Stromnetzbetreiber Tennet will neues Umspannwerk in Kiel bauen

Stand: 14.01.2025 14:40 Uhr

Der Stromnetzbetreiber Tennet plant ein neues Umspannwerk im Raum Kiel. Wie das Unternehmen Dienstag mitteilte, soll es auf einer Fläche in Rönne am südlichen Stadtrand Kiels entstehen. Schon jetzt gibt es Kritik.

Der Netzbetreiber will für seine 380-kV-Hochspannungsleitung von Audorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde) bis nach Göhl ein Umspannwerk bei Rönne am südlichen Stadtrand von Kiel bauen. In Göhl (Kreis Ostholstein) ist dann ein Ringschluss mit der Ostküstenleitung geplant. Mit der Trasse soll grün-produzierter Strom abtransportiert und durch das Umspannwerk in das Netz der Landeshauptstadt eingespeist werden. So soll Kiel sicher mit Strom versorgt werden, sagt Tennet. Die Trasse ist Teil des sogenannten "Netzentwicklungsplan Strom 2037/2045", der von der Bundesnetzagentur im März genehmigt wurde. 

Drei Standorte waren in engerer Auswahl

Ursprünglich waren drei Standorte in der Verlosung: Quarnbek, Flintbek (beide Kreis Rendsburg-Eckernförde) und der Kieler Stadtteil Rönne. Nach Angaben von Tennet waren mehrere Faktoren für Rönne am Ende ausschlaggebend. So sei "die Nähe zum Gewerbegebiet sowie die optimale Einbindungssituation der zahlreichen hier bereits bestehenden Leitungen des Bestandsnetzes, entscheidend gewesen", hieß es von Tennet. Außerdem spielt die Fläche, auf der das Umspannwerk entstehen soll, eine Rolle. Im südlichen Kiel gibt es demnach den meisten Platz und in Wellsee ein Gewerbegebiet. Das Umspannwerk soll nach den Plänen auf einem etwa 30 Hektar großem Areal entstehen. Das entspricht einer Fläche von knapp 43 Fußballfeldern.

Kieler Oberbürgermeister: "Netzausbau für Energiewende wichtig. Aber nicht so!"

Eine Grafik zeigt den Verlauf möglicher neuer Freileitungen zwischen Audorf/Süd und Kiel/Süd. © TenneT TSO GmbH
Im südlichen Kiel will Tennet ein neues Umspannwerk bauen. Doch die Pläne stoßen beim Oberbürgermeister auf Ablehnung.

Die Entscheidung von Tennet stößt im Kieler Rathaus auf Ablehnung. In einem schriftlichen Statement ist Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) nicht überzeugt: "Der beschleunigte Netzausbau und die Stabilisierung der Netzinfrastruktur ist essenziell für das Gelingen der Energiewende. Aber nicht so: Bislang ist von Tennet nicht überzeugend begründet worden, warum das Umspannwerk gerade hier und nicht an einem der alternativen Standorte außerhalb Kiels gebaut werden soll. Denn in Kiel sind Flächen schon heute knapp".

"Eine konkretere Auseinandersetzung mit den Standorten außerhalb Kiels wurde durch die Ratsversammlung im Oktober 2024 und erneut im Gespräch im Dezember 2024 durch die Verwaltung gefordert. Tennet hat eine dezidiertere Auseinandersetzung und entsprechende Erläuterung für die folgenden Termine zugesagt, diese steht jedoch noch aus." Pressemitteilung der Stadt Kiel zur TenneT-Planung

"Möglichst verträgliche Lösung für Mensch und Natur"

Kämpfer kritisiert zudem, dass ein Landschaftschutzgebiet bebaut werden soll. "Die damit verbundene landschaftliche Veränderung wäre gravierend", findet der SPD-Politiker. Tennet habe außerdem nicht genügend Gründe genannt, die für Rönne als Standort sprechen. Im Rathaus zweifelt man zudem an der Methodik der Entscheidung.

Ein weiterer Kritikpunkt dabei lautet, dass diese Entscheidung ohne echtes Mitspracherecht der Stadtverwaltung und der Anwohner erfolge. Das sei eine ernüchternde Tatsache gerade für die Stadtteile Rönne und Schlüsbek, die bislang ihren dörflichen Charakter bewahrt hätten und von dem Vorhaben zuvorderst betroffen seien. "Wir fordern von Tennet Transparenz, Offenheit für unsere Argumente und eine möglichst verträgliche Lösung für Mensch und Natur", so Kämpfer.

Ortsbeirat mit "Faust in der Tasche"

Am 4. Februar will Tennet die konkreten Pläne auf einer Sitzung der Ortsbeiräte Meimersdorf/Moorsee und Wellsee/Kronsburg/Rönne vorstellen. Die Sitzung um 19.30 Uhr wird öffentlich sein, teilte die Stadt mit. Ortsbeiratschef Peter Böhm (CDU) ist im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein ebenfalls von Tennet enttäuscht. "Das Gebiet ist nicht empfehlenswert", sagt er. Der Bereich um Flintbek sei besser gewesen. Für die Sitzung im Februar ist Böhm pessimistisch: "Ich glaube nicht, dass die Argumente der Ortsbeiträte Umschwenkungen bei Tennet bringen werden". Für den Bau hat Tennet weitreichende Möglichkeiten, erklärt Böhm. Daher habe man jetzt "die Faust in der Tasche", sagt der Ortsbeirat.

Stromtrasse soll 2035 fertig sein

Die Trasse ist Teil des sogenannten "Netzentwicklungsplan Strom 2037/2045 (2023)" gewesen, der von der Bundesnetzagentur im März genehmigt wurde. Wesentlicher Meilenstein ist die Einreichung der Planfeststellungsunterlagen Mitte dieses Jahres. Inbetriebnahme der Gesamtleitung ist für das Jahr 2035 geplant.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 14.01.2025 | 12:00 Uhr

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