Studie: Große Offshore-Windräder sind besser für die Natur
Offshore-Windräder stehen in der Kritik, weil sie Auswirkungen auf das Ökosystem unter Wasser haben. Wissenschaftler aus Geesthacht (Kreis Herzogtum Lauenburg) haben das nun genauer untersucht.
Die Forscher am Helmholtz-Zentrum Hereon wollen herausfinden, welche Windkraftanlagen die wenigsten Spuren im Wasser und in der Luft hinterlassen. Auf den ersten Blick sind die besonders großen Windmühlen auch die größte Belastung fürs Ökosystem: 150 Meter hohe Windkraftanlagen mit ihren gigantischen Flügeln. Doch das stimmt so nicht, fanden die Forscher heraus. Große Windkraftanlagen sind besser für die Natur - das ist das wesentliche Resultat der Studie aus Geesthacht.
"Die größeren Windkraftanlagen sind besser für das Ökosystem der Meere, weil sie größer sind und die Rotorblätter damit weiter von der Meeresoberfläche entfernt sind", erklärt Hereon-Forscherin Beate Geyer. Kleinere Windkraftanlagen würden mit ihren tiefhängenden Rotorblättern den Wind von der Meeresoberfläche fernhalten. Das sei schlecht für das Ökosystem. Wind auf der Meeresoberfläche durchmischt die obere Wasserschicht und bringt zum Beispiel lebenswichtigen Sauerstoff in die Ozeane, etwa für Fische und Algen.
Weniger Verankerungen im Meer
Außerdem müssen durch größere Anlagen auch weniger Windräder auf dem Meer gebaut werden. Dadurch gibt es auch weniger Eingriffe in den Meeresboden. "Dadurch, dass wir nur eine Windkraftanlage installieren mit 15 Megawatt und nicht drei kleine mit fünf Megawatt, brauchen wir nur eine Verankerung, die dann im Gegenzug aber stabiler und größer sein muss", erklärt Geyer. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Kleine Windkraftanlagen sorgen an der Wasseroberfläche für mehr Verwirbelungen als große Windkraftanlagen. Diese Verwirbelungen führen zu einer stärkeren Verdunstung von Wasser und können so auch die Wolkenbildung beeinflussen.
Ziel der Forschungen ist es, herauszufinden, wie Offshore-Windparks das Ökosystem der Ozeane möglichst wenig stören. "Die Veränderungen, ob das jetzt positiv oder negativ ist, wäre für einzelne Organismen gar nicht mal relevant. Für uns ist wichtig, dass es möglichst wenig menschengemachte Störungen im System gibt", sagt Geyer.
Studie als Grundlage für weitere Forschungen
Die Wissenschaftler aus Geesthacht hoffen, dass jetzt andere Forscher auf ihre Ergebnisse aufmerksam werden. Denn in Nord- und Ostsee gibt es viele Offshore-Windparks, deren Auswirkungen noch nicht vollständig erforscht sind. "Die Studie ist neu, wir haben sie erst vor ein paar Tagen veröffentlicht. Wir hoffen, dass sie in der Forschungscommunity zu einer lebhaften Diskussion führt", erklärt Hereon-Forscher Naveed Akhtar. Es brauche jetzt noch weitere Forschung, wie die Natur und das Klima möglichst effektiv unterstützt werden könne.
Meeresbiologen könnten zum Beispiel jetzt erforschen, wie sich größere Anlagen auf den Vogelflug auswirken. "Denkbar wäre, dass sie den wenigen großen Windkraftanlagen besser ausweichen können", vermutet Geyer. Andererseits könnten Sogkräfte an den 120 Meter langen Rotorblättern auch das Gegenteil bewirken und die Tiere in den Rotor ziehen und verletzten oder sogar töten. Um das herauszufinden könnte die Studie der Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum Hereon in Geesthacht eine Grundlage sein.