Schleibrücke Lindaunis: Viel Kritik an Verzögerung
Der Neubau der Schleibrücke bei Lindaunis verzögert sich durch neue Richtlinien für den Bau von Eisenbahnbrücken. Die bisherigen Pläne müssen nun überarbeitet werden.
Eigentlich sollte die neue Klappbrücke bei Lindaunis (Kreis Schleswig-Flensburg) 2025 in Betrieb genommen werden. Daraus wird vorerst aber nichts. Das Eisenbahn-Bundesamt führt derzeit neue Richtlinien für Eisenbahnbrücken ein, um sie langlebiger und sicherer zu machen. Diese Richtlinien müssen nun auch beim Bau der neuen Schleibrücke berücksichtigt werden und das führt zu Verzögerungen, wie die Deutsche Bahn jetzt mitteilte.
Neue Ausschreibung, höhere Kosten
Die neuen Anforderungen betreffen den Überbau inklusive der Brückenlager, teilte eine Bahn-Sprecherin am Mittwoch auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein mit. Diese müssen im Beton der Pfeiler verankert werden. Es gebe keine vorhandene Musterlösung, so dass umfangreiche labortechnische Materialprüfungen nötig seien, die ein Gutachter abnehmen müsse. Dann erst - geplant für diesen Sommer - könne der Neubau ausgeschrieben werden. Bis Ende des Jahres soll feststehen, welches Bauunternehmen den Zuschlag erhält und wie lange die Arbeiten dauern werden. Auch geht die Bahn davon aus, dass sich die ursprünglich vorgesehene Summe von 84 Millionen Euro erhöhen wird. Grund dafür seien schwierige Marktbedingungen und Lieferengpässe durch den Ukraine-Krieg.
Zu Fuß über die Schlei
Ein Teil der alten Brücke ist bereits entfernt. Bahnpassagiere auf der Strecke Flensburg-Kiel müssen an der Schlei aussteigen. Sie überqueren die bestehende Behelfs-Klappbrücke zu Fuß und steigen dann auf der anderen Seite wieder in einen Zug ein. Dieser Status Quo werde bis zum Ende der Bauzeit beibehalten, so die Sprecherin. Für Passanten sei die Brücke damit außerhalb der Klappzeiten uneingeschränkt nutzbar. Für Autos ist sie komplett gesperrt.
Verkehrsministerium drängt auf Fertigstellung 2026
Das schleswig-holsteinische Verkehrsministerium drängt auf einen verlässlichen Zeitplan seitens der Bahn und wirft dem Unternehmen schlechtes Management beim Neubau vor. Staatssekretär Tobias von der Heide (CDU) sagte NDR Schleswig-Holstein: "In der Tat scheint ja das eigene Regelwerk ein großes Problem zu sein. Wir werden sofort mit der Deutschen Bahn Kontakt aufnehmen. Und unser Anspruch ist, dass wir spätestens 2026 ein Bauwerk haben, das funktioniert." Die Deutsche Bahn will derzeit nicht darüber spekulieren, ob eine Fertigstellung im kommenden Jahr besten Falle denkbar ist.
Landrat Buschmann: Kosten für alle Betroffenen in der Region
Der Landrat des Kreises Schleswig-Flensburg, Wolfgang Buschmann (parteilos), nannte die Verzögerung sehr ärgerlich. Diese verursache zusätzliche Kosten für alle Betroffenen in der Region. Er sagte zu den verschärften statischen Vorgaben: "Bisher hatte ich immer volles Vertrauen in die deutsche Ingenieurskunst." Aber es lohne sich nicht, sich aufzuregen. Dies führe erfahrungsgemäß zu nichts.
Die Bahn bittet alle Betroffenen um Verständnis für die Verzögerungen, man sei sich der Bedeutung der Brücke für die Region bewusst und wolle sie so schnell wie möglich fertigstellen. Die Arbeiten an der Schleibrücke laufen seit Ende 2020.