VW ruft 8,5 Millionen Fahrzeuge in Europa zurück
Volkswagen beugt sich dem Druck der Aufsichtsbehörden und ruft jetzt europaweit alle 8,5 Millionen Pkw zurück, die vom Diesel-Skandal betroffen sind. Am Donnerstagmorgen hatte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) VW schon verpflichtet, die auf dem deutschen Markt betroffenen 2,4 Millionen Pkw in die Werkstätten zurückzubeordern. Gleichzeitig legte die Behörde fest, dass Volkswagen bis Ende Oktober die neue Software vorzulegen habe, mit der zumindest ein Teil der betroffenen Pkw - wahrscheinlich ab Anfang 2016 - relativ kurzfristig auf den technischen Stand der Umwelttechnik gebracht werden kann. Mit Spannung erwartet werden heute die jüngsten Auslieferungszahlen des Konzerns, der noch vor dem Diesel-Debakel seine Absatzprognose kassiert hatte. Rückgänge in China, Brasilien und Russland waren dafür hauptverantwortlich.
Volkswagen begrüßt die "schnelle Entscheidung" des KBA
Offiziell erklärte VW-Chef Matthias Müller, Volkswagen begrüße die "schnelle Entscheidung" des KBA, Volkswagens "Zeit- und Maßnahmenplan durch einen Rückruf umzusetzen". "Damit herrscht für die Kunden jetzt Klarheit bezüglich der weiteren uneingeschränkten Nutzung der Fahrzeuge", hieß es. Der Zeitplan habe sich durch die Anordnung der Flensburger Behörde nicht geändert, so Müller weiter: Volkswagen hatte jüngst einen ganz ähnlichen - wenn auch freiwilligen - Plan zur Beseitigung der Software-Manipulation an den Dieselmotoren des Typs EA189 vorgelegt. Die offizielle Rückrufaktion erhöht den Druck auf die Wolfsburger, diesen Plan jetzt auch so umzusetzen.
Software-Lösungen und Motorenanpassung
Im Maßnahmenplan ist detailliert aufgelistet, wie VW die Manipulation beseitigen will. Bei den betroffenen 2-Liter-Autos sei eine Software-Lösung geplant. Diese neue Software solle von Anfang 2016 an aufgespielt werden. Bei den 1,6-Liter-Motoren, die in Europa in 3,6 Millionen Autos verbaut sind, sei "mit großer Sicherheit" eine zusätzliche motortechnische Anpassung nötig, diese sei nicht vor September 2016 zu erwarten, heißt es in dem von VW vorgelegten Plan.
Will Behörde die "Krallen" zeigen?
Möglicherweise ist Letzteres dem Kraftfahrt-Bundesamt aber nicht konkret genug gewesen. Das würde den Schritt von Donnerstag erklären. Kritiker hatten der Bundesbehörde bisher eine mangelnde Distanz gegenüber der deutschen Automobilindustrie vorgeworfen. Jüngst hatte KBA-Chef Ekhard Zinke Vorwürfe, seine Behörde sei in Teilen mitverantwortlich für den Abgas-Skandal, zurückgewiesen. Nun zeigt die Behörde aber, dass sie offenbar nicht der viel beschriebene "Papiertiger" sein will.
Skandal kostet VW wahrscheinlich Milliarden
Am 18. September hatte Volkswagen die Manipulation der Abgaswerte bei Dieselmotoren zugegeben. Elf Millionen Fahrzeuge sind betroffen. Wegen drohender Strafzahlungen, Schadenersatzklagen und Rückrufkosten kommen auf die Wolfsburger Kosten im zweistelligen Milliardenbereich zu.