Stand: 10.11.2015 10:46 Uhr

VW-Skandal: Bald mehr Macht für KBA in Flensburg?

Das Kraftfahrtbundesamt. © NDR
Der VW Skandal könnte dazu führen, dass das Kraftfahrtbundesamt mehr Kompetenzen bekommt.

Es herrscht Stille in Flensburg. Im Skandal um frisierte Abgaswerte bei VW gibt sich das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) sehr bedeckt. Die Behörde versteht sich als reiner Verwaltungsapparat und verweist darauf, sie handele nach den geltenden Vorschriften. Bei Presseanfragen verweist das KBA an das übergeordnete Bundesverkehrsministerium. Trotzdem steht die Behörde seit Wochen in der Kritik. Sie sei ein "Bettvorleger der deutschen Automobilindustrie", ätzten Umweltschützer, und Oppositionspolitiker werfen dem KBA vor, zur Aufklärung des Skandals bei Volkswagen zu wenig beizutragen. Die Pinneberger Bundestagsabgeordnete Valerie Wilms (Grüne) sprach von einer "zahnlosen Behörde". Jetzt aber gibt es in Berlin Überlegungen, das Kraftfahrt-Bundesamt mit deutlich mehr Kompetenzen auszustatten.

Fahrzeug-Prüfstände bald in Eigenregie?

Der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann (CDU), sagte dem NDR, man denke darüber nach, ob die Flensburger Behörde künftig Fahrzeug-Prüfstände in eigener Regie betreiben könnte. Bereits im September hatte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter erklärt, es reiche nicht aus, dass das KBA nur Laboruntersuchungen durchführt. Die Behörde müsse eigene, herstellerunabhängige Tests beauftragen. Außerdem forderte Hofreiter einen "Realitätscheck auch auf Prüfstrecken".

Zahlen und Fakten zum Kraftfahrt-Bundesamt

Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) ist seit 1951 eine Behörde für den Straßenverkehr mit Sitz in Flensburg. Die knapp 930 Mitarbeiter sollen zu einer erhöhten Verkehrssicherheit beitragen. Deutschlandweit bekannt ist das KBA für die "Punkte" und seine Verkehrssünder-Datei. Die Behörde ordnet auch Rückrufaktionen an. Außerdem erteilt sie Typgenehmigungen und die Allgemeine Betriebserlaubnis für Kraftfahrzeuge und Fahrzeugteile.

Doch Staatssekretär Ferlemann betonte, Prüfstände in Eigenregie des KBA seien nur eine Möglichkeit. Denkbar ist nach seinen Worten auch, dass TÜV und Dekra neue Prüfstände einrichten und dann auch die Tests durchführen. Bisher werden die Prüfstände von den Autoherstellern selbst betrieben.

Ferlemann: "Hervorragende Fachleute"

Sollte das Kraftfahrt-Bundesamt eigene Prüfstände bekommen, würden erhebliche Investitionen anfallen. Ferlemann sprach von einer Summe in zweistelliger Millionenhöhe.

Die harte Kritik am KBA wies der CDU-Politiker zurück. Die Behörde funktioniere sehr gut, betonte Ferlemann. In Flensburg gebe es "hervorragende Fachleute, die einen 1a Job machen". Wie die Strukturen des Kraftfahrt-Bundesamtes und seine Aufgaben künftig aussehen, will das Bundesverkehrsministerium bis zum Jahresende entscheiden.

Weitere Informationen

VW ruft 8,5 Millionen Fahrzeuge in Europa zurück

Nach der Anordnung, alle vom Abgas-Skandal betroffenen Pkw in Deutschland zurückzurufen, weitete VW freiwillig den Rückruf auf Europa aus. Für heute werden Auslieferungszahlen erwartet. mehr

VW-Emblem © dpa

VW: Bei 540.000 Pkw reicht kein Software-Austausch

Bei 540.000 von den 2,4 Millionen vom Abgas-Skandal betroffenen Pkw reicht der Software-Austausch nicht aus. Der Streit zwischen Betriebsrat und VW-Spitze scheint derweil ausgeräumt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 10.11.2015 | 12:00 Uhr

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Boote der 49er FX-Klasse sind zum Start bereit bei einer Wettfahrt im Rahmen der Kieler Woche auf der Förde vor Schilksee. © picture alliance/dpa Foto: Frank Molter

Olympia 2036 oder 2040: Kiel bewirbt sich um Segelwettkämpfe

Die Landeshauptstadt will zum dritten Mal Austragungsort werden. Neben Schilksee sollen neue Reviere dazukommen. mehr

Videos

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?