Sörup bekommt Sonderpreis als "Bahnhof des Jahres"
Die Allianz pro Schiene zeichnet die Gemeinde aus, die das Gebäude gekauft und hergerichtet hat. Passagiere können Wartesaal und WC nutzen. Dort befinden sich auch ein Eiscafé und die Tourist-Info.
Regnerisch ist es in Angeln an diesem 28. Oktober, an dem der Söruper Bahnhof bundesweit im Rampenlicht steht. Die Eisdiele ist gerade geschlossen. Sie macht im Herbst nur noch bei schönem Wetter auf. Die Tourist-Info befindet sich bereits in der Winterpause. Aber immerhin ist der Warteraum in dem sanierten Gebäude von 1881 geöffnet. Wer seine Reise mit dem Bus verknüpfen will, findet sofort Anschluss am Wendeplatz. Autofahrer müssen nicht lange einen Parkplatz suchen. Und der Bäcker gegenüber bietet Proviant an.
Privater Investor verlor Interesse
Die Gemeinde hat sich die Gestaltung des Bahnhofs an der Strecke Flensburg-Kiel nach eigenen Angaben mehr als 500.000 Euro kosten lassen. Die Hälfte davon wurde gefördert. Bei der Preisverleihung in Berlin berichtete Bürgermeister Dieter Stoltmann (CDU) von der Vorgeschichte: 2013 hatte die Deutsche Bahn das Haus an einen privaten Investor verkauft. Der habe allerdings das Interesse verloren. Gleichzeitig sei das Gebäude überraschend unter Denkmalschutz gestellt worden. Die 4.000 Einwohner zählende Gemeinde habe sich dann entschlossen, die Immobilie im Dorfmittelpunkt zu übernehmen. Das verursacht auch Folgekosten: Warteraum und WC werden zweimal täglich gereinigt.
Sörup als "Vorbild im ländlichen Raum"
In Sörup steht Stoltmanns Stellvertreter Matz Matzen (CDU) zum Interview bereit. Er meint zu dem Sonderpreis: "Das kam überraschend". Ein Grund möge auch sein, dass Schleswig-Holstein nach 20 Jahren "Bahnhof des Jahres" einfach mal dran gewesen sei. Der Hauptpreis geht dabei in die sächsische Stadt Bautzen. Mit dem Sonderpreis soll das Augenmerk auf die vielen Bahnhöfe gelenkt werden, die sonst unter dem Radar liegen. Die Sprecherin der Allianz pro Schiene, Sabrina Wendling, unterstreicht: "Sörup zeigt, dass man auch auf einer kleinen Fläche all das bietet, was man für eine Reise braucht. Und damit ist Sörup auch ein Vorbild für andere Gemeinden im ländlichen Raum, ihren Bahnhof wiederzubeleben."
Passagiere sind zufrieden
Das bestätigen viele Söruperinnen und Söruper: Am Bahnhof halte man sich gerne auf. Pendler erzählen, vor einigen Jahren hätte der Bahnhof noch einen schlechten Eindruck auf sie gemacht. Kinder gucken sich im Sommer von der Eisdiele aus die Züge an, erzählt eine Anwohnerin. Die neuen Akkuzüge seien zudem viel leiser, freut sie sich. Der Bau der Ladestrecke auf den letzten Kilometern vor Flensburg hatte allerdings zuvor die Geduld der Reisenden gefordert. Wochenlang fuhren Ersatzbusse. Inzwischen steigen wieder täglich rund 500 Reisende in 40 Züge.
ÖPNV auf Anforderung bald im gesamten Kreis Schleswig-Flensburg?
Noch immer enden die Züge in Richtung Kiel in Lindaunis, wo alle Passagiere für ihren Anschluss über die Schleibrücke laufen müssen. Matz Matzen wünscht sich, dass die Arbeiten dort vorankommen. Ein weiterer Schritt in Richtung eines zukunftsfähigen ÖPNV wäre aus seiner Sicht die Ausweitung des kürzlich ausgezeichneten "Smile 24"-Konzeptes auf den gesamten Kreis Schleswig-Flensburg.
In der Schlei-Region können Fahrgäste zu jeder Tag- und Nachtzeit Bedarfsbusse für eine beliebige Route anfordern. Zwar sei das Geld überall knapp. "Wir würden aber sicherlich einiges dazutun, wenn die Signale kommen," bekräftigt Sörups stellvertretender Bürgermeister. Aber zunächst einmal will die Gemeinde die Auszeichnung zum "Bahnhof des Jahres" am 28. November vor Ort im kleinen Kreis feiern.