Stanfour auf der Kieler Woche: Comeback nach sechs Jahren
Sechs Jahre nach ihrem letzten Auftritt steht die Band Stanfour wieder vor Publikum. Ihre erste Station: Die Rathausbühne auf der Kieler Woche in der Landeshauptstadt.
"Wir sind sehr aufgeregt", verrät Sänger Konstantin Rethwisch wenige Stunden vor dem Konzert auf der Kieler Woche im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein. Wie groß das "Bühnenweh" war, spürten die Musiker beim Soundcheck. Die Besetzung ist dieselbe wie vor acht Jahren: Konstantin Rethwisch am Mikro, Alexander Rethwisch am Keyboard, Christian Lidsba und Heiko Fischer an der Gitarre und Paul Kaiser am Schlagzeug. Trotzdem ist das Gefühl vor dem Auftritt anders. "Normalerweise spielen wir zwei, drei Songs zum Einspielen, heute haben wir acht gespielt, weil wir einfach so eine Lust hatten, wieder zu spielen", erzählt Christian Lidsba.
Die Songs von Stanfour sitzen bei den Fans
Auf dem Kieler Rathausplatz präsentiert die Band ein Repertoire aus alten Headlinern und neuen Kompositionen. Darunter "Life without you", Wishing you well", oder "For all Lovers", einer der meistgespielten Songs im deutschen Radio, der sich für 18 Wochen in den deutschen Singlecharts hielt. Das kommt an diesem Abend an: Schon bei den ersten Akkorden singen Zuhörerinnen in der ersten Reihe inbrünstig die Zeilen von "Life Without You" mit. Mit dem Song landete die Band 2010 einen Hit. Der Text sitzt auch nach fast 17 Jahren bei den Konzertbesuchern und -besucherinnen.
Eine von ihnen ist Nele Böttjer aus Kiel. Sie steht in der vordersten Reihe und verfolgt die Band seit über zehn Jahren. "Wir kennen die Lieder schon sehr lange. Es waren richtige Flashbacks in die Jugend." Auch ihre Freundin Line Zyball aus Ascheffel (Kreis Rensburg-Eckernförde) ist begeistert. "Und dann steht man hier und kennt doch ein paar Lieder und die Stimmung war richtig cool." Immer mehr Zuhörer kommen dazu, bleiben stehen, wippen im Takt. Jede Altersklasse feiert mit. Rethwisch animiert zum Publikumschor, es wird gemeinsam geklatscht, getanzt und gesungen. "In Your Arms" ist ein Höhepunkt des Abends, Handylichter im Publikum erleuchten stimmungsvoll den Platz. "Wir haben es so genossen. Wir haben getanzt, gefeiert, wir haben es gefühlt", sagt Anna aus dem Kieler Stadtteil Schreventeich. "Wir freuen uns, dass sie jetzt wieder da sind". Etwa 2.500 Menschen zählt der Veranstalter an diesem Abend im Publikum.
Acht Jahre Stille - das war so nicht geplant
Die Rockband hat sich in den letzten Jahren zurückgezogen. Nach ihrem vierten Album "Fireworks" im Jahr 2016 wurde es still. Acht Jahre vergingen, in denen die Band keine neuen Songs veröffentlichte. Geplant war das nicht, berichten sie. "Es war keine beabsichtigte Pause. Wir haben alle weiterhin Musik gemacht, aber wir haben alle viele Kinder bekommen in der Band", erzählt Sänger Konstantin Rethwisch. Rethwisch ist Vater von zwei Kindern, vor zwei Wochen ist sein Bruder Alexander zum zweiten Mal Vater geworden.
Inzwischen leben die Bandmitglieder über die Welt verstreut. Konstantin Reethwisch wohnt in Los Angeles, sein Bruder Alexander lebt auf Föhr, Schlagzeuger Paul Kaiser wohnt in Kopenhagen.
Leidenschaft für Musik flammt wieder auf
An einem gemeinsamen Sommerabend auf Föhr flammte dann die alte Leidenschaft der Band wieder auf. "Wir haben überlegt, eigentlich könnten wir wieder starten. Und wir haben gemerkt, das Feuer war sofort wieder da", berichtet Christian Lidsba im Gespräch mit Julian Krafftzig bei NDR 1 Welle Nord.
Das Gefühl nach so vielen Jahren wieder auf der Bühne zu stehen: "Es fühlt sich an wie gestern". Seine Familie ist dafür aus Los Angeles angereist. Einige der jüngsten Sprösslinge der anderen Bandmitglieder dürfen an diesem Abend hinter der Bühne zusehen und sehen ihren Papa zum ersten Mal live.
Neuer Song thematisiert Heimat
Auf der Setlist steht an fünfter Stelle eine neue Komposition der Band: "Guide Me Home". "Zuhause ist für mich als Insulaner immer ein Thema. Wie komme ich dahin, wann fährt die letzte Fähre", scherzt Konstantin Rethwisch, als er den Song ankündigt. "I miss the times when it was easy, remember moments of the place we left behind, I close my eyes, and it takes me back to you", heißt es darin.
Föhr ist Mittelpunkt der Band
Ihre Wurzeln hat die Band auf der schleswig-holsteinischen Nordseeinsel Föhr. "Das ist unser Anker und das Zuhause der Band", sagt Konstantin Rethwisch. "Das Meer zieht einen an", so der Frontsänger. Schleswig-Holstein bleibe ein zentraler Standort. "Wir mögen an Föhr das Kleine, das Vertraute", sagt Christian Lidsba. "Der Ort war von Anfang Mittelpunkt der Band und wird es auch immer bleiben."
Künftig wollen die Musiker wieder mehr Liveshows spielen, berichten sie. Bis zu drei weitere Songs sollen in diesem Jahr folgen.