlung von Northvolt stellte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) im Oktober 2023 ein Projektbüro in Aussicht. Es soll direkt in Heide aufgebaut werden. Doch bis heute gibt es dieses Büro noch nicht. IHK, UVUW und Kreishandwerkerschaft Dithmarschen sprechen von einem unhaltbaren Zustand. Der Deutschland-Chef von Northvolt, Christopher Haux, sagte dazu auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein: "Bei den vielen Herausforderungen, die dringlich angepackt werden müssen, hätte ein Projektbüro schon heute einen wertvollen Beitrag in der Koordination leisten können.“ Die Akteure aus der Region haben sich bislang noch nicht über die Ausgestaltung des Büros einigen können. Das war am Mittwoch auch Thema im Wirtschaftsausschuss des Landes. Dort sagte ein Vertreter des Kreis Dithmarschen, dass die Akteure aus der Region kommenden Mittwoch dem Land einen konkreten Entwurf vorlegen wollen.
Landesregierung sieht auch Bund in der Verantwortung
Zum Infrastrukturausbau in der Region Heide sagte Ministerpräsident Günther zusätzlich: "Wir arbeiten als Land seit Monaten daran, dass diese Dinge realisiert werden." Er verweist aber auch auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein darauf, dass es auch um Dinge geht, die in Berlin angepackt werden müssen. Er sei froh über so einen öffentlichen Druck, den die Wirtschaftsverbände mit ihrer gemeinsamen Mitteilung ausgelöst haben.